"Die Story im Ersten"

Wie auf den Wirecard-Crash gewettet wurde

von Jasmin Herzog

Es ist der wahrscheinlich größte Finanzskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte: Einst galt Wirecard als Vorzeige-Erfolgsgeschichte, doch mittlerweile ist nur noch ein Scherbenhaufen von dem vormalig florierenden Finanzdienstleister übrig. Wie es zu dem krachenden Absturz samt Bilanzbetrug und einem flüchtigen Top-Manager kam, ist noch größtenteils ungeklärt.

ARD
Die Story im Ersten: Der Fall Wirecard – Von Sehern, Blendern und Verblendeten
Dokumentation • 07.12.2020 • 20:15 Uhr

Aus dem Zusammenbruch des Aschheimer Unternehmens gingen 3,2 Milliarden Euro Schulden hervor; auch Politik und Aufsichtsbehörden könnten in den Fall verwickelt sein. Während ein Untersuchungsausschuss das Ausmaß klärt, zeigt das Erste unter dem Titel "Der Fall Wirecard – Von Sehern, Blendern und Verblendeten" eine Doku zum Skandal.

Der Film erzählt den Wirecard-Niedergang aus der Perspektive jener, die den Crash schon lange hatten kommen sehen – und darauf wetteten. Jene Shortseller genannten Börsenspekulanten, die auf den Fall von Kursen setzen, wussten schon seit Jahren, dass bei Wirecard Betrug im Spiel ist. Und dass das Ganze irgendwann hochgehen würde. Sie sollten richtig liegen: Wirecard crashte, viele verloren Vermögen, während die Shortseller – oft vom Unternehmen und den Behörden angegriffen – absahnten.

Warum, so fragt die Reportage der Autoren Arne Meyer-Fünffinger, Philipp Grüll, Josef Streule und Sabina Wolf, griffen Politiker und Wirtschaftsprüfer nicht ein? Warum durften die Wirecard-Manager ihre unlauteren Geschäfte fortführen – wo doch die Shortseller-Experten genau darum wussten? Und wie war die Bundesregierung involviert? Der Film dokumentiert "ein Multi-Organ-Versagen von Kontrolleuren und Politik, das im Lichte der Aussagen der Spekulanten umso unglaublicher erscheint", wie es in der Ankündigung der ARD heißt.

Einblicke gibt es dabei auch ins System Wirecard: Die Geschichte von der Tech-Firma, die rasend schnell in den DAX aufstieg und aus der bayerischen Provinz heraus zum Internet-Global-Player werden sollte, wurde allerseits gern geglaubt. Im Mittelpunkt steht dabei ein Vorstandschef, dem es anscheinend gelang, alle zu blenden – und der schon früh auf Risiko spielte. An seiner Seite ein Vorstand, der sogar Kontakte zum Geheimdienst pflegte, wie es heißt. Die ARD-Doku zeigt eine Story wie aus dem Hollywood-Drehbuch. Kein Wunder, dass auch andere sie auf die Bildschirme bringen wollen: Sky arbeitet an einer Doku und Mini-Serie über den Skandal; und auch TVNOW, der Streaming-Dienst von RTL, plant ein 90-minütiges Dokudrama.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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