Erste Folge "Dörte muss weg"

"Die drei von der Müllabfuhr": Neue ARD-Reihe mit Mief

von Eric Leimann

Als Müllmann Werner Träsch (!) grantelt sich Uwe Ochsenknecht durch den Berufsalltag - und hat doch sein Herz am rechten Fleck. Sympathische, aber doch recht vorhersehbare neue Komödien-Reihe in der ARD.

ARD
Die drei von der Müllabfuhr – Dörte muss weg
Komödie • 29.03.2019 • 20:15 Uhr

Das Schiff von Werner (Uwe Ochsenknecht), den seine Kollegen "Käpt'n" nennen, ist groß, orange und trägt die Aufschrift "Mülltitalent". Seine Hohheitsgewässer: die Straßen von Berlin. Werner, knapp 60, ist altgedienter Müllmann. Mit seinen Kollegen Ralle (Jörn Hentschel), einem gescheiterten Mathematiker, sowie dem jungen Bodybuilder und Frauenhelden Tarik (Daniel Rodic) ist der Käpt'n auf Entsorgungstour. Und das soll, wenn es nach ihm gut, trotz arger Rückenprobleme, noch lange so bleiben. Der Fortschritt macht allerdings auch vor sozialromantischen, schmutzigen Job wie der Stadtreinigung nicht halt. Informatikerin Hanna Keller (Inez Bjørg David) arbeitet im Auftrag einer fiesen Unternehmensberatung an einem Müllroboter, Arbeitstitel: The Dirty One, kurz Dörte. Die Strategie hinter dem Projekt dürfte klar sein. Nicht nur der Müll, sondern auch die menschlichen Kollegen in Orange sollen demnächst entsorgt werden. Warum nicht mal Müllmänner statt immer nur Kommissare, Anwälte und Ärzte? "Die drei von der Müllabfuhr – Dörte muss weg" ist der Auftaktfilm zu einer ARD-Freitagsreihe mit Uwe Ochsenknecht. Am darauffolgenden Freitag, 5. April, geht es mit der sympathischen, wenn auch recht vorhersehbaren Sozialschnorre weiter. Dann ist Dörte schon wieder Geschichte und es heißt: "Die drei von der Müllabfuhr – Baby an Bord".

Eine neue Komödien-Reihe mit Uwe Ochsenknecht? Da weiß man, was man kriegt. Werner Träsch – haha, welch sprechender Name – ist eine Figur, wie man sie aus tragikomischen TV-Stücken der letzten Jahre kennt. Ochsenknecht, mittlerweile selbst 63, spielt mal wieder einen aus seiner Zeit fallender Grantler, der ja eigentlich das Herz auf dem rechten Fleck trägt. Selbstredend hat das Knittergesicht mit Fusselfrisur stets Schwierigkeiten, das zu zeigen. Ochsenknechts Müll-Käpt'n, dem ihm die Drehbuchautoren Christian Krüger und Barry Thomson sowie Regisseur Edzard Onneken ("Hotel Heidelberg") auf den Leib inszenierten, ist nun auch wieder so eine Figur: ein Witwer, der daheim mit der Urne seiner Frau spricht, von der er sich nicht trennen kann.

Natürlich vollbringt der Käpt'n dennoch überall gute Taten. Dem alten, kettenrauchenden Kollegen sortiert er zwischen zwei Mülltonnen die Tabletten. Die nette "Späti"-Besitzerin von nebenan (Adelheid Kleineidam) wird gegen ingnorante Bauarbeiter verteidigt, die der Kleinunternehmerin das Geschäft kaputt machen wollen. Müllmänner als Robin Hoods des Großstadt-Forest.

Das Problem der neuen ARD-Reihe ist, dass alle Entwicklungen von Plot und Charakteren so ein bisschen vorhersehbar sind. Wenn es schon so sein soll – Komödien leben schließlich auch ein bisschen von Klischees – sollten solche Filme zumindest im szenischen Detail überraschen. So wie in einer anderen neuen ARD-Komödienreihe, "Toni, männlich, Hebammme" ohne Kommissare und Anwälte, wo die etwas polterige Grundidee durch sehr viel feine, authentische Kommunikation seines Personals interessant geriet.

Weil bei "Die drei von der Müllabfuhr" sowohl die anrührenden wie auch die lustigen Szenen alle so ein bisschen bekannt vorkommen, wirkt die sozialromantische ARD-Komödie aus der Welt Berliner Müllmänner etwas zahnlos. Das "schmutzige" Image deutscher Stadtreinigungen konnten originelle Werbekampagnen mit Sprüchen wie "We kehr for you" oder "Eimer liebt Dich" über die letzten Jahre effizient aufpolieren. Die Fiktionalisierung des bodenständigen Berufsstandes geriet der ARD nun aber leider etwas miefig.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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