Helden des Trashfilms

Oliver Kalkofe im Interview über schlimme Filmgurken und Trinkspiele mit Fans

05.11.2023, 10.27 Uhr
von Annika Schmidt
Oliver Kalkofe hat mit prisma über seine Arbeit als "Betreuer für Filmunfälle" gesprochen.
Oliver Kalkofe hat mit prisma über seine Arbeit als "Betreuer für Filmunfälle" gesprochen.  Fotoquelle: Steffen Jänicke / TV Spielfilm

Verkleidete Film-Freunde und hochprozentige Trinkspiele: Die Helden des Trashfilms Oliver Kalkofe und Peter Rütten haben auf dem  "Cologne Comedy Festival" am 27. Oktober mit ihren Fans die #SchleFaZ-Kino-Weltpremiere gefeiert. Kurz danach sprach prisma mit Oliver Kalkofe über das bunte Event, seine Arbeit als "Betreuer für Filmunfälle", über Filme, die jeder gesehen haben sollte und Streifen, die besser für immer unter Verschluss bleiben sollten.

prisma: In 10 Jahren habt ihr mehr als 150 Filmunfälle vorgestellt. Wie viel Zeit verbringen Sie mit der Durchsicht von trashigen Filmen? Und leidet der gute Geschmack darunter?

Ich habe inzwischen wirklich Hunderte von verifiziert beschissenen Filmen freiwillig angesehen, die meisten sogar teuer gekauft, um für uns dann die echten Perlen der filmischen Vergeigung herauszufiltern - und ein Ende ist nicht in Sicht, es wachsen immer welche nach. Am Ende hilft das Schauen von schlechten Filmen aber dabei, die wirklich guten einfach noch mehr schätzen zu lernen.

prisma: Wie sieht ein typischer Filmabend bei Oliver Kalkofe aus? Was darf dabei nicht fehlen?

Mit einem Film, von dem ich zumindest hoffen darf, dass er kein SchleFaZ ist und mir gefallen könnte. Dann alles möglichst Kino-gerecht genießen und versuchen, sich wirklich auf den Film mit bestmöglichem Bild und Ton einzulassen - was heute viel zu selten geschieht, weil man selbst die größten Filme auf dem kleinsten Endgerät schauen kann. Was aber dem Werk meist nicht gerecht wird und letztlich auch nicht so viel Spaß macht wie es sollte.

prisma: Tele 5 will zukünftig mehr auf "gute" Filme setzen. Wie sieht die Zukunft der Kult-Reihe aus?

Tele 5 verabschiedet sich leider komplett von Eigenproduktionen und wird zukünftig vermeintlich gute Archivware senden. Da wird weiterhin viel SchleFaZ-Material dabei sein, nur leider dann ohne unsere fachkundige Betreuung. Wir hoffen allerdings, für SchleFaZ eine neue Heimat zu finden und sind bereits in intensiven Gesprächen. Schließlich sind wir gerade erfolgreich wie nie zuvor, kostengünstig und bringen eine treue und begeisterte Fan-Community mit, die sich jeder Sender nur wünschen kann.

prisma: Seit 2013 versorgen Sie, gemeinsam mit Peter Rütten, Trash-Film-Fans mit "sehenswerten" Streifen. Seid ihr beiden euch immer einig bei der Einschätzung der Filme? Oder wurden Sie schon mal überrascht oder schockiert vom Geschmack ihres Kollegen?

Im Grunde sind wir uns fast immer einig, es geht eigentlich nur stets darum, wer sich welchen Film antun muss, da ja jeder von uns die Hälfte der Drehbücher schreibt, aber jeder für sich allein. Das heißt, man muss sich schon jedes Mal bewusst sein, mit welchem Scheißfilm man sich dann intensiv die Zeit versauen will.

prisma: Welchen Film würden Sie Richard David Precht für einen Abend vor der Glotze vorschlagen?

In aller Bescheidenheit vielleicht einfach mal als Anregung einen schönen Stummfilm.

prisma: Welchen Film sollte jeder gesehen haben bzw. welchen Film sollte niemand mehr sehen?

Mein absoluter Lieblingsfilm ist und bleibt DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN, den kann ich nur jedem empfehlen, ebenso wie DAS LEBEN DES BRIAN oder zu Weihnachten STIRB LANGSAM. Schlechte Filme kann man allerdings nie vermeiden, weil man meist ja vorher noch denkt, sie könnten gut sein. Wirklich schlimme Werke wie LASS JUCKEN, KUMPEL oder BATTLEFIELD EARTH sollte sich besser niemand ohne SchleFaZ-Fachbetreuung antun.

prisma: Auf dem "Cologne Comedy Festival" haben Sie die #SchleFaZ-Kino-Weltpremiere vorgestellt. Wie war der Abend mit Trinkspiel, Selfies und verkleideten Fans?

Es war wirklich der Wahnsinn! 1600 begeisterte und teils grandios verkleidete Fans, nur um gemeinsam mit unserer Betreuung eine schlimm vergeigte Filmgurke aus den 70ern zu feiern, das war fantastisch. Im Anschluss haben wir noch drei Stunden Selfies mit den Fans gemacht. So viel Freude, Liebe und Dankbarkeit erlebt man selten. 

prisma: Am 30. Oktober nehmen Sie, mit Oliver Welke, den Podcast  "Kalk & Welk - Die fabelhaften Boomer Boys" live vor Publikum auf. So eine Live-Aufzeichnung ist ja eine besondere Situation. Was sollte dabei auf keinen Fall passieren?

Man sollte möglichst nicht plötzlich da sitzen und sich nichts mehr zu sagen haben. Ist blöd, wenn man nach 20 Minuten merkt: Oh, noch ne halbe Stunde… was sollen wir da noch erzählen? Aber der Welk und ich sind Natural Born Laberfressen, da ist das bisher noch nie ein Problem gewesen.

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