Wurde als "Tatort"-Kommissar Flemming populär: Martin Lüttge
Fotoquelle: ARD

Martin Lüttge

Lesermeinung
Geboren
07.07.1943 in Hamburg, Deutschland
Gestorben
22.02.2017 in Plön, Deutschland
Sternzeichen
Biografie

Wenn der leicht verschrobene Kommissar Bernd Flemming von 1992 bis 1997 etwas sperrig und hemdsärmelig in Düsseldorf durch 16 "Tatort"-Folgen stiefelte, dann spielte durchaus Autobiographisches eine Rolle. Waldorf-Schüler Lüttge hatte eine Ausbildung in der Landwirtschaft absolviert, als er sich Anfang der Sechziger an der Zerboni-Schule in Gauting und an der neuen Schauspielschule München als Bühnenschauspieler erprobte. Von dieser Bodenständigkeit profitierte auch die Figur des brummeligen Eigenbrödlers im schicken Düsseldorf neben der aufgedrehten Roswitha Schreiner und Heißsporn Klaus J. Behrendt. Und nicht von ungefähr wohnte Kommissar Flemming zurückgezogen auf einem Bauernhof - ein gewünschter Kontrast zu seinem Vorgänger Horst Schimanski (Götz George), einem Hans Dampf in allen Duisburger Gassen.

Regisseur Fritz Umgelter erkannte das Talent des jungen Lüttge und holte ihn für einige Hauptrollen vor die TV-Kamera: "Bratkartoffeln inbegriffen" (1964), "Rebellion der Verlorenen" (1965), "Wie eine Träne im Ozean" (1969). Parallel dazu erhielt Lüttge 1966 ein Bühnenengagement an den Münchner Kammerspielen und machte sich dort bis 1970 als Allroundbegabung im Charakterfach und als Komödiendarsteller einen Namen. Doch auf dem Gipfel seiner Bühnenkarriere stieg Lüttge aus. Er blieb getrieben von dem Wunsch, als freier Theaterschauspieler zu arbeiten. Dieser Wunsch ging 1978 schließlich als Mitbegründer des "Theaterhof Priessenthal" in Mehring bei Burghausen in Erfüllung. Die Wurzeln und Ursprünglichkeit des Theaters faszinierten Lüttge so sehr, dass er seit 1980 für zehn Jahre als Regisseur und Autor von dörflichen Laienspielen mit einem Zelttheater durchs In- und Ausland tourte. Der Weg bis zur Gründung des Theaterhofs, auf dem Lüttge auch wohnt, war steinig. Der Ex-Ehemann von Gila von Weitershausen nahm zwischenzeitlich Engagements in Düsseldorf (bis 1974) und Stuttgart (bis 1977) an und feierte am Württembergischen Staatstheater unter Claus Peymann als Faust große Erfolge.

Trotzdem galt sein Herz lange Zeit dem Theaterhof und der freien Bühnenarbeit. Das Fernsehen war ein willkommenes Zubrot. So kehrte Lüttge nach Beendigung seines Tatort-Engagements 1996 als sympathisch-gewissenhafter Staatsanwalt Koerber in der ZDF-Serie "Koerbers Akte" auf den Bildschirm zurück. Im Kino war Lüttge in einigen frühen (Neben-)Rollen ("Wie ich ein Neger wurde", 1969; "Strohfeuer", 1972; "Zur Sache, Schätzchen", 1968) zu sehen sowie in "Der Lord von Barmbeck" (1974), "Berlinger" (1975)", als Behinderten-Heimleiter Kollakowski in "Verrückt nach Paris" (2001), und als Kommissar in dem Kinderkrimi "Schweinesand" (1996). Im Fernsehen spielte er von 1969 bis 1974 in einigen Krimi-Episoden und auch danach nur gelegentlich in Serien: "Reporter" (1988), "Der letzte Zeuge" (1998), "Die Verbrechen des Professor Capellari - In eigener Sache" (1999), "Polizeiruf 110 - Bruderliebe" (2000), "Doppelter Einsatz - Das Alibi" (2001), als Penner Alex in der Episode von "Um Himmels willen - Kleider machen Leute" (2002, mit Jutta Speidel und Fritz Wepper). Ungleich mehr war er im Fernsehspiel zu bewundern: Als dümmlich-jovialer Nazi-Scherge in dem Historienspiel "Die Wannseekonferenz" (1983), als missbrauchter Bauingenieur Kaiser in "Der kleine Staatsanwalt" (1986), als designierter Bürgermeister und Bauamtschef Lupo zwischen allen deutsch-türkischen Stühlen in "Lupo und der Muezzin" (1998).

Martin Lüttge starb am 22. Februar 2017 nach längerer schwerer Krankheit in Plön.

Weitere Filme mit Martin Lüttge: "Kriminalmuseum - Die Spur führt nach Amsterdam" (1967), "Kriminalmuseum - Komplizen" (1967), "Wölfe und Schafe" (1971), "Land", "Betreten verboten" (beide 1972), "Das blaue Hotel" (1973), "Eine Dummheit macht auch der Gescheiteste" (1977), "Zwischengleis", "Protokoll eines Verdachts", "Amor" (alle 1978), "Wo die Liebe hinfällt", "Drei Freundinnen" (beide 1979), Kinderfilm "Bananen-Paul" (1980), "Tatort - Zahn um Zahn" (1985), "Der goldene Käfig" (1986), "Tatort - Programmiert auf Mord" (1988), "Laura Ley" (1989), "Tatort - Der Mörder und der Prinz", "Tatort - Unversöhnlich", "Tatort - Tod eines Wachmanns" (alle 1992), "Tatort - Flucht nach Miami", "Tatort - Gefährliche Freundschaft", "Tatort - Deserteure" (alle 1993), "Tatort - Mord in der Akademie", "Tatort - Die Frau an der Straße", "Gefangene Liebe" (alle 1994) , "Tatort - Tod eines Auktionators", "Tatort - Herz-As", "Tatort - Die schwarzen Bilder" (alle 1995), "Tatort - Der Spezialist", "Tatort - Heilig Blut", "Tatort - Das Mädchen mit der Puppe", "Olivia - Ein Kinderschicksal bewegt die Welt", "Es geschah am helllichten Tag" (alle 1996), "Tatort - Brüder", "Koerbers Akte: Kleines Mädchen - großes Geld", "Koerbers Akte: Tödliches Ultimatum", "Mayday - Flug in den Tod" (alle 1997), "Tödliches Alibi", "Koerbers Akte: Rollenspiel" (beide 1998), "Mein Freund der Wolf" (1999), "Tatort - Direkt ins Herz", "Liebesschuld" (beide 2000), "Sag einfach ja!" (2001), "Flamenco der Liebe", "Im Schatten der Macht", Katz und Hund" (alle 2002), "Mein Weg zu Dir", "Polizeiruf 110 - Verloren" (beide 2003), "Propaganda", "Utta Danella - Das Familiengeheimnis" (beide 2004), "Neue Freunde, neues Glück", "Der Judas von Tirol", "Wen die Liebe trifft ..." (alle 2005), "Die Pferdeinsel", "Forsthaus Falkenau - Alte Heimat ganz neu" (beide 2006), "Forsthaus Falkenau: Gefangen auf Teneriffa" (2007), "Bittere Kirschen" (2011).

Filme mit Martin Lüttge

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