Schauspielerin im Interview

"Team Alpin": Johanna von Gutzeit verpasst ihre eigene TV-Premiere

von Julian Weinberger

Von der Theaterbühne vor die Kamera: In "Team Alpin" spielt Johanna von Gutzeit ihre erste große TV-Rolle. Im Interview spricht sie über die neue ZDF-Reihe und ihre Zukunftspläne.

Das Künstlerische wurde Johanna von Gutzeit schon in die Wiege gelegt. Ihr Vater war einst Rektor der Linzer Anton-Bruckner-Universität für Musik, drei ihrer Geschwister wurden Berufsmusiker. Die 31-Jährige jedoch erfüllte sich ihren "Mädchentraum" und wurde Schauspielerin. Nachdem sie die letzten Jahre hauptsächlich auf Theaterbühnen spielte, übernimmt Johanna von Gutzeit nun erstmals eine große TV-Hauptrolle: In der neuen ZDF-Reihe "Team Alpin" (ab Donnerstag, 1. November, 20.15 Uhr) spielt sie die Bergführerin Martina Stadler, die gemeinsam mit alten Jugendfreunden eine Alpinschule gründet. Im Interview verrät die 1,68 Meter große Blondine, welche besondere Bedeutung die Berge für sie haben, was sie für die Zukunft plant und weshalb sie die Ausstrahlung der ersten Folge verpasst.

prisma: Im ZDF gibt es mit Formaten wie "Der Bergdoktor", "Die Bergretter" oder "Lena Lorenz" schon diverse Reihen, die in den Bergen spielen. Was macht "Team Alpin" besonders?

Johanna von Gutzeit: "Bergdoktor" und "Bergretter" sind etablierte Formate mit klaren Komponenten, die den Leuten vertraut sind. Wir sind ein junges, sportfanatisches Team, das zunächst mal aus Leidenschaft und Liebe zur Action in den Bergen unterwegs ist, nicht in helfender Mission. Unsere "Fälle" entstehen nicht zwangsläufig durch Unfälle oder andere Katastrophen, sondern aus unserer Freundschaft heraus und allem, was sich dadurch an persönlichen Geschichten ergibt – dramatischen wie lustigen Geschichten.

prisma: Fühlen Sie eine besondere Verbundenheit zu den Bergen?

von Gutzeit: Ja, total. Meine Großeltern leben seit ich denken kann in der Schweiz, und da habe ich im Prinzip alle meine Schulferien verbracht. Weihnachten habe ich fast noch nie woanders gefeiert als dort, und das ist wirklich mitten in den Bergen. Daher sind für mich Berge, obwohl ich in Nordrhein-Westfalen geboren bin, immer schon Heimat gewesen. Auch bevor wir nach Österreich gezogen sind.

prisma: Was mögen Sie an den Bergen?

von Gutzeit: Ich lebe jetzt hauptsächlich in der Stadt. Wenn ich in den Bergen bin, stellt sich in mir so eine unglaubliche Ruhe ein, die ich in der Stadt überhaupt nicht habe. Wenn man das Handy einfach mal für drei Tage ausschaltet und sieht, es geht auch ohne mich. Wenn man die Natur einfach mal auf sich wirken lässt, dann merkt man, was alles in einem abgeht. Da brauche ich keine Drogen, da brauche ich nicht kiffen. Das macht die Natur mit mir, sie bringt mich zu mir selbst.

prisma: Sie sind im Ruhrgebiet geboren, später in Österreich aufgewachsen. Kommen diese zwei Identitäten auch heute noch zum Tragen?

von Gutzeit: Ich glaube, ich bin schon von beidem geprägt. Wenn ich im Ruhrgebiet bin, werde ich zur Bochumerin. Wenn ich mit meinen österreichischen Freunden unterwegs bin, kommen andere Seiten in mir durch. Das ist dann alles ein bisschen subtiler, ironischer und auch feiner. In Bochum bin ich direkter, dreckiger und offener vom Humor her.

prisma: Wie viel von Ihren Erfahrungen in der Bergwelt konnten Sie mit in Ihre Rolle in "Team Alpin" nehmen?

von Gutzeit: Schon viel. Wenn du auf 2.200 Metern bist und dir eiskalter Wind um die Nase bläst, das macht so viel mit dem Körper, da musst du nichts mehr imaginieren. Du atmest sofort tiefer, bist freier und weiter. Es war gut, dass ich weiß, ich habe keine Höhenangst. Dieses Hochseil auf 30 Metern Höhe über einem Wasserfall war zwar schon noch einmal etwas Besonderes, aber ansonsten bin ich schwindelfrei und gewohnt, wie eine Gämse in den Bergen herumzuklettern.

