Im Alter von 72 Jahren

Gottfried John gestorben

03.09.2014, 11.40 Uhr
Gottfried John mit Iris Berben in "Die schöne Braut in Schwarz".
Gottfried John mit Iris Berben in "Die schöne Braut in Schwarz". 

Gottfried John war einer der großen deutschen Charakterdarsteller und zuletzt auch international sehr erfolgreich. Seine Schauspielkarriere begann bereits in den Sechzigerjahren. Seinerzeit debütierte er am Berliner Schiller-Theater, zum Film kam er Anfang der Siebzigerjahre mit "Jaider der einsame Jäger" (TV, 1970). Im Jahr darauf spielte er schon "Don Carlos" unter der Regie von Hans W. Geißendörfer.

Mitglied der Fassbinder-Familie

Doch Rainer Werner Fassbinder war es, der John in Film und Fernsehen etablierte. Die beiden hatten im Theater schon längere Zeit zusammengearbeitet, bei Fassbinders TAT-Gruppe (Frankfurter Theater am Turm) führte John gelegentlich auch Regie. So war es nicht weiter verwunderlich, dass Fassbinder ihn auch in seinen Filmarbeiten einsetzte. In den Folgejahren war John Dauergast bei dem großen "RWF" und etablierte sich als Mitglied der kleinen, aber feinen Fassbinder-Familie. Man sah ihn in dessen Filmen "Acht Stunden sind kein Tag" (1972), "Welt am Draht" (1973), "Mutter Küsters' Fahrt zum Himmel" (1975), "Despair - Eine Reise ins Licht" (1977), "In einem Jahr mit 13 Monden" (1978), "Die Ehe der Maria Braun" (1978), "Berlin Alexanderplatz" (TV, 1980) und "Lili Marleen" (1980). Dazwischen hatte John die Gelegenheit, bei einer anderen Legende des Kinos zu spielen: unter Billy Wilder in "Fedora" (1977).

Daneben erschien Gottfried John aber auch in TV-Serien wie "Derrick", "Tatort" und "Ein Fall für zwei". Zwischendurch stand er immer wieder auf Theaterbühnen. Auch nach dem Tod von Rainer Werner Fassbinder konnte sich John im internationalen Geschäft behaupten. In den Achtzigerjahren spielte er bei Christopher Petit in "Chinese Boxes" (1984), bei Xaver Schwarzenberger in "Otto - Der Film" und bei Joseph Sargent in "Of Pure Blood" (1986). Außerdem sah man ihn in der erfolgreichen TV-Serie "Allein gegen die Mafia" (1990).

Bösewicht im 007-Streifen

In den Neunzigerjahren hatte Gottfried John vor allem zwei internationale Rollen, die ihm Lob einbrachten: die eine als Bösewicht in dem 007-Streifen"James Bond 007 - Goldeneye" (1995) mit Pierce Brosnan, die andere als grandioser Cäsar in einem ansonsten eher schwächlichen "Asterix und Obelix gegen Caesar" (1998, Regie: Claude Zidi). Daneben blieb John auch deutschen Regisseuren treu. Für Doris Dörrie trat er in "Bin ich schön?" (1998) auf, für Volker Schlöndorff in "Der Unhold" (1996) neben John Malkovich. Seine Vielseitigkeit stellte John auch in dem Bibelschinken "Die Bibel - Abraham" (1993) und dem schrägen "Institut Benjamenta" (1995) der Quay Brothers unter Beweis. Zuletzt war John, der vor allem auch durch sein markantes Äußeres und seine sonore Stimme beim Publikum in Erinnerung blieb, in "Rubinrot" (2013) zu sehen.

Gottfried John erlag am Montag, den 1. September, in München, einem Krebsleiden. Er wurde 72 Jahre alt. WDR-Intendant Tom Buhrow würdigte John als großen Charakterdarsteller. Mit Betroffenheit habe er von dessen Tod erfahren, teilte er mit. "Seine Zusammenarbeit mit dem WDR war sowohl für Film und Fernsehen als auch für das Radio fruchtbar und erfolgreich. Unvergessen bleibt seine wunderbare Darstellung in Fassbinders Berlin Alexanderplatz. Wir werden Gottfried John in Erinnerung behalten als einen großen Charakterdarsteller – und als einen ebenso bescheidenen wie warmherzigen Menschen." 

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