12.03.2024 Balkonkraftwerke im Check

Unabhängiger mit Solarenergie

Von Anne Richter
Balkonkraftwerke sind inzwischen an vielen Häusern zu sehen.
Balkonkraftwerke sind inzwischen an vielen Häusern zu sehen. Fotoquelle: GettyImages/Maryana Serdynska

Solarenergie ist, spätestens seitdem es sogenannte Balkonkraftwerke gibt, auch in privaten Haushalten immer weiter verbreitet. Wir stellen, unterstützt von Martin Brandis, Referent für Energieberatung beim Verbraucherzentrale Bundesverband e.V., die gängigen Möglichkeiten vor.

Wer eigenen Strom produziert und verbraucht, muss weniger Strom über seinen Anbieter beziehen. Um die Energie der Sonne zu nutzen, eignet sich entweder ein Balkonkraftwerk – auch Steckersolar genannt – oder eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. „Bevor Privatleute sich für eine Lösung entscheiden, sollten sie mit einem Energieberater sprechen“, rät Martin Brandis. Der Referent für Energieberatung empfiehlt seine Kollegen von der Energieberatung der Verbraucherzentrale als Informationsquelle. Unter anderem gibt es eine kostenlose Telefonberatung, gegen eine Eigenbeteiligung von 30 Euro kann auch ein Berater nach Hause kommen. Zudem bieten einige Länder und Kommunen Beratung an. „Viele Fragen lassen sich schon am Telefon klären“, sagt Brandis.

Module am Balkon

Zum Beispiel, ob man ein Balkonkraftwerk einfach anbringen darf und sollte. „Mieter brauchen die Erlaubnis des Vermieters“, erklärt der Experte. Ansonsten kann ein geschickter Heimwerker so ein Mini-Kraftwerk selbst anbringen, sollte aber auf eine sinnvolle Ausrichtung zur Sonne sowie eine mögliche Verschattung durch umliegende Gebäude oder Bäume und auf Windlasten achten. Die Module gibt es im Fachhandel, oft online, manchmal auch über Supermärkte oder Baumärkte. Außerdem wird ein Wechselrichter benötigt. „Derzeit gilt für Steckersolar eine Obergrenze von 600 Watt Wechselrichterleistung“, sagt Brandis. Der Wechselrichter wandelt den Gleichstrom aus den Modulen in Wechselstrom für den Verbrauch um. Soll der Strom ins öffentliche Netz eingespeist werden, muss momentan ein entsprechender Stromzähler vorhanden sein, oft wird dann ein Zweirichtungszähler eingebaut. „Der Gesetzgeber arbeitet in diesem Punkt an einer Vereinfachung, künftig soll die Pflicht zu einem Zählerwechsel bereits vor Anschluss des Steckersolargeräts wegfallen“, sagt Brandis. Wann die Neuregelung kommt, steht aber noch nicht fest. Meist wird der Strom aus dem Balkonkraftwerk ohnehin größtenteils selbst verbraucht, etwa für Geräte im Haushalt, die zeitgleich laufen, wie Kühlschrank oder die Klimaanlage im Sommer. Auch in die Batterie eines E-Autos kann der Strom fließen. Wichtig: Auch Balkonkraftwerke müssen beim lokalen Netzbetreiber angemeldet sowie beim Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registriert werden.

Mehr Ertrag mit PV-Anlage

So praktisch Balkonkraftwerke sind: „Wer die Möglichkeit hat, eine große Photovoltaikanlage auf dem Hausdach zu installieren, sollte das tun“, rät Martin Brandis. Das Verhältnis zwischen Anschaffung und Ertrag falle in der Regel besser aus, meist seien die Bedingungen auf einem schrägen Dach mit halbwegs passender Ausrichtung deutlich besser als an Balkon oder Fassade. Die Leistung großer Anlagen wird in Kilowatt Peak (kWp) angegeben und beschreibt die Spitzenleistung der Anlage unter Standardbedingungen. „Pro Kilowatt Peak sollten Verbraucher mit Kosten von 1500 bis 2000 Euro rechnen“, gibt Brandis einen groben Richtwert. Je größer die Anlage wird, desto weniger steigen die Kosten für mehr Leistung. Mehr Module erhöhen den Preis irgendwann nicht mehr so stark. „Eine Anlage mit zehn kW Peak braucht etwa 60 bis 70 Quadratmeter Fläche“, sagt Brandis. Das lasse sich auf vielen Dächern realisieren. Wie beim Balkonkraftwerk auch spielen allerdings mögliche Verschattungen, der Wegfall von Fläche durch Dachfenster oder unterschiedliche Neigungen wegen Gaubendächern eine Rolle für die nutzbare Fläche. „Auf einem normalen, geneigten Dach mit Ziegeln ist die Installation in der Regel unproblematisch“, erklärt Brandis. Unter Umständen können auch hier Wind- oder Schneelasten eine Rolle spielen, dazu könnten Experten beraten. Momentan liegt die Einspeisevergütung (Inbetriebnahme der Anlage ab 1. Februar 2024) bei 8,11 Cent pro kWh bis zu 10 kW Peak, darüber hinaus bei 7,03 Cent pro kWh. Bei einer Anlage mit 15 kWp ergäbe sich also ein Durchschnitt von 7,75 Cent pro Kilowattstunde, wie die Verbraucherzentrale auf ihrer Homepage vorrechnet. Diese Werte gelten für Anlagen, bei denen ein Teil des Stroms selbst verbraucht wird, wenn also keine Volleinspeisung erfolgt.

„Viele Verbraucher entscheiden sich für eine Photovoltaikanlage, um unabhängiger von Versorgern zu werden“, sagt der Experte von der Verbraucherzentrale. Vollständige Autarkie sei meist nicht realisierbar, aber wenn es gelinge, viel Strom selbst zu produzieren und zu verbrauchen – etwa durch Nutzung von Waschmaschine und anderen Geräten, wenn gerade die Sonne scheint – mache das schon etwas aus. Batteriespeicher hingegen lohnen sich nach seiner Erfahrung für private Haushalte nur bedingt, da die Anschaffungskosten noch recht hoch sind. Auch dazu können aber Energieberater individuell Rat geben.

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