Britische Serie

"Wild Bill": Groteske Mordfälle auf ZDFneo

von Andreas Schoettl

In der neuen britischen Serie "Wild Bill" landet ein erfahrener US-Cop ausgerechnet in der tiefsten Provinz Englands. Zwischen einer Diebstahlreihe und einem abgetrennten Kopf kommt es vor allem zu einem Aufeinanderprallen der Kulturen.

ZDFneo
Wild Bill
Serie • 31.07.2020 • 20:15 Uhr

Seine Vita liest sich bemerkenswert. Bill Hixon (Rob Lowe) war Amerikas erfolgreichster Metropolitan Police Chief. Er war Chef der Polizei in San Diego, Denver und Miami. Seine nächste Station allerdings klingt weniger glamourös. In Boston residiert Hixon nicht etwa in einer der wohlhabendsten und kulturell reichsten Städten der USA. Vielmehr ist Boston eine trostlose Mittelstadt in der tiefsten Provinz der englischen Grafschaft Lincolnshire.

Wie charmant es für den Yankee-Cop dort wird, zeigt sich schnell. Fremde sind in einer Region, die beim Brexit-Referendum 2016 den landesweiten Spitzenwert erzielte, kaum willkommen. Zudem hat sie die höchste Mordrate in ganz England. Genau diese soll Hixon sehr eindeutig senken. Das ist sein Auftrag, während er am liebsten aus dem Kaff gleich wieder verschwinden würde.

Die Culture-Clash-Serie "Wild Bill", die jetzt bei ZDFneo startet, spielt zunächst durchaus geschickt mit den Unterschieden. Wenn der Technik-Freak aus den Staaten von den Vorteilen eigens programmierter Algorithmen bei der Verbrechensbekämpfung referiert, halten ihn seine englischen Kollegen für einen Sprücheklopfer. "Briten mögen keine Angeber", bekommt Hixon von höherer Stelle zu hören. Als Retourkutsche erhält der ungeliebte Yankee sogleich einen Strafzettel, weil er zu schnell gefahren ist – mit dem Fahrrad!

Keine weitere Fortsetzung

Trotz seiner anfänglichen Bedenken wird die Arbeit für Hixon in der Provinz doch fordernder. Von wegen ländliche Idylle! Das liegt auch an der lokalen Bevölkerung, die fast genauso zynisch und schwer zu beeindrucken ist wie er selbst. Die Serien-Erfinder Dudi Appleton und Jim Keeble würzen die Reihe zudem mit grotesken Fällen. Zum Auftakt ist es ein abgetrennter Kopf, der als vermeintliches Kunstobjekt in einem Kühlschrank lagert. In einer weiteren Folge sind es fünf Leichen, die schockieren. Die Opfer wurden allesamt mit einer Nagelpistole regelrecht hingerichtet.

Groteske Mordfälle und das immer wieder recht amüsante Aufeinandertreffen britischer Tradition mit US-amerikanischer Überheblichkeit bescherten der ITV-Produktion allerdings nicht den erhofften Erfolg. Die Serie erhielt nach nur sechs Folgen keine weitere Fortsetzung. ZDFneo strahlt die kurzlebige Polizei-Dramedy wohl deshalb auch recht ungewöhnlich aus. Nach den ersten beiden Episoden ab 20.15 Uhr folgen die weiteren vier Teile erst ab 0.55 Uhr am Stück bis tief in die Nacht.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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