Netflix-Film

"Betonrausch": Zum deutschen "Wolf Of Wall Street" fehlt ein gutes Stück

von Julian Weinberger

Die Berliner Immobilienhaie Viktor (David Kross) und Gerry (Frederick Lau) ergaunern sich in "Betonrausch" ein beträchtliches Vermögen. An Stars fehlt es dem neuen deutschen Netflix-Film nicht, mehr als solide Unterhaltung hat er aber nicht zu bieten. 

"Wir stehen für Sicherheit, Kontinuität und Vetrauen", heißt es ganz zu Beginn in einer schicken Designervilla am Rande von Berlin. Das garantieren die zwei aufstrebenden Immobilienmakler Viktor Stein (David Kross) und Gerry Falkland (Frederick Lau) in einem Hochglanz-Werbespot. Die Realität im deutschen Netflix-Film "Betonrausch" (ab 17. April) sieht aber ganz anders aus. Der Boden des Wohnpalastes – man kann es nicht anders sagen – ist gepflastert mit Schnapsleichen. Dazu liefern Champagnerflaschen, Koksreste und knapp bekleidete Damen das Zeugnis einer offensichtlich wilden Partynacht.

Damit ist die Essenz des Lebens, das Viktor und Gerry führen, auch schon treffend umrissen. Neben dem mondänen Haus, teuren Autos und glitzernden Klunkern gehören dazu Sex, Drugs und Rock'n'Roll – alles, was man sich eben unter dem prototypischen Leben von jungen Immobilienhaien vorstellt. Denn eines ist schon zu Beginn des zweiten deutschen Netflix-Films klar: Mit ehrenwerten Mitteln hat sich das Duo das Geld für ihren verschwenderischen Lebensstil sicher nicht verdient.

Wie genau Viktor und Gerry zu ihrem zweifelhaften Reichtum gekommen sind, erzählt "Betonrausch" in Rückblenden. Es ist unter anderem zu sehen, wie Viktor seinen geliebten Vater, ein Malermeister, der sich und seinen Sohn gerade so über Wasser verhält, verlässt und gen Berlin zieht. In der deutschen Hauptstadt angekommen, mietet er sich mit gefälschten Papieren ein Luxusappartement, lässt darin Schwarzarbeiter leben und kassiert eine Stange Geld – der Beginn eines ertragreichen Geschäfts. Bald schon regnen die Scheinchen gerade zu vom Himmel. Daran haben auch der Hochstapler Gerry und dessen alte Bekannte, die Bankberaterin Nicole (Janina Uhse), wesentlichen Anteil. Doch die wachsende Gier macht das Trio unvorsichtig.

Detlev Buck, Peri Baumeister, Sophia Thomalla, Janina Uhse und natürlich allen voran David Kross ("Der Vorleser") und Frederick Lau ("Das perfekte Geheimnis"): Für seinen Film konnte Regisseur Cüneyt Kaya zahlreiche prominente Gesichter gewinnen. Doch große Namen alleine machen noch keinen guten Film. Lau und Kross, die bereits in "Simpel" gemeinsam vor der Kamera standen, harmonieren zwar erneut gut. Die Intensität des Dramas von 2017 erreichen die beiden im Zusammenspiel aber nicht, was vor allem am ziemlich klischeehaft geratenen Drehbuch liegt. Betrüger, die wegen ihrer überbordenden Gier jegliches Maß und Ziel verlieren und dem Größenwahn verfallen, hat man bereits zur Genüge gesehen.

Dennoch: Auch wenn "Betonrausch" es nicht vermag, dem Genre neue Facetten abzugewinnen, sorgt der 90-Minüter für solide Unterhaltung. Dazu trägt nicht zuletzt Frederick Lau bei, dessen schelmischem Bubengrinsen man einfach nicht widerstehen kann. Zum deutschen "Wolf Of Wall Street" fehlt am Ende aber doch ein gutes Stück.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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