"Einfach mal Luppen"

Im Podcast von Toni und Felix Kroos: Mehmet Scholl mit amüsanter Anekdote über Uli Hoeneß

29.04.2023, 09.49 Uhr

Nach den zuletzt dürftigen Leistungen herrscht beim FC Bayern München Krisenstimmung – es droht eine titellose Saison. Im Podcast von Toni und Felix Kroos, "Einfach mal Luppen", erklärte Bayern-Legende Mehmet Scholl die Gründe für die Durststrecke und teilte eine amüsante Anekdote über Uli Hoeneß.

Nur zwei Siege aus sieben Spielen unter Thomas Tuchel: Die erhoffte Aufbruchsstimmung beim FC Bayern München nach dem Trainerwechsel ist längst dahin. In DFB-Pokal wie Champions League ist der Rekordmeister ausgeschieden, nach der Liga-Niederlage gegen den FSV Mainz 05 sind die Münchener auch die Tabellenführung in der Bundesliga los. "Erst mal kam ein Sturm, da war es schon wackelig. Jetzt kamen die drei Klatschen hintereinander, davon erholt sich eine gewachsene Mannschaft eigentlich", konstatierte nun Ex-Spieler Mehmet Scholl im Podcast "Einfach mal Luppen" von Toni und Felix Kroos.

Doch anders als bei der WM-Siegermannschaft von 2014 oder dem aktuellen Team von Real Madrid fehle es dem FCB laut Scholl aktuell an der nötigen Struktur, um nach den jüngsten Rückschlägen wieder aufzustehen. "Ich schaue auf den Platz und merke, irgendetwas passt nicht", kommentierte Scholl, die Rollen auf dem Rasen seien nicht klar verteilt. Auch Toni Kroos wunderte sich: "Das sind Sachen, die man von Bayern eigentlich nicht kennt."

Momentan herrsche auf dem Platz "ein gehöriges Durcheinander" ohne die nötigen Kommandos, kritisierte Mehmet Scholl: "Die Mannschaft bricht bei Gegendruck richtig auseinander." In diesem Zusammenhang griff der Europameister von 1996 zu einem drastischen Vergleich zu den wohl größten Krisenteams der letzten Jahre, Hamburger SV und FC Schalke 04: "Bis zum 0:1 spielen sie gut, und dann brechen sie auseinander." Er verspüre bei Bayern ein Führungsvakuum, beschrieb der 52-Jährige: "Wer hat überhaupt etwas zu sagen?" Außerdem fehle ihm die nötige Achse an Führungsspielern.

Scholl über FCB-Gelände: "Es war ausgestorben, es war wie Fort Knox"

Neben den Spielern steht aktuell auch die Führungsetage des Weltklubs in der Kritik, allen voran Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidžić, "Bei Olli kann ich überhaupt nicht beurteilen, was er macht, weil ich keinen Einblick in die Arbeit eines Vorstandsvorsitzenden habe", gab Scholl offen zu. Zu "Brazzo" Salihamidžić sagte Scholl, er mache "einen guten Job" und sei "total authentisch". "Er ist genauso eifrig und engagiert", wie er es als Spieler gewesen sei und habe ein "Riesen-Bayern-Herz", bescheinigte ihm Scholl.

Worin die genauen Gründe der aktuellen Krise und der überraschenden Trainerentlassung von Julian Nagelsmann lägen, vermochte Scholl nicht zu beurteilen. Er habe "zu wenig Insiderinformationen" und "keinen Kontakt zur Kabine". Dennoch berichtete der einstige Mittelfeldmann den Kroos-Brüdern: "Es kommt bei Bayern nichts mehr raus, nichts mehr rein. Ich wollte neulich meinen Sohn, der den Nachwuchs bei Bayern trainiert, besuchen. Es war ausgestorben, es war wie Fort Knox." Niemand komme mehr ohne passende Schlüsselkarte auf das Klubgelände, so Scholl.

"Wo war Unicef?": Mehmet Scholl scherzt über Trainingsmethoden von Felix Magath

Neben der aktuellen sportlichen Situation überraschte Mehmet Scholl mit einigen amüsanten Anekdoten aus seiner aktiven Zeit. "Im dreizehnten Jahr habe ich zum Dessert noch Felix Magath bekommen", erinnerte sich an seinen Karriereherbst beim deutschen Rekordmeister. "Wo war Amnesty International? Wo war Unicef?", scherzte Scholl angesichts der harten Trainingsmethoden Magaths. Sein Ex-Trainer habe ihm erleichtert, "ins neue Leben rüberzurutschen" nach der Karriere: "Ich war einfach froh, nicht mehr laufen zu müssen."

Die Entscheidung über sein Karriereende habe ihm indes ein anderer abgenommen, wie sich Scholl erinnerte: Uli Hoeneß. Er habe einst einen Anruf von Medienvertretern bekommen, die ihm zu seinem Abschiedsspiel gratulieren wollten. Das hatte "Papa" Hoeneß ohne das Wissen des Kreativspielers eingefädelt. Trotzdem sei er ihm nach dem ersten Schock nicht böse gewesen deswegen.

Neben dem Blick in die Vergangenheit versuchten die Kroos-Brüder mit ihrem Gast auch einen Blick in seine Zukunft zu werden. "Der Zauber ist wieder da", ließ Scholl verlauten, der zuvor laut eigenem Bekunden "müde" vom Fußball-Geschäft gewesen sei. "Ich war es einfach immer mehr leid, den bösen Onkel zu spielen, der im Fernsehen immer wieder die Spieler kritisiert", sagte er zu seiner einstigen Expertentätigkeit für die ARD. Er habe es genossen, "nach so langer Zeit in der Öffentlichkeit komplett auszusteigen". Mittlerweile habe er aber wieder Lust auf neue Aufgaben, betonte Mehmet Scholl, ohne jedoch konkret zu werden.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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