Drama im Ersten

"Rabbit Hole": berührendes Porträt über ein trauerndes Ehepaar

von Claas Nielsen

Wenn ein Kind tot ist, gucken alle anderen Leute immer komisch: "Rabbit Hole – Neue Wege" ist ein unerträglich schmerzhaftes und dennoch hoffnungsvolles Porträt eines Ehepaares, dessen Sohn überfahren wurde.

ARD
Rabbit Hole – Neue Wege
Drama • 11.02.2019 • 00:05 Uhr

"Es ist nichts mehr schön", sagt Becca (Nicole Kidman). Sie spricht bestimmt, doch ihre Stimme zittert. Becca zerbricht an dieser Wahrheit, und auch ihr Mann Howard (Aaron Eckhart) ist hilflos. Ihr Sohn ist tot, er wurde vor acht Monaten überfahren. Sie flüchten voreinander und wollen sich im "Rabbit Hole" (2010), in einem Kaninchenbau, verstecken. Aber sie kommen nicht vom Fleck. Nach einem gefeierten Theaterstück von David Lindsay-Abaire, der auch das Drehbuch schrieb, inszenierte John Cameron Mitchell ("Shortbus") einen schmerzhaften Film, der so unfassbar schön wie brutal ehrlich ist und nun zu später Stunde als Free-TV-Premiere im Ersten zu sehen ist.

Bleierne Schwere liegt über dem Leben von Howard und Becca, auf das die beiden keinen Zugriff mehr haben. Mit kleinen Lügen und großem Schweigen versuchen sie zurechtzukommen – irgendwie. Aber das geht nicht, weil sich die Welt draußen einfach weiterdreht. Wenn ein Kind tot ist, gucken alle anderen Leute immer komisch: Es ist nicht einfach für Howard und Becca, mit ihren Schmerzen umzugehen. Doch sie finden Möglichkeiten, getrennt voneinander: Howard kifft mit einer Bekanntschaft aus der Selbshilfegruppe um die Wette, Becca sucht die Konfrontation mit dem Teenager, der ihr Kind überfahren hat.

Wo gibt es Trost? Wo gibt es Kraft? John Cameron Mitchells einfühlsame Inszenierung ist ein essenzieller Blick in zerstörte Seelen. Unerträglich realistisch schildert er in "Rabbit Hole – Neue Wege" einen schmerzhaften Prozess, ist aber mitnichten weinerlich. Stattdessen zeichnet der Film mit leisem, geistreichem Humor und großem Verständnis ein komplexes Doppelporträt – phänomenal gut gespielt von Nicole Kidman, die für ihre Rolle oscarnominiert war, und Aaron Eckhart.

Jeder stirbt für sich allein, jeden Tag ein bisschen mehr – und verletzt dabei seine Liebsten, so doll es geht. Doch am Ende sitzen Becca und Howie in einer der berührendsten, zärtlichsten und hoffnungsvollsten Szene der letzten Kinojahre nach einer Grillparty in ihrem Garten. Geht das Leben etwa doch weiter?


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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