Dokumentarfilm bei ARTE

"Safari": Brutal, anstößig, Übelkeit erregend

von John Fasnaugh

Die Normalen kümmern ihn nicht. Ulrich Seidl interessiert sich seit jeher mehr für die Verirrten, Perversen oder anders aus der Norm Fallenden. So auch in seinem jüngsten, wieder einmal schwer zu ertragenden Werk. Der umstrittene österreichische Dokumentarfilmer begleitet Hobby-Jäger auf "Safari" (2016). Nachdem der Film in einigen Kinos gezeigt wurde, läuft er nun bei ARTE als Free-TV-Premiere.

ARTE
Safari
Dokumentarfilm • 26.04.2018 • 22:25 Uhr

2014 erkundete Ulrich Seidl mit seinem Film "Im Keller", welchen skurrilen Aktivitäten einige seiner Landsleute im Verborgenen nachgehen. Da gab es Frauen, die mit erschreckend realistischen Puppen spielten, es gab heimliche Hitler-Fans zwischen allerlei Nazi-Deko und natürlich auch Riesendildos. Heimlich oder im Verborgenen passiert in "Safari" gar nichts. Seidl trifft im afrikanischen Busch ein halbes Dutzend Österreicher, die ganz offen über ihre Passion sprechen: "Warum soll ich mich rechtfertigen?", fragt da einer.

Knapp eineinhalb Stunden lang erzählen sie alle, was so schön daran ist, Streifengnus, Giraffen, Zebras und Elefanten zu schießen, wie sie über das Leben und den Tod denken, welche Waffen sie bevorzugen. Sie erklären auch, dass sie die Tiere nicht "töten" (ein hässliches Wort), sondern nur "erlösen". Einer der Jäger gibt dem erschossenen "Stück" (so nennt man das) einen Klaps und lobt es: Es habe gut gekämpft und sich nach dem ersten Treffer noch erstaunlich weit weggeschleppt, bevor es zusammenbrach und verendete. "Chapeau!"

"Safari" ist ein ganz typischer Seidl-Film, allerdings auch sein bisher brutalster und zynischster. Wieder hilft Seidl nach, um die Wirkung seiner durchkomponierten Bilder zu verstärken, und hier und da zweifelt man auch an der Authentizität der Erzähler. Wieder verkneift Seidl sich ein eigenes Urteil und nötigt den Zuschauer, selbst zu verdauen, was er da sieht.

Sehr informativ und erhellend ist dieser Film nicht, doch er bewegt als bizarre Reise in eine ziemlich perverse Welt. Am Ende ging's Ulrich Seidl wohl vor allem darum, Übelkeit zu erregen, und das gelingt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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