Nathalie Baye sammelte zeitweise Césars wie andere Briefmarken
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Nathalie Baye

Lesermeinung
Geboren
06.07.1948 in Mainneville, Normandie, Frankreich
Alter
75 Jahre
Sternzeichen
Biografie

Wer erinnert sich nicht an das kleine Scriptgirl aus François Truffauts "Die amerikanische Nacht" - das war Nathalie Baye 1972. Truffaut selbst sagt: "Die Unzahl von Charakteren gab mir die willkommene Gelegenheit, so interessanten Darstellern wie Jean-François Stévenin oder der jungen Nathalie Baye, deren erster Film dies war, zum Durchbruch zu verhelfen, auch Jacqueline Bisset übrigens."

Nathalie Baye brachte später das Kunststück fertig, dreimal in Folge den höchsten französischen Filmpreis zu gewinnen, den César: 1981 für die beste Nebenrolle in "Rette wer kann (das Leben)" (1979) von Jean-Luc Godard, 1982 für die beste Nebenrolle in "Eine merkwürdige Geschichte" (1981) von Pierre Granier-Deferre und 1983 für die beste Hauptrolle in "La Balance - Der Verrat" (1982) von Bob Swaim. Doch der Weg dahin war keineswegs geradlinig. Nathalie Baye kam erst nach kleinen Umwegen zum Film. In ihrer Jugend versuchte sie es zunächst mit klassischem Ballett. Schon in sehr frühem Alter nahm sie Tanzstunden, zuerst in Paris, dann in New York. Aber schon mit Anfang 20 wechselte sie das Fach und konzentrierte sich auf die Schauspielerei. Einer ihrer ersten Filmauftritte war eine winzige Nebenrolle in "Zwei Menschen unterwegs" (1973) von Robert Wise. Die Hauptrolle spielte Peter Fonda.

Dann kam François Truffaut und bot Nathalie Baye eine Nebenrolle in "Die amerikanische Nacht" an. Als Script-Girl Joëlle hat sie ein paar schöne Auftritte, den schönsten, als der schüchterne Bernard Menez sie in der Ungestörtheit des Flussufers fragt, ob sie Lust auf einen Quickie habe. Er ist zutiefst verstört, als sie dann mit der größtmöglichen Selbstsicherheit und Natürlichkeit sagt: "Ja, klar!" Sie war in dem Film trotz der kleinen Rolle aufgefallen, die Kritik hat sie bemerkt, doch mehr bewirkte diese Rolle damals nicht. Es war der Anfang von vielen kleinen präzisen Auftritten vor der Kamera. Dazwischen gab es auch mal Leerlauf.

Nathalie Bayes private Beziehung zu dem schwierigen Schauspieler Philippe Leotard bringt sie nicht weiter. Philippe ist kein Macho, er ist liebevoll und zärtlich, wenn er gerade nüchtern ist. Doch das ist er nicht oft. Immerhin neun Jahre lang dauert das Verhältnis, später ist Nathalie die Lebensgefährtin von Johnny Halliday. Die Tochter der beiden, Laura, kommt 1983 zur Welt. Nach "Die amerikanische Nacht", einer Reihe von TV-Auftritten und einigen Nebenrollen wie in "Die Ohrfeige" (1974) mit Isabelle Adjani und Lino Ventura bekam Nathalie Baye 1978 erneut von François Truffaut einen Karriereschub, als er sie für die Hauptrolle seines stillen Psycho-Dramas "Das grüne Zimmer" auswählte. Er sagt: "'Das grüne Zimmer' gab mir Gelegenheit, Nathalie Baye, die noch immer auf ihren wirklichen Durchbruch wartete, ein bisschen bekannter zu machen. Ich glaube, nach diesem Film ging es mit ihr wirklich aufwärts. Sie bekommt jetzt sowohl in Komödien als auch in ernsten Filmen Rollen angeboten, denn sie hat bewiesen, dass sie eine großartige Schauspielerin ist." Im Folgejahr bot sie in "Rette wer kann (das Leben)" eine erstmals césargekrönte Leistung bei der anderen Legende der nouvelle vague, Jean-Luc Godard.

Nun hagelte es gute Rollen, und seither hat Nathalie Baye mit zahlreichen bedeutenden französischen Regisseuren zusammengearbeitet. Für Bertrand Tavernier spielte sie eine gestresste Schullehrerin in "Ferien für eine Woche" (1980), für Claude Goretta machte sie den Film "Die Verweigerung" (1980), unter Bertrand Blier stand sie in "Ausgerechnet ihr Stiefvater" neben dem viel zu früh verstorbenen Patrick Dewaere vor der Kamera, und wieder für Godard erschien sie in dem skurrilem "Détective" (1984) mit Jean-Pierre Léaud und Claude Brasseur.

Mehrfach sah man Nathalie Baye neben Gérard Depardieu, so in "Die letzte Frau" (1975) oder in Martin Vignes "Die Wiederkehr des Martin Guerre" (1982), der wahren Geschichte eines Kriegsheimkehrers, der sich dreist als Ehemann einer Kriegswitwe ausgibt. Die Story wurde 1993 von Jon Amiel unter dem Titel "Sommersby" mit Richard Gere und Jodie Foster neu verfilmt. 1984 war Depardieu in "Enthüllung" von Philippe Labro erneut ihr Partner, dann zehn Jahre später wieder in "Die Maschine" von François Dupeyron. "From Time To Time" (1992) von Jeff Blyth war ein 18-minütiger Sciencefiction-Film, in dem außer Depardieu und Baye noch solche Größen wie Michel Piccoli, Jeremy Irons, Franco Nero, Jean Rochefort und Robin Williams mitspielten.

