Verfilmung bei VOX

Robin Hood – ein Held mit vielen Schwächen

von Kai-Oliver Derks

Etliche Male wurde die Legende von Robin Hood verfilmt, Regisseur Ridley Scott wollte in seiner Interpretation des Stoffes neue Seiten entdecken. Sein Film, der nun bei VOX läuft, ist eine Art Prequel geworden.

VOX
Robin Hood
Action • 27.08.2020 • 20:15 Uhr

Nur ein einziges Mal nimmt es Robin Hood in diesem Film den Reichen, in diesem Fall der Kirche, und gibt es den Armen. Und nur in den letzten Minuten ist er schließlich dort, wo man ihn und seine Gefährten gemeinhin vermutet: im Wald. Ridley Scotts schlicht "Robin Hood" benanntes Abenteuer ist eine Art Prequel und schildert ausschließlich jene Ereignisse, die Robin Hood (Russell Crowe) zum Geächteten werden ließen. Mehr als 1,5 Millionen Zuschauer ließen den Film aus dem Jahr 2010 in den deutschen Kinos zu einem beachtlichen Erfolg werden. Nun wiederholt VOX das prominent besetzte Abenteuer.

Der Film legt den Schwerpunkt zum einen auf die Entwicklung des Soldaten Robin Hood hin zum Outlaw und Helden. Zum anderen rückt er vor allem die Zeit und ihre Besonderheiten in den Mittelpunkt – jenes frühe 13. Jahrhundert, als es in England und anderswo noch reichlich rüde zuging.

Robin Hood kämpft zunächst in Frankreich, seine Heimat England hat er seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Als er fünf war, starb sein Vater – ein Ereignis, das der begnadete Bogenschütze inzwischen verdrängt hat. Als bei einem Gefecht König Richard in Frankreich ums Leben kommt, will Robin in seine Heimat zurückkehren, wo inzwischen König John (Oscar Isaac) regiert.

Auf dem Weg nach England trifft er den sterbenden Robert Loxley (Douglas Hodge), der den Auftrag hatte, die Krone zurück nach London zu bringen. Loxley ringt Robin ein Versprechen ab: Er möge sein Schwert heim zu seinem Vater, Sir Walter Loxley (gespielt von dem im März verstorbenen Schauspieler Max von Sydow), bringen. Robin tut wie geheißen und trifft in England nicht nur auf den greisen, erblindeten Loxley, sondern auch auf dessen Schwiegertochter Marion (Cate Blanchett).

Auf der Grundlage des Drehbuchs von Brian Helgeland hat Ridley Scott eher einen politischen Historienfilm denn ein Biopic gedreht. Die Zusammenhänge sind komplex: England und Frankreich befinden sich im Krieg. König Johns ältester Freund Sir Godfrey (Mark Strong) erweist sich als Verräter und versucht das Land zu entzweien, womit es einer möglichen Invasion Frankreichs nicht standhalten würde. Ausgebeutete Grundstücksbesitzer wenden sich gegen ihren eigenen König, der sich irgendwann als Lügner erweisen wird. Und mittendrin: Robin Hood, der hier zunächst Robin Longstride heißt, und dem die Aufgabe zufällt, England für den Moment der großen Schlacht zu einen.

Nur selten tauchen seine Gefährten auf: Little John, Bruder Tuck – nicht mehr als Randfiguren in diesem kriegerischen Epos, das eine ganze Reihe von Schlachten bietet, die zwar aufwendig und attraktiv gefilmt wurden, aber vergleichsweise unblutig ablaufen. "Robin Hood" erinnert in seiner Erzählweise und seiner Optik an Filme wie Ridley Scotts "Gladiator" oder "Braveheart", ohne deren Opulenz, deren Größe zu erreichen. Was auch daran liegt, dass einigermaßen pathosfrei erzählt und die Hauptfigur hier nicht als übermenschlicher Held dargestellt wird. Crowe spielt diesen Robin eher zurückhaltend, als bisweilen gar schüchternen Normalo. Und vor allem: Er spielt todernst. Wie überhaupt dem gesamten Film, bis auf wenige Ausnahmen, jener rüde Raubaukenhumor abgeht, der viele der bisherigen Verfilmungen mit prägte.

Äußerst gelungen wird die sich langsam entwickelnde Liebesbeziehung zwischen Robin und Marion geschildert. Um die Beziehung zu der resoluten Witwe steht es zunächst keineswegs zum Besten. Der Film stellt sie zudem, anders als seine vielen Vorgänger, nicht als schwache Frau dar, die einigermaßen willenlos erobert wird, sondern als moderne Kämpferin.

Mehr als 30 Film- und Fernsehversionen rund um Robin Hood gibt es, die bekanntesten sind sicher die Zeichentrickverfilmung aus den 70er-Jahren sowie jene mit Kevin Costner in der Hauptrolle. Ridley Scotts "Robin Hood" gibt der Legende zwar keinen grundsätzlich anderen Anstrich, fügt aber neue, ernsthafte Elemente hinzu.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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