Film im Ersten

"So viel Zeit": Ein letzter Gig

von Claudia Nitsche

Ein ehemaliger Musiker trommelt nach einer Krebs-Diagnose noch einmal seine alten Kumpel zusammen. Die Band soll zurück auf die Bühne.

ARD
So viel Zeit
Komödie • 25.12.2020 • 22:25 Uhr

Launig sollte der Film werden, und so wird die Krebsdiagnose in "So viel Zeit" (2018) gleich wie der erste Gag vorgetragen. Wäre gar nicht nötig gewesen, Rainer (Jan Josef Liefers) hatte doch schon ohne Hilfe seiner Ärztin sein Leben reichlich vergeigt. Da sein Sohn ihn als unzuverlässig bis egozentrisch empfindet, könnte man vom klassischen Loser sprechen. Richtig Positives hat sich nicht mehr getan, seit der Musiker vor 30 Jahren den wichtigsten Gig seiner Band Bochums Steine ruinierte. Doch jetzt, am Abgrund, ist ihm danach, alle wieder zusammenzutrommeln. Unlösbare Aufgaben eignen sich perfekt für die letzten Tage. Das Erste zeigt den Film am ersten Weihnachtsfeiertag nun erstmals im Free-TV.

Zahnarzt Bulle (Armin Rohde), Lehrer Konni (Matthias Bundschuh), Vorstadt-Casanova Thomas (Richy Müller) und vielleicht auch Sänger Ole (Jürgen Vogel) müssen abgeklappert werden. Die haben ihrem Gitarristen Rainer nie verziehen und sind ihrerseits in unterschiedlichen Sackgassen steckengeblieben. Um das Comeback von Bochums Steine voranzutreiben, spricht Rainer gleich mal direkt beim damaligen Manager (André M. Hennicke) vor und ist natürlich nicht ganz ehrlich. Wäre ja sonst zu langweilig. Also los, rauf auf die Autobahn der letzten Wünsche.

Wer den gleichnamigen Roman gelesen hat, merkt schnell, dass die Gemeinsamkeiten zwischen Film und dem Buch von Frank Goosen ("Liegen Lernen") rudimentär sind. Regisseur Philipp Kadelbach (inszenierte die ZDF-Serie "Parfum" und den Mehrteiler "Unsere Mütter, unsere Väter") stellt die – eigens komponierte – Musik und Männerfreundschaft ins Zentrum, zumindest kurzfristig. Doch dann tritt die Musik in den Hintergrund, denn es wird zunehmend wichtiger, die Männer in Sachen Liebe zu versorgen. "So viel Zeit" ist weniger Buddy Movie denn romantische Komödie mit vielen melancholischen Untertönen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren