Komödie bei 3sat

"Alles Schwindel": Charmanter Schmarrn aus Österreich

von Jens Szameit

Wiener Volten wie bei Billy Wilder: Wolfgang Murnberger inszenierte eine über die Maßen spritzige und angenehm sinnfreie Kunstraub-Farce.

3sat
Alles Schwindel
Komödie • 26.02.2019 • 20:15 Uhr

Mit Kunstraub kommt man auch auf keinen grünen Zweig mehr. Angeblich soll die panische Mutter rumänischer Diebe sogar mal Meisterwerke von Picasso und Gauguin im Badezimmer-Ofen verbrannt haben, weil sich kein Abnehmer für die Beute finden ließ. Welch ein Wahnsinn! Die Drehbuchschreiber Uli Brée und Rupert Henning würden daraus wahrscheinlich im Handumdrehen eine fulminante Komödie zaubern, hätten sie nicht eine ganz ähnliche Idee schon zu Papier gebracht.

Der Österreicher Wolfgang Murnberger inszenierte nach ihrem Buch "Alles Schwindel" (2012) mit dem gewohnten Esprit und Schmäh. Gut, dass einem auch hierzulande ein solch bezaubernder Nonsens dank dieser 3sat-Wiederholung nicht vorenthalten bleibt.

Was den Museumswärter Albert Wolf (Udo Samel) dazu bewogen hat, Gustav Klimts weltberühmtes Werk "Der Kuss" zu fälschen und dann heimlich gegen das Original in der Wiener Galerie Belvedere zu tauschen? "Mir war fad, und ich mal halt gern." Eh klar. Und logisch, dass das Ganze chaotische Verwicklungen nach sich zieht. Zumal die unerkannte "Kuss"-Kopie des Nachts von einem Räuber entwendet wird. Wärter Wolf, der zur Tatnacht Dienst tut, erleidet vor Schreck einen leichteren Herzinfarkt. Begreiflich. Das Bild will er auch unbedingt wiederhaben: Es ist ja schließlich seins. Ein echtes Wolf-Original, diese Klimt-Fälschung! Verwirrend.

Zur Seite steht ihm Tochter Isabell (Ursula Strauss), eine ambitionierte Modedesignerin, die aus Paris nach Wien geeilt ist und gar nicht fassen kann, was der Papa da alles angestellt hat während ihrer Abwesenheit. Noch mehr geht der hochallergischen Haute-Couture-Zicke aber auf den Zeiger, dass ständig der verarmte deutsche Adelige Leopold von Hohensinn (Benno Fürmann) ihre Wege kreuzt. Dem tapsigen Blaublüter kommt der Raub sehr zu Pass: Da "Der Kuss" eine Leihgabe aus Familienbesitz ist, spekuliert er auf die Versicherungssumme, die ihn sanieren und eines usbekischen Grobians entledigen würde, der sich – wiewohl Älter an Jahren – als Poldis Adoptivsohn ins Adelsgeschlecht einkaufen will. Zur Not auch mit roher Gewalt.

Was soll man sagen? Diese ganzen Zufälle und Volten sind natürlich exakt so entrückt und saudoof, wie sie sich lesen. Und gerade deshalb ist diese herrlich altmodische Farce voller Wienerischer Weisheiten ("Das Herz ist ein Hund!") vom "Knochenmann"- und "Silentium"-Regisseur Wolfgang Murnberger auch die köstlichste TV-Unterhaltung, die sich denken lässt. Früher machte mal Billy Wilder solch rasante, fesche Filme in Hollywood. Und ein so vorzügliches Ensemble wie Benno Fürmann, Udo Samel, Bibiana Zeller und die hierzulande kaum gewürdigte Ursula Strauss hätte der Screwball-Meister garantiert zu schätzen gewusst.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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