Schauspielerin im Interview

Senta Berger: Eine Grande Dame wird 80

03.05.2021, 07.14 Uhr
von Sarah Schneidereit
Charlotte (Senta Berger) mit ihrem Mann, dem Stardirigenten Walter Kler (Peter Simonischek)
Charlotte (Senta Berger) mit ihrem Mann, dem Stardirigenten Walter Kler (Peter Simonischek)  Fotoquelle:  ZDF & Hendrik Heiden

Am 13. Mai feiert Senta Berger ihren 80. Geburtstag. Im prisma-Interview spricht sie über ihren neuen Fernsehfilm "An seiner Seite", in dem sie eine Frau spielt, die aus dem Schatten ihres berühmten Mannes heraustreten möchte. Dabei verrät sie auch, wie sie es geschafft hat, immer ihren Weg zu gehen und so erfolgreich zu werden.

Frau Berger, in Ihrem neuen Film "An seiner Seite" fragt sich Ihre Filmfigur Charlotte: "Wer bin ich? Was will ich wirklich?" Fällt es Ihnen leicht, diese Fragen für sich zu beantworten?

Senta Berger: Ich stelle mir diese Fragen nicht. "Wer ich bin?" Sicher immer eine andere. In jedem Kapitel meines Lebens eine andere. Heute eine andere, als gestern. Durch jedes Erlebnis, jede Erfahrung – eine andere. Das hoffe ich doch wenigstens. Nur wer sich verändert, bleibt sich selber treu. Was ich wirklich will? Auch Wünsche und Erwartungen ändern sich im Laufe eines Lebens. Ich wollte wirklich, eine gute Schauspielerin werden. Ich wollte wirklich eine Familie haben. Ich wollte wirklich dem Leben begegnen und bin es. Heute will ich wirklich noch eine Weile einen Weg mit meinem Mann gehen und trotz allem frohgemut sein.

Gab es in Ihrer Karriere Momente, in denen Sie Ihren eingeschlagenen Weg infrage gestellt haben?

Ja, natürlich. Zweifel gehören doch zum Leben erwachsener Menschen. Dazu muss man kein Künstler sein. Wir haben ja alle nur ein Leben und versäumen ein anderes oder viele andere Leben. Gerade am Anfang meiner Entwicklung – ich kann nicht das Wort „Karriere“ verwenden, ich wusste nicht, dass ich eine machen würde – war ich sehr verunsichert und hatte viele und ernste Zweifel. Ich hatte das Glück von vielen Menschen ermutigt zu werden. In meiner Familie, am Theater und von meinem Mann.

In "An seiner Seite" stellt Charlotte fest, dass ihr Mann sie nicht wirklich als eigenständige Person wahrnimmt und für sie Entscheidungen trifft. Ist Ihnen das auch häufig in Ihrem Leben passiert?

Nein, niemals. Ich war sehr früh schon unabhängig und habe meine Entscheidungen getroffen. Oft auch die falschen.

Haben es Schauspielerinnen schwerer als ihre männlichen Kollegen?

Ich glaube nicht. Allerdings wurden in den allermeisten Theaterstücken männliche Schicksale erzählt – durch die Jahrhunderte hindurch. Theater, Kino, Fernsehen – das sind ja auch Medien, die die Gesellschaft spiegeln. Nun ändern sich gerade so viele gesellschaftliche Haltungen, das wird sich auch in den Möglichkeiten und Rollen für Schauspielerinnen niederschlagen