"Good Omens"

Der verrückteste Weltuntergang, den es je gab

von Annekatrin Liebisch

Nicht nur Fans von Neil Gaiman und Terry Pratchett dürfen sich freuen: Mit dem Amazon-Original "Good Omens" macht der Weltuntergang so viel Spaß wie lange nicht mehr.

6.023,5 Jahre kennen sich Engel Erziraphael und Dämon Crowley nun schon. Seit der Sache mit dem Apfel im Garten Eden damals, kurz nachdem am 21. Oktober 4004 vor Christus um 9.13 Uhr die Welt erschaffen wurde. Seither lebten die beiden unter den Menschen, schickten gelegentlich Berichte darüber, wie sie ihre Mitmenschen zu guten respektive schlechten Taten inspiriert haben, an ihre jeweilgen Chefs und konnten ansonsten recht unbehelligt das Leben auf der Erde genießen. Und das soll jetzt einfach so vorbei sein, nur weil die Hölle den Antichristen hochgeschickt hat und der Himmel kein Interesse daran zu haben scheint, einen Krieg zu verhindern? Nix da: Mit "Good Omens" zeigt Amazon ab 31. Mai die wohl ungewöhnlichste Weltrettungsmission der Serien-Geschichte.

Ungewöhnlich ist daran bereits die Produktionsgeschichte: Zu Papier gebracht wurde der Roman "Ein gutes Omen. Die freundlichen und zutreffenden Prophezeiungen der Hexe Agnes Spinner" 1990 von keinen Geringeren als Terry Pratchett, der damals schon ein gefeierter Fantasy-Autor war, und Neil Gaiman, der inzwischen ein gefeierter Fantasy-Autor ist. Bestrebungen, das über die Jahre zum Kult gewordene Buch zu verfilmen, gab es einige, etwa als Film von Terry Gilliam ("Fear and Loathing in Las Vegas") oder als Serie von Gilliams Monty-Python-Kollegen Terry Jones. Doch letztlich war es nun Neil Gaiman selbst, der sein Werk verfilmte, nachdem im Nachlass seines 2015 verstorbenen Co-Autoren Pratchett ein Brief mit der entsprechenden Aufforderung gefunden worden war.

Dass der Showrunner der Serie hauptberuflich Schriftsteller ist, merkt man vor allem daran, dass ungewohnt viel aus dem Off erzählt wird – und zwar von Gott höchstpersönlich, im Original gesprochen von der zweifachen Oscarpreisträgerin Frances McDormand. Das mag das Tempo der Serie vielleicht etwas bremsen, verleiht ihr aber auch eine besondere Note. Denn der zugrunde liegende Roman wird von seinen treuen Fans nicht nur wegen seiner kauzigen Charaktere und ihren Handlungen geliebt, sondern auch für die Art und Weise, wie Pratchett und Gaiman darüber schreiben. Mit vielen aberwitzigen Details, Schrullen und Vergleichen, die sich nicht in Dialoge oder Bilder umformen lassen, aber für den Charme und den Ton des Buches enorm wichtig sind. "Jeder andere hätte das Ausgangsmaterial unvermeidlich 'normalisiert', die Ecken und Kanten abgeschliffen", sagt Hauptdarsteller Michael Sheen über Gaimans Ansatz. "Aber dann würde es nicht mehr funktionieren."

Entsprechend exzentrisch sind auch die beiden Hauptrollen, in die sich Michael Sheen und David Tennant mit sichtbarer Begeisterung werfen: Ein Engel und ein Dämon, die vielleicht nicht denselben Musik- oder Einrichtungsgeschmack haben, die aber dieselbe Liebe für die Welt und ihre Bewohner eint. Während es in der Gegenwart die Zerstörung der Welt zu verhindern gilt, wird in Rückblicken auf verschiedene Epochen gezeigt, wie sich diese unerwünschte Freundschaft langsam entwickelte, und Sheen und Tennant machen es dem Publikum unglaublich leicht, diesen Prozess nachzufühlen.

Natürlich gibt es noch genügend andere Gründe, einzuschalten: "Mad Men"-Star Jon Hamm als mittelcleverer Erzengel Gabriel etwa, den schon vom Buch vorgegebenen Queen-Soundtrack oder die wohl verrückteste Apokalypse, die je im Fernsehen übertragen wurde. Doch die fantastische Chemie von Michael Sheen und David Tennant ist es, die diesen Weltuntergang zum wahren Vergnügen werden lässt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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