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"Mortal Engines – Krieg der Städte": gefräßiges London

von Jasmin Herzog

London droht in einer postapokalyptischen Welt alles zu verschlucken. Regisseur Christian Rivers machte aus der preisgekrönten Jugendbuchdystopie "Mortal Engines: Krieg der Städte" ein recht seelenloses CGI-Spektakel. RTL zeigt den Film als Free-TV-Premiere.

RTL
Mortal Engines – Krieg der Städte
Science Fiction • 21.02.2021 • 20:15 Uhr

In einer postapokalyptischen Welt ist London zu einer Monsterstadt geworden, die auf Rädern durch das einstige Europa walzt. Sie verschlingt alles Ess- und anderweitig Verwertbare, was unterlegene Städte auf Rädern zu bieten haben, und macht sich deren Einwohner untertan zu machen. Was klingt wie eine kranke, düstere "After-Brexit"- Fantasie, ist der stotternde Auftakt zu einem vierteiligen Film-Epos unter der Ägide von "Herr der Ringe"-Regisseur Peter Jackson. Sein langjähriger filmischer Weggefährte Christian Rivers, der 2006 einen Oscar für die Special Effects von Jacksons "King Kong" erhielt und bei den umfangreichen Dreharbeiten zu "Der Hobbit" auch schon mal inszenieren durfte, führte bei diesem Mammutprojekt zum ersten Mal durchgängig Regie. RTL zeigt "Mortal Engines – Krieg der Städte" (2018) nun erstmals im TV.

Es beginnt ungewöhnlich und verheißungsvoll: Die Menschen haben wenig aus der Vergangenheit gelernt. Ein gnadenloser "60-Minuten-Krieg", bei dem Quantenwaffen eingesetzt wurden, hat die Erde komplett verwüstet und eine "Mad Max"-artige Szenerie hinterlassen. Das kleine, mobile Städtchen Salthook – an Michael Bays "Transformers" erinnernd – flieht vor London, einer imposanten Stadt mit St. Paul's Cathedral auf der Spitze. Keine Frage: Christian Rivers, der bei Jackson als Storyboardzeichner begann und sich zum SFX-Experten hocharbeitete, versteht sein CGI-Handwerk. London schluckt Salthook, verleibt sich seine Low-Tech-Raritäten und andere Ressourcen ein.

Einer der Einwohner der dominanten Metropole ist der Experte für die Technologie der "Damaligen", Tom Natsworthy (der irische Nachwuchsdarsteller Robert Sheehan), der den renommierten Historiker Thaddeus Valentine (Hugo Weaving) verehrt. Doch es dauert nicht lange, bis der sich als klischeehafter Bösewicht entpuppt. Als die durch eine Narbe auf dem Gesicht entstellte Hester Shaw (Hera Hilmar) versucht, Valentine zu töten, kann Tom das in letzter Minute verhindern. Doch nach einer recht eindrucksvollen Verfolgungsjagd durch die mahlenden Mühlen der gefräßigen Stadt erfährt Tom den Grund für den Mordanschlag: Thaddeus hat einst Hesters Mutter getötet.

Der gutherzige Tom schlägt sich fortan mit dem unnachgiebigen Racheengel Hester durch. Als sie auf der Flucht mit ihm einen eingeschweißten Kuchen teilt, dessen Verfallsdatum vor langer Zeit abgelaufen ist, kommt es zum einzig guten Witz in dem erschreckend humorlosen und insgesamt dialogschwachen Film.

Leider verpasst es Rivers, der es mit "Mortal Engines" lediglich in die Vorauswahl für einen Oscar 2019 in der Kategorie Beste visuelle Effekte geschafft hatte, Figuren, mit denen man in den zahlreichen Kämpfen mitfiebert, angemessen in Szene zu setzen. Junkie XL's bombastischer Score macht die Sache leider nicht besser.

Ob "Mortal Engines" tatsächlich als Reihe fortgesetzt wird, steht derzeit noch in den Sternen: Seit dem schwachen Kinostart 2018 haben die Macher nichts mehr darüber verlauten lassen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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