"Egon Schiele – Tod und Mädchen"

Ein Künstler und die Frauen

von John Fasnaugh

Das fesselnde Biopic "Egon Schiele – Tod und Mädchen" würdigt den seinerzeit oft angefeindeten österreichischen Maler – und kommt dabei trotz viel nackter Haut ohne jeden Voyeurismus aus.

3sat
Egon Schiele – Tod und Mädchen
Drama • 31.10.2020 • 23:44 Uhr

Künstler-Biopics sind derzeit schwer in Mode. Hier bekommt der österreichische Expressionist Egon Schiele (1890 – 1918) ein filmisches Denkmal gesetzt. Noah Saavedra übernahm die Rolle des Malers. Er versteht es, Schieles aufgewühltes Leben in Zeiten des Ersten Weltkriegs dem Zuschauer näherzubringen, und das mit viel natürlichem Charme. Vor allem geht es dabei um die Frauen – denn das Wort Frau existierte für Schiele nur im Plural. Schon seines Berufes als Aktzeichner wegen. Nachdem kunstbeflissene Zuschauer Dieter Berners Drama "Egon Schiele – Tod und Mädchen" 2016 bereits im Kino sehen konnten, folgt jetzt die Free-TV-Premiere auf 3sat.

Egon Schiele wurde nur 28 Jahre alt, er starb 1918 kurz nach seiner damals schwangeren Ehefrau Edith (im Film dargestellt von Marie Jung) an der Spanischen Grippe in Wien. Doch bis zu seinem frühen Tod hinterließ er einen bleibenden Eindruck in der Kunstszene – er galt neben Gustav Klimt (Cornelius Obonya), einem Freund und Förderer, als einer der großen Stars der Wiener Moderne. Um die Schauwerte von Schieles Arbeit im Film darzustellen, bedarf es nicht viel, Regisseur Dieter Berner (verfasste mit Ehefrau Hilde auch das Drehbuch) genügen dazu schon ein paar nackte Frauen.

"Egon Schiele – Tod und Mädchen" ist jedoch mehr als ein Film über einen Mann, der fasziniert war von der unverhüllten Weiblichkeit. Das erstaunlich unerotische Drama zeigt Schiele als unbedingten Künstler, der eben dorthin ging, wohin seine vielen Musen ihn führten – auch wenn das bedeutete, dass er sich selbst ins gesellschaftliche Abseits manövrierte. Anfeindungen, Anklagen und Ächtung wegen vermeintlicher Unsittlichkeit gehören zu seiner Geschichte ebenso wie die Wertschätzung als einer der bedeutendsten Künstler Österreichs. Eine spannende Figur, eingefangen in einem fesselnden, hinreißend gespielten und überhaupt sehr unterhaltsamen Film, der nicht nur Kunstliebhabern gefallen wird.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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