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Streaming-Tipps der Woche: Das Werben in der englischen Oberschicht geht weiter

14.05.2024, 09.34 Uhr

In dieser Woche sucht Penelope Featherington in der dritten Staffel "Bridgerton" verzweifelt nach einem Ehemann, während Ewan McGregor zum "Gentleman in Moskau" bei Paramount+ wird. Diese und weitere Streaming-Tipps gibt es hier in der Übersicht. 

63 Millionen Haushalte in 28 Tagen nach der Premiere: Mit diesen beeindruckenden Zahlen startete die Herzschmerz-Serie "Bridgerton", basierend auf der Bestsellerromanreihe von Julia Quinn, im Dezember 2020 bei Netflix durch. Seither ist viel passiert am Adelshof. Zwei Jahre nach der zuletzt gezeigten Staffel zwei (2022) erscheint nun die dritte Staffel. Mit Penelope Featherington (Nicola Coughlan) liegt das Augenmerk dabei auf einer der wohl beliebtesten Figur des "Bridgerton"-Kosmos'. Was Paramount+, Apple TV+ und Co. in den nächsten Tagen sonst noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.

"Bridgerton", Netflix

"Bridgerton" erzählt von der gleichnamigen einflussreichen Familie, deren acht Kinder sich auf dem Heiratsmarkt der Oberschicht im England der Regency-Ära beweisen müssen. Jeder Roman und jede Staffel rückt dabei eines der Kinder ins Zentrum des Geschehens. Nach Daphne Bridgerton (Phoebe Dynevor) und Anthony (Jonathan Bailey) in den Staffeln eins und zwei wäre, gemäß den Romanen, nun ihr Bruder Benedict (Luke Thompson) an der Reihe. Doch stattdessen zieht das Team von Produzentin Shonda Rhimes die Geschichte von Penelope Featherington (Nicola Coughlan) vor.

Die junge Frau ist zu Beginn der achtteiligen neuen Staffel (Teil eins: ab 16. Mai, Teil zwei: ab 13. Juni bei Netflix) gedemütigt und allein. Ihre ehemals beste Freundin Eloise Bridgerton (Claudia Jessie) hat ihr nach einem Streit den Rücken gekehrt. Die Gewissheit, dass Penelope als Lady Whistledown auch über ihre Geheimnisse schreibt, war zu viel für sie. Auch die Beziehung zu ihrem guten Freund und heimlichen Schwarm Colin Bridgerton (Luke Newton) ist deutlich angeknackst. "Ich kann nicht länger zu Hause wohnen! Ich muss einen Mann finden", beschließt Penelope deshalb. Doch der Weg dorthin ist lang, muss die junge Frau doch zunächst an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten. Ausgerechnet Colin bietet ihr seine Hilfe an ...

"Ein Gentleman in Moskau", Paramount+

Der amerikanische Schriftsteller Amor Towles weiß, wie Bestseller funktionieren. Sein 2016 veröffentlichtes zweites Buch "Ein Gentleman in Moskau" dominierte lange internationale Bestseller-Listen. Ein schönes Beispiel, wie man literarische Klasse und ein großes, süffiges Seriendrama verbinden sollte, bietet die achtteilige Verfilmung, die am 17. Mai bei Paramount+ startet. Ewan McGregor ("Star Wars") spielt Graf Alexander Rostov, der 1922 nach der Rückkehr aus dem Pariser Exil von den Bolschewiken verhaftet und vor Gericht gestellt wird.

Normalerweise hätten die Kommunisten den verhassten Adeligen an die Wand gestellt. Weil man dem gebildeten Dandy und Lebemann aber die Autorenschaft eines einflussreichen Gedichts zuschreibt, das zur Revolution gegen das Zarenreich aufrief, wird die Strafe in lebenslangen Hausarrest umgewandelt. Dieser soll im noblen Moskauer Hotel Metropol stattfinden. Graf Rostov muss eine karge Dachkammer beziehen, kann aber seine Mahlzeiten kostenfrei im noblen Hotelrestaurant einnehmen. Er darf mit dem Barkeeper an der Theke philosophieren oder Gäste wie die berühmte Schauspielerin Anna Urbanova (McGregors Frau Mary Elizabeth Winstead) kennenlernen. Im goldenen Käfig dieses bittersüßen Lebens parliert sich Alexander durch die Jahrzehnte und wechselnde politische Systeme.

Die Verfilmung des Buches, dessen kultivierte Sprache und genüssliche Lust auf detaillierte Abschweifungen mit F. Scott Fitzgerald und Marcel Proust verglichen wurde, ist durchweg geglückt. McGregor spielt den nahbaren Dandy meisterhaft. Auch die anderen Figuren sind durch die Bank stark besetzt.

"The Big Cigar", Apple TV+

"Irgendwie ist das alles wahr. Mehr oder weniger": Dass seine Geschichte in der Miniserie "The Big Cigar" ziemlich subjektiv erzählt ist, daraus macht Black-Panther-Gründer Huey P. Newton (André Holland) keinen Hehl. In sechs Folgen widmet sich Apple TV+ ab dem 17. Mai einem spektakulären Kapitel aus dem Leben des US-Revolutionärs, in dem Hollywood, Hippies und Havanna die Kulisse bilden. Ein bisschen was ist natürlich wahr an der Geschichte, die auf einem "Playboy"-Artikel von Joshuah Bearman beruht.

Newton, der immer wieder ins Visier der Polizei geriet, drohte in den 1970er-Jahren einmal mehr eine Anklage wegen Mordes. Doch mithilfe eines Freundes gelang ihm die Flucht nach Kuba: Produzent Bert Schneider (Alessandro Nivola), hatte sich nicht nur mit preisgekrönten Filmen ("Easy Rider"), sondern auch als Polit-Aktivist einen Namen gemacht. Für "The Big Cigar" ist das eine perfekte Verbindung. Die Miniserie beschränkt sich nicht auf die hollywoodreife Flucht Newtons, sie bezieht andere Aspekte der gesellschaftlichen Veränderungen mit ein. Auch im US-Studiosystem bahnte sich eine (soziale) Revolution an.

"Player of Ibiza", ARD Mediathek

"Fünf heiße Player, eine Insel, eine Queen, 25.000 Euro und eine Frage: Wer wird 'Player of Ibiza"? – Der Sprecher aus dem Off zu Beginn der ersten Folge "Player of Ibiza" (ab 10. Mai zunächst in der ARD-Mediathek) greift zu tönenden Schlagwörtern, wie es sie auf fast allen privaten TV-Kanälen zu vernehmen gibt. "Player of Ibiza" ist ein fiktives Format, das es in sich hat – eine Serie, gemacht, um "eine kleine satirische Kritik an Reality-TV Shows zu üben", wie Regisseur und Autor Emil Belton fast ein wenig zu bescheiden erklärt.

Belton spielt Anthony, einen verwöhnten Typen aus reichem Hause, der sich selbst für einen Feministen hält. Eine Figur, die zweifellos im Gedächtnis bleiben wird. So wie seine "Player-Kollegen" Sammy Scheuritzel (spielt Muttersöhnchen Jeppe), Realitystar Arman Kashani (spielt Möchtegern-Moslem Abdel), Charles Booz Jakob (spielt erfolglosen Rapper Marvin) und Bruno Alexander (spielt "Testosteron-Pumper-Proll" Tim).

Die Kandidaten verschlägt es nicht wie erwartet auf Datingreise nach Ibiza, sondern ins beschauliche deutsche Buchholz. Dort müssen sie sich von Workshop zu Workshop hangeln. Denn der Chefredakteur des Reality-Formats Arne, genial gespielt von "Tatort"-Star Martin Brambach, will eine Pro-Frauen-Version der Datingshows inszenieren. Mit seinen Spleens und unüberlegten Spitzen verfehlt er jedoch immer wieder das Ziel einer "Feminismus Edition". Dass die fünf Player nichts von der radikalen Konzeptidee wissen, führt schließlich zu den üblichen Reality-Show-Dynamiken: Allianzen, Rivalitäten und Konflikten hinter den Kulissen ... Eine packende Storyline, die ganz und gar den Zeitgeist trifft.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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