Für Piccoli, den großen französischen Schauspieler, ist sie eine der ganz besonders reizvollen Figuren des Kinos: "Nathalie ist sanft, weich, doch auch bestimmt, spitzbübisch und zugleich ein Kumpel. Dann wieder schaut sie einen mit durchdringendem Blick an, dass man unwillkürlich nachdenkt, was man eben falsch gemacht hat." Weitere bemerkenswerte Rollen hatte Nathalie Baye in "Brennender Sommer" (1987) von Robert Enrico, "Weekend für zwei" (1989), dem Regie-Debüt von Nicole Garcia, ferner in der amerikanischen Produktion "Und das Leben geht weiter" (1993) von Roger Spottiswoode. Außerdem sah man sie (als sie selbst) in dem Dokumentarfilm "François Truffaut - Geraubte Portraits" (1993) von Serge Toubiana und Michel Pascal.

Weitere Filme mit Nathalie Baye: "Faustine" (1971), "Die Qual vor dem Ende" (1974), "Mado" (1976), "les voyages de noces" (1976), "Le plein de super" (1976), "Familienfest" (1976), "Monsieur Papa" (1977), "Der Mann, der die Frauen liebte" (1977), "Meine erste Liebe" (1978), "La mémoire courte" (1979), "Je vais cracker!!!" (1980), "Ausgerechnet ihr Stiefvater" (1981), Geheimaktion Marseille" (1981), "Verheiratet mit einem Toten" (1993), "Honeymoon" (1984), "Geschichte eines Lächelns" (1984), "Rive doite, rive gauche" (1984), "Beethoven" (1985), "In aller Unschuld" (1987), "Ein Sommer an der See" (1990), "Le pinceau à lèvres" (1990), "The Man Inside - Tödliche Nachrichten" (1990), "Bittere Wahrheit" (1991), "La voix" (1992), "La Mere" (1995), "Kinder des Scheusals" (1996), "Food of love" (1997), "Si je t'aime... prends garde a toi" (1998), "Paparazzi - Fotos um jeden Preis" (1998), "Eine pornographische Beziehung", "Schöne Venus" (1999), "Die Frau des Chefs" (2000), "Ca ira mieux demain" (2000), "Barnie et ses petites contrariétés" (2000), "Absolutment fabuleux" (2001), "Catch Me If You Can", "Ein langer Weg in die Freiheit" (beide 2002), "Die Blume des Bösen", "Gefühlsverwirrungen" (beide 2003), "Eine fatale Entscheidung" (2005), "Kein Sterbenswort", "La Californie" (beide 2006), "Les bureaux de Dieu", "Passe-passe", "Marie-Octobre" (alle 2008), "Small World", "Bezaubernde Lügen" (beide 2010), "Laurence Anyways" (2012).

Filme mit Nathalie Baye

2022
Downton Abbey II: Eine neue Ära
Drama
2017
Von links: Medhi (Tarek Boudali), Augustin (Julien Arruti) und Greg (Philippe Lacheau) haben sich auf Alibis spezialisiert.
Alibi.com
Komödie
2016
Einfach das Ende der Welt
Drama
2012
Laurence Anyways
Drama
2010
Small World
Drama
2010
Bezaubernde Lügen
Komödie
2009
Visage
Komödie
2008
Passe-passe
Komödie
2008
Marie-Octobre
Téléfilm dramatique
2008
Cliente
Drama
2006
La Californie
Drama
2006
Kein Sterbenswort
Thriller
2005
Eine fatale Entscheidung
Drama
2005
Die Ohrfeige
Komödie
2005
Die Entscheidung
Melodram
2003
Une vie à t'attendre
Komödie
2003
Gefühlsverwirrungen
Liebesdrama
2003
Die Blume des Bösen
Drama
2002
Gräfin Diane von Breynes (Nathalie Baye) will den Tod ihres Mannes rächen
Ein langer Weg in die Freiheit
Historiendrama
2002
Catch Me If You Can
Krimikomödie
2000
Die Frau des Chefs
Sozialdrama
2000
Ça ira mieux demain
Komödie
2000
Barnie et ses petites contrariétés
Komödie
1999
Schöne Venus
Komödie
1999
Eine pornographische Beziehung
Drama
1998
Paparazzi - Fotos um jeden Preis
Komödie
1996
Auf zum Gefecht: François Cluzet, Nathalie Baye, Molly Ringwald und Anémone (v.l.) als Geschwister
Kinder des Scheusals
Schwarze Komödie
1994
Die Maschine
Fantasythriller
1993
Und das Leben geht weiter
Dokudrama
1990
Weekend für zwei
Familiendrama
1990
Ein Sommer an der See
Tragikomödie
1989
The Man Inside - Tödliche Nachrichten
Thriller
1987
Ein wenig kürzer bitte noch! Michel Serrault und Suzanne Flon
In aller Unschuld
Kriminalfilm
1985
Détective
Krimifarce
1982
La Balance - Der Verrat
Polizeifilm
1982
Die Wiederkehr des Martin Guerre
Drama
1980
Rette wer kann (das Leben)
Episodenfilm
1980
Ferien für eine Woche
Drama
1978
Das grüne Zimmer
Psychodrama
1977
Der Mann, der die Frauen liebte
Drama
1975
Du wirst meine letzte Frau sein! Gérard Depardieu und Ornella Muti
Die letzte Frau
Melodram
1974
Die Ohrfeige
Tragikomödie
1972
Ach, als Schauspielerin hat man's schwer!
Jacqueline Bisset
Die amerikanische Nacht
Drama

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