Film bei ARTE

"Valley of Love – Tal der Liebe": Hommage an ein ikonisches Duo

von Wilfried Geldner

Als geschiedenes Schauspielerpaar begeben sich Gérard Depardieu und Isabelle Huppert auf eine Reise ins Death Valley. Ihr verstorbener Sohn hat ihnen die Punkte der Reise in seinen Abschiedsbriefen vorgegeben.

ARTE
Valley of Love – Tal der Liebe
Drama • 16.09.2020 • 20:15 Uhr

35 Jahre nach ihrem gemeinsamen Film "Loulou" sind hier Gérard Depardieu und Isabelle Huppert vor der Kamera wiedervereint. In "Valley of Love – Tal der Liebe" sind sie ein längst geschiedenes Schauspieler-Ehepaar, das den Suizid ihres Sohnes Michael betrauert, der sich vor einem halben Jahr mit 31 Jahren das Leben genommen hat. Ein vor seinem Tod geschriebener Brief zwingt die Eltern ausgerechnet im kalifornischen Death Valley zusammen, um dort in sieben Tagen fünf magische Orte aufzusuchen und ihres und das Leben ihres Sohnes zu überdenken. "Valley of Love", der Film von Guillaume Nicloux, der beim Festival von Cannes 2015 seine Premiere hatte, besticht durch seine realistisch-natürliche Inszenierung und die zurückhaltende Kraft der Darsteller Depardieu und Huppert.

Alleine das gegenseitige Vorlesen der Briefe des Sohnes mit der Aufforderung, gemeinsam ins Death Valley zu gehen, ist ein Ereignis. Neutral und scheinbar fast unbeteiligt trägt Depardieu den an ihn gerichteten Brief des Sohnes vor, Isabelle Huppert bricht bei dem ihren in Tränen aus. Die Mutter, die ihren Sohn schon früh verlassen hat, glaubt an eine mystische Wiederkehr, so wie es ihr der Sohn im Brief verspricht. Gérard dagegen gibt sich unbeeindruckt, er scheint den Tod des Sohnes zu verdrängen. Man ahnt jedoch, dass es in dem gewaltigen Mannsbild innerlich kocht. Schließlich sind die Vorwürfe der Ex-Frau gegen sich selbst und ihn nicht ohne weiteres wegzustecken.

Das alles ist mit dem Death Valley an einem mystsichen Schauplatz angesiedelt, die Wüste und deren unglaubliche Hitze spielen besonders bei Depardieu schweißtreibend mit, sie spiegeln das Innere der Akteure im Äußeren. Dennoch findet Nicloux, der auch das Drehbuch schrieb, Platz für komische Momente.

"Valley of Love" ist auch ein Film auf der Schnittstelle von Kino und Wirklichkeit. Im detailiert gezeichneten Motel am Rande der Wüste werden Isabelle und Gérard schon mal von Filmfreunden angegangen, deren Halbwissen nervt. Gérard erfüllt ein Autogramm-Ersuchen, indem er mit "Bob de Niro" unterschreibt.

Der Film ist sicher als Hommage an Depardieu und Huppert gedacht. Depardieu hat man selten so überzeugend gesehen wie hier – eine Masse von Mensch, wenn er Bauch und Oberarme zeigt. Mitunter greift er rettend ein, wenn Isabelle ihre Zimmertür nach einem Nervenzusammenbruch nicht öffnet und er die Türe einrammt – sehr zur Verwunderung eines benachbarten Asiaten. Das Duo Depardieu / Huppert feiert hier ein sensationelles Comeback in einem Stück, das in seiner gespielten Authentizität aus der Zeit gefallen scheint. "Sind wir schuld am Tod unseres Sohnes", fragt Isabelle einmal. Natürlich, antwortet Gérard, wir haben ihm schließlich das Leben geschenkt. Das bleibt jenseits des etwas zu dramatischen Schlusses die Quintessenz. – Für den Kameramann Christophe Offenstein gab es den französischen Filmpreis César, die melancholisch atmende Musik von Charles Ives hätte den sicher auch verdient.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren