Die Bologna-Entführung – Geraubt im Namen des Papstes

KINOSTART: 16.11.2023 • Drama • France, Germany, Italy (2023) • 134 MINUTEN
Lesermeinung
Originaltitel
Rapito
Produktionsdatum
2023
Produktionsland
France, Germany, Italy
Budget
14.100.000 USD
Einspielergebnis
3.000.000 USD
Laufzeit
134 Minuten
Kinderraub im Namen der Kirche
Von Christopher Diekhaus

Die Kirche, besonders die katholische, schrieb in den letzten Jahren immer wieder negative Schlagzeilen. Unzählige Fälle von sexuellem Missbrauch und der unrühmliche Umgang hoher Würdenträger mit den Verbrechen sorgten für große Empörung und massenhafte Austritte. Dass sich die katholische Kirche in ihrer langen Geschichte schon früher unglaubliche Dinge zuschulden kommen ließ, ist kein Geheimnis. Manche Sünden sind der breiten Öffentlichkeit aber eher weniger bekannt. "Die Bologna-Entführung – Geraubt im Namen des Papstes" greift eine ungeheuerliche wahre Begebenheit aus der Mitte des 19. Jahrhunderts auf.

Die jüdischen Eheleute Mortara (Barbara Ronchi und Fausto Russi Alesi) sind entsetzt, als Soldaten im Auftrag von Papst Pius IX. (Paolo Pierobon) in ihr Haus in Bologna eindringen und ihren siebenjährigen Sohn Edgardo (Enea Sala) nach Rom entführen. Da der Junge von seiner Amme einst heimlich getauft wurde, pocht das Oberhaupt der Kirche nun auf eine katholische Erziehung. Mit Unterstützung der liberalen Presse und der jüdischen Gemeinde machen die verzweifelten Eltern mächtig Wind. Der Pontifex indes ist fest entschlossen, Edgardo in seiner Obhut zu behalten.

Auch in seiner neuen Regiearbeit arbeitet sich der inzwischen 84-jährige Filmemacher Marco Bellocchio ("Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra") an der Geschichte seines Heimatlandes Italien ab. "Die Bologna-Entführung – Geraubt im Namen des Papstes" ist ein True-Crime-Drama in historischem Gewand, das mit prächtig ausgestatteten Bildern aufwartet. Die Selbstherrlichkeit der Kirche und ihre Machtversessenheit beleuchtet der Regisseur ebenso wie die allgemein turbulente politische Phase, in die das Geschehen eingebettet ist. Der Raub Edgardos aus seinem Elternhaus fiel nämlich in die Zeit des sogenannten Risorgimento, der italienischen Einheitsbewegung, die Kirchenstaat und Kleinstaaterei bekämpfte. Relevanz besitzt der Film zudem auch vor dem Hintergrund der Bedrohung, der sich jüdische Menschen aktuell wieder verstärkt ausgesetzt sehen.

Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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