Free-TV-Premiere bei ARTE

"Men & Chicken": Durch und durch doofe Figuren

von Jan Treber

Fünf degenerierte Typen treffen sich auf einer Insel und geraten dort in eine Vielzahl absurder Situationen: So in etwa könnte man "Men & Chicken" (2015) von Anders Thomas Jensen zusammenfassen. Der dänische Regisseur, der sich unter anderem mit "Dänische Delikatessen" und "Adams Äpfel" einen Namen machte, zeigt seine Landsmänner seit jeher gerne schräg bis verblödet. In der schwarzhumorigen Komödie, die nun als Free-TV-Premiere auf ARTE zu sehen ist, legt er noch einen drauf.

ARTE
Men & Chicken
Komödie • 27.06.2018 • 22:55 Uhr

Der Evolutionspsychologe Gabriel (David Dencik) und sein zwanghaft onanierender Bruder Elias (Mads Mikkelsen) erfahren per Videobotschaft, dass ihr jüngst verstorbener Vater gar nicht ihr Vater war. Der leibliche Erzeuger soll auf einem Eiland vor Dänemark auffindbar sein. Also machen sie sich auf in eine unwirkliche Welt, wo sie drei Sonderlinge antreffen. Es stellt sich heraus, dass die fünf allesamt Halbbrüder sind. Eine Hasenscharte vereint sie in ihrer allgemeinen Hässlichkeit. Und auch die soziale Inkompetenz ist frappierend.

Elias und Gabriel werden zunächst vom Hof gejagt. Doch allmählich nähert man sich an, gerade Elias fühlt sich wohl unter seinesgleichen. Er hat auch kein Problem damit, dass seine Sippe das beachtliche Anwesen genauso vermodern lässt wie sich selbst. Und ihn kümmert ebenso wenig, dass sie ihre angelesene Lexikon-Schläue nicht umsetzen können und sie wie er zum Weiterdenken einfach nicht fähig sind.

So bleibt eine Vielzahl an absurden Aktionen natürlich nicht aus. Gabriels Weg zur Wahrheit stört die bisherigen Bewohner indes zusehends. Sie halten ihren Vater versteckt vor den Gästen und versperren dem Universitätsprofessor die rätselhafte Tür in den Keller. Auch im Zuschauer gärt die Gewissheit, dass hier einiges im Argen liegt. Leider offenbart sich die Krux an der Sache schon etwas zu früh, die Überraschung am Ende hält sich in Grenzen. Das Kafkaeske und Schaurige an der Geschichte wird von den nicht ernstzunehmenden Charakteren untergraben.

Denn keiner, wirklich keiner tickt in dieser Komödie normal. Zwischen Federballspielen und Strafzeit im Käfig verkloppt man sich mit ausgestopften Tieren. Mit seinen durch und durch doofen Figuren lädt "Men & Chicken" ein, sich an manchen Stellen durchaus scheckig zu lachen, manchmal gar zu fürchten. Am häufigsten schüttelt man allerdings den Kopf. Nein, auch diesmal lässt Jensen die Dänen nicht gut aussehen. Freunden seines abseitigen Humors, den er hier wieder genussvoll ausspielt, wird's egal sein.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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