Rosalie Thomass ("Rufmord") im Interview

Wenn Cybermobbing Menschen zerstört

01.04.2019, 08.19 Uhr
von Matthias M. Machan
Verzweifelte Wut: Durch Manipulationen im Netz wird das Leben von Luisa (Rosalie Thomass) zur Qual.
Verzweifelte Wut: Durch Manipulationen im Netz wird das Leben von Luisa (Rosalie Thomass) zur Qual.  Fotoquelle: Hendrik Heiden / ZDF

Packendes Psychodrama: In "Rufmord" spielt Rosalie Thomass eine Lehrerin, die ihren Beruf liebt und bei den Schülern sehr beliebt ist. Doch nachdem sie sich weigert, einem Schüler eine Gymnasialempfehlung zu geben, taucht im Netz ein Nacktfoto von ihr auf. Ihr Leben in der bayerischen Provinz gerät zum Spießrutenlauf.

TV-TIPP

"Rufmord"

Montag, 1.4.

20.15–21.45 Uhr

ZDF

"Rufmord" wurde 2018 mit dem Bernd Burgemeister Fernsehpreis ausgezeichnet.

"Rufmord" ist ein Drama, das den Zuschauer von der ersten Minute fesselt!

Wir haben uns auch viel Mühe gegeben, mit Luisa eine Hauptfigur zu zeichnen, die sich vehement gegen ihre Opferrolle und die vielen Klischees wehrt. Wir wollten zeigen, zu was ein Mensch in der Lage ist, wenn er angegriffen wird. In ihrer Verzweiflung greift Luisa zu Mitteln, bei denen die Moral über den Haufen geworfen wird.

Was war für Sie ausschlaggebend, um zur Rolle der Luisa ja zu sagen?

Luisa hat mich gefunden. Sie ist ein aufrechter, integrer Mensch mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, gerät dann aber in eine ausweglose Situation. Wie reagiert sie im Moment der absoluten Hilflosigkeit? Wie weit wird sie gehen, um sich und ihr Leben zu verteidigen? Und wo bleibt die Moral? Diese Fragen haben mich wirklich sehr interessiert. Vor allem aber: Luisa wehrt sich gegen die Opferrolle, in die sie durch das Cybermobbing gedrängt wird. Sie ist keine leichte Beute, sondern eine aufrechte, integre Frau. Bis ihr dann alles genommen wird und auch die Lebensgrundlage entzogen wird. Das ist lebenszersetzend. So beginnt sie, allen geliebten Menschen in ihrem Umfeld zu misstrauen.

Wie nah ist Ihnen die Luisa?

Die Figuren, die ich spiele, tragen natürlich immer auch einen Teil von mir in sich. Ich suche mir einen emotionalen Zugang zu jeder Figur. Und wenn ich dann für sie kämpfe, beispielsweise in einer Drehbuchbesprechung, dann bin ich drin, dann lege ich, wie bei Luisa, meine Hand für sie ins Feuer. Aber ich bin schon froh, wenn meine Figuren dann nach den Dreharbeiten auch wieder gehen.

Wie war die Zusammenarbeit mit Johann von Bülow, der als Bauunternehmer Georg Bär Ihr Gegenpart war?

Wir wollten bewusst kein Täter-Opfer-Schema oder Wolf-Lamm-Schema inszenieren, sondern auch dem – zunächst – vermeintlichen Übeltäter ein menschliches Gesicht geben. Johann ist ein toller, witziger Kollege, für mich einer der angenehmsten überhaupt. Er ist, wie ich, immer akribisch vorbereitet. Wir agieren auf gleichem Level.

Was war bei den Dreharbeiten die größte Herausforderung?

Mit einem Sommerkleid im November auf der Straße zu liegen. Es war unglaublich kalt. Aber mir hat die Arbeit mit den Kindern in der Schule unglaublich viel Freude gemacht. Das brachte so eine Frische und so viel Unvorhergesehenes mit ein.

"Rosalie Thomass spielt groß auf" – das Echo auf "Rufmord" ist immens, das Lob kommt von allen Seiten. Was macht das mit Ihnen?

Es bedeutet mir viel, wenn meine Arbeit wahrgenommen wird. Das ist wie beim 100-Meter-Lauf in Bestzeit: Ich genieße den Moment, um dann mit noch mehr Ansporn weiterzumachen, noch präziser in meinem Spiel und nie bequem zu werden.

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