prisma: Welche Parallelen sehen Sie zwischen Ihrer Rolle Martina Stadler und sich selbst?

von Gutzeit: Sie hat eine Unbedingtheit, wenn sie sich was in den Kopf setzt, macht sie das auch. Zwar ist sie sich der möglichen Konsequenzen bewusst, hat aber den Drang, Dinge einfach erst einmal zu tun. Das kenne ich sehr gut, manchmal ein bisschen mit dem Kopf durch die Wand. Gleichzeitig hat sie trotz des Abenteuerdrangs auch eine Sehnsucht nach Verbundenheit, nach Verwurzelung und Familie, die ich genauso von mir kenne. Was ich überhaupt nicht mit ihr gemein habe, ist das Alleinsein. Denn ich habe eine riesige Familie mit einem sehr engmaschigen sozialen Netz. Aber ich glaube, wenn ich allein wäre, würde ich es ähnlich kompensieren, über Sport.

prisma: Sport spielt also auch in Ihrem Leben eine große Rolle?

von Gutzeit: Absolut, gerade wenn mich die Gedanken umtreiben. Dass sie einfach morgens um vier Uhr aufsteht und in die Berge geht, um Brainfuck loszuwerden, kenne ich total von mir. Diese Rastlosigkeit und den Hang zum Extremen.

prisma: Wo soll es nach dieser ersten großen Rolle in "Team Alpin" hingehen? Was haben Sie sich vorgenommen?

von Gutzeit: (überlegt) Wie soll Ihre Traumfrau aussehen? Je mehr man sich da auf eine bestimmte Sache fixiert, desto unglücklicher kann man nur werden. Es wird sowieso nie genauso kommen, wie man es sich vornimmt. Wenn man etwas Bestimmtes forciert, verengt man sich, und dann klappt es nicht. Meine Erfahrung hat mir gezeigt: Mach das, was du machst, zu 100 Prozent, mit allem Elan, und das Nächste kommt dann daraus. Klar habe ich Wünsche und Träume...

prisma: Welche wären das konkret? Gibt es eine Traumrolle?

von Gutzeit: Oh es gibt einen Haufen Sachen, in denen ich gerne mitspielen würde. Ich bin ein sehr großer Fan von feingeistig geschriebenen Komödien, wie die "Pastewka"-Serie oder "Der Tatortreiniger". Aber auch unbequeme Inhalte reizen mich sehr. Zeitgeschichtliche Figuren, die mir selbst extrem fremd sind, wie beispielsweise Beate Zschäpe. Oder große Literatur! Ich bin eine Büchernärrin und denke mir oft, wenn dieser oder jener Stoff verfilmt wird, wäre ich gerne dabei. Auch wenn ich wahrscheinlich eine Höllenangst hätte, meiner eigenen Romanfantasie nicht gerecht zu werden.

prisma: Neben dem Sportlichen ist in "Team Alpin" auch das Motiv Freundschaft prägnant. Was bedeutet für Sie Freundschaft?

von Gutzeit: Die ist sehr wichtig, wobei ich sagen muss, ich habe tatsächlich nur eine Handvoll Freunde. Ich glaube, das liegt daran, dass ich so eine große Familie habe und so viele Geschwister, mit denen ich teilweise täglich Kontakt habe. Das sind die Ersten, die ich anrufe, egal, ob etwas Schönes oder Schreckliches passiert ist. Die Leute, mit denen ich wirklich befreundet bin, sind tatsächlich witzigerweise eher Musiker, von damals noch: Leute, die ich durch gemeinsame Aktivitäten kennengelernt habe, etwa im Orchester oder in Bands. Nicht beim Kaffeetrinken oder in der Disco, sondern bei einem gemeinsamen, freiwilligen Projekt.

prisma: Wenn "Team Alpin" am 1. November startet, wo werden Sie es sich ansehen?

von Gutzeit: Ich spiele an dem Abend Theater, das ist so furchtbar. Danach fahre ich nach Hause und schaue es mit meinem Freund und einer Flasche Schampus in der Mediathek. Er hat schon Mikrowellenpopcorn gekauft.

prisma: Und die zweite Episode am 8. November?

von Gutzeit: Ach, alle reden immer von Public Viewing. Aber am Ende schaut man es bei sich zu Hause alleine. Ich weiß auch gar nicht, wie gut ich das abkann, mal sehen. Vielleicht will ich es auch alleine auf meinem Handy auf der Toilette gucken. (lacht)


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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