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"Sleepless – Eine tödliche Nacht": Action-Unterhaltung nach Schablone

von Christopher Diekhaus

Oscar-Preisträger Jamie Foxx versucht in "Sleepless – Eine tödliche Nacht" das Leben seines Teenager-Sohnes zu retten, der in die Hände von Gangstern gefallen ist. Leider ist das filmische Ergebnis ziemlich verkorkst.

RTL
Sleepless – Eine tödliche Nacht
Action • 30.06.2019 • 20:15 Uhr

Das hochtourige Hacker-Verwirrspiel "Who Am I – Kein System ist sicher" ließ Hollywood auf den deutschen Regisseur Baran bo Odar aufmerksam werden, der bereits 2010 mit "Das letzte Schweigen" (2014) ein beklemmend-abgründiges Thriller-Drama vorgelegt hatte. Sein US-Debüt "Sleepless – Eine tödliche Nacht" (2017) basiert auf einem packenden französischsprachigen Reißer, bietet allerdings bloß enttäuschend schablonenhafte Action-Unterhaltung. RTL zeigt den Film nun in Erstausstrahlung.

Im Mittelpunkt steht der korrupte Las-Vegas-Cop Vincent Downs (Jamie Foxx), der gleich in der Eröffnungssequenz nach einer wilden Verfolgungsjagd zusammen mit seinem Partner einen Drogentransport überfällt und Kokain im Wert von mehreren Millionen Dollar erbeutet. Dummerweise wird Downs bei der Schießerei jedoch erkannt, weshalb Stanley Rubino (Dermot Mulroney), dem die Ware gehört, den Teenager-Sohn des Polizisten (Octavius J. Johnson) entführen lässt. Da der schmierige Casino-Betreiber den Stoff an den skrupellosen Gangster Novak (Scoot McNairy) weitergeben muss und selbst mächtig unter Druck steht, zitiert er Vincent in seinen Glückspieltempel und verlangt die sofortige Aushändigung der Drogen. Während der verzweifelte Vater das Leben seines entfremdeten Sohnes zu retten versucht, kreuzt im Casino die interne Ermittlerin Jennifer Bryant (Michelle Monaghan) auf, die ihren kriminellen Kollegen um jeden Preis zur Strecke bringen will.

Eigentlich verspricht das Szenario reichlich Nervenkitzel, zumal sich ein Großteil des Geschehens innerhalb des Casino-Komplexes abspielt. Anders als das französische Ursprungswerk "Sleepless Night: Nacht der Vergeltung" (2011) kann Baran bo Odars Hollywood-Remake den Zuschauer jedoch nicht ernsthaft für den Protagonisten und dessen Dilemma begeistern. Klischees bestimmen schon das erste Drittel: Vincent wird als unzuverlässiger Vater gezeigt, der ein angespanntes Verhältnis zu seiner Ex-Frau pflegt. Seine Widersacherin Bryant tritt als ruppig-entschlossene Gerechtigkeitsfanatikerin mit belangloser Backstory in Erscheinung. Und die Gangster – insbesondere Novak – sind eindimensionale Pappkameraden, die sich zuweilen himmelschreiend dämlich verhalten.

Dringlichkeit und Dynamik wollen auch nach der Entführung des Sohnes nur selten aufkommen, wenngleich die von Michael Kamm komponierte Musik spürbar um Spannungssteigerung bemüht ist. Unglaubwürdige Wendungen und logische Brüche treten angesichts der wenig dichten Atmosphäre umso deutlicher in den Vordergrund und dürften in manchen Momenten für unfreiwillige Lacher sorgen. Das Gefühl der Ausweglosigkeit, das durch den begrenzten Schauplatz erzeugt werden soll, will sich partout nicht einstellen. Zum einen, weil Rubinos Spieltempel nicht wie ein prunkvolles Casino, sondern wie eine mittelmäßig ausgestattete Filmkulisse erscheint. Und zum anderen, weil bo Odar wahllos Helikopteraufnahmen der Glitzer-Metropole in das ohne erzählerische Raffinesse abgespulte Treiben hineinmontiert.

Dass Baran bo Odar aber generell ein gutes Gespür für Atmosphäre besitzt, bewies er Ende 2017 mit seiner ersten Netflix-Serie, dem deutschen Mystery-Format "Dark". Die zweite Staffel des hochkomplexen Zeitreisethrillers ist seit Kurzem beim Streaminganbieter verfügbar.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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