Sonja Gerhardt im Interview

"Ku'damm 63": Die Swinging Sixties sind zurück

15.03.2021, 06.23 Uhr
von Lara Hunt

Mit "Ku'damm 63“ beginnen die Swinging Sixties in der Berliner Tanzschule "Galant". Die dritte Staffel der Reihe bietet wie gewohnt eine Menge Überraschungen und Geschichten zum Mitfiebern.

Angefangen hat alles mit "Ku'damm 56". Die junge Monika Schöllack (Sonja Gerhardt) kehrte 1956 zur Tanzschule ihrer Mutter Caterina (Claudia Michelsen) nach West-Berlin zurück, nachdem sie wegen ungebührlichen Benehmens der Hauswirtschaftsschule verwiesen wurde. Die dreiteilige Mini-Serie rund um die Schwestern Schöllack, die versuchen, die biederen Fesseln ihres Lebens ein wenig zu lockern, erreichte grandiose Einschaltquoten und gewann mehrere Preise. Schauspielerin Sonja Gerhardt wurde unter anderem für einen Emmy nominiert. "Ich bin furchtbar stolz darauf. Als ich von der Nominierung erfahren habe, bin ich im Dreieck gesprungen. Das war unfassbar schön", sagt sie. Klar, dass es weiterging: Die Fortsetzung "Ku'damm 59" machte einen Exkurs in Richtung Heimatfilm und trieb das Thema Emanzipation weiter voran. In "Ku'damm 63" geht es wieder um Monika und ihre Schwestern Helga (Maria Ehrich) und Eva (Emilia Schüle).

Frau Gerhardt, was erwartet die Zuschauer in Ku'damm 63?

Drama, Drama, Drama. (lacht) Wir beschäftigen uns mit Themen, die auch heute noch hochaktuell sind. Wir zeigen Frauen und Männer im Kampf um ihre Rolle in der Gesellschaft.

Wie würden Sie Ihre Rolle der Monika Schöllack beschreiben?

Es ist immer wieder schön, sie zu spielen. Bei jedem Dreh lerne immer etwas Neues an ihr kennen. So hat Monika Eigenschaften, die sie selbst an sich nicht mag und dennoch versucht sie, sich so zu akzeptieren, wie sie ist. Sie ist eine Frau, die vermittelt, dass wir uns bewusst machen sollten, dass wir Frauen nicht klein sind.

Wie ist es, für die Rolle in die 50er- und 60er-Jahre einzutauchen?

Ich finde das sehr interessant. Bisher wurden diese Zeiten in Film und Fernsehen noch nicht beleuchtet. Ich wusste vorher auch nicht, dass Frauen damals überhaupt keine Rechte hatten, dass sie ihren Mann um Erlaubnis fragen mussten, wenn sie arbeiten oder den Führerschein machen wollten.

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Ich bereite mich auf jede Rolle mit meinem Coach vor und habe mir viel erzählen lassen, zusätzlich im Internet recherchiert und mir massenweise Material angeschaut.

Was macht Ihrer Meinung nach den Reiz an der Ku’damm-Reihe aus?

Zum einen, dass die 50er- und 60er-Jahre bisher noch nicht so beleuchtet wurden, zum anderen das Drama und das Zusammenspiel der Schauspieler, wie sie jeweils ihren eigenen Weg der Emanzipation gehen. Das macht unglaublich viel Spaß.

Für Ihre Rolle wurden Sie für den Internationalen Emmy nominiert. Wie fühlt sich das an?

Ich bin furchtbar stolz darauf. Als ich von der Nominierung erfahren habe, bin ich im Dreieck gesprungen. Das war unfassbar schön. Eine solch große internationale Anerkennung ist wirklich etwas ganz Besonderes.

Wie war der Dreh unter Corona-Bedingungen?

Im Februar 2020 hatten wir mit dem Dreh begonnen, im März mussten wir unterbrechen und haben erst Anfang August weitergedreht. Am Set haben wir dann Masken getragen und wurden alle zwei Tage getestet. Sonst war es nicht viel anders. Wenn mir etwas gefehlt hat, dann das Zwischenmenschliche. Wir durften uns ja außerhalb des Drehs nicht umarmen. Das hat mir sehr gefehlt und fehlt mir immer noch.

Wird die Ku’damm-Reihe fortgesetzt?

Das kommt auf die Zuschauer an. Ich glaube, die Charaktere bieten genug Potenzial, um weiter erzählt zu werden.

TV-TIPP

  • "Ku'damm 63"
  • Sonntag, 21., Montag, 22. und Mittwoch, 24. März
  • jeweils 20.15 Uhr
  • ZDF

Drama, Tanz und Musik

Auch Heike Hempel, stellvertretende Programmdirektorin des ZDF, sieht Parallelen zwischen damals und heute: "Ich habe kürzlich eine Statistik gelesen, nach der sich nur 15 Prozent der Männer an der Haushaltsarbeit beteiligen. Das zeigt uns, dass es bei Diskussionen um Gleichstellung nicht nur um die Verteilung von Führungspositionen geht. Es geht um kulturelle Aspekte und emotionale Muster, die wir, Frauen wie Männer, verändern müssen."

Hempel war von Anfang an bei Ku’damm mit dabei. "Ich wurde mal gefragt, welches Wagnis im Programm ich mir wünschen würde, für das ich keinen Erfolg nachweisen müsste. Da muss ich nicht im Konjunktiv antworten. Die Ku'damm-Reihe ist ein solches Programm – mein absolutes Herzensprojekt. Entstanden aus dem Bedürfnis, die Zeit zu erzählen, in der meine Mutter jung war", sagt sie.

Wichtig war bei der Planung der Serie der Ort des Geschehens: die Tanzschule Galant. "Beim Tanz geht es um Körperlichkeit, Sinnlichkeit und Bewegung", erklärt Heike Hempel. In Bewegung bleiben auch die Geschichten rund um die Familie Schöllack, nicht nur die der Frauen, sondern auch der angeheirateten und nicht angeheirateten Männer. Schicksalsschläge dürfen auch in "Ku'damm 63" nicht fehlen. So beginnt alles mit einem Autounfall mit Folgen. Zusätzlich steht die Musik im Mittelpunkt: Monika versucht sich als Songwriterin. Wer nochmal alle Folgen sehen will, wird in der ZDF-Mediathek fündig, wo alle drei Staffeln bereitgestellt werden.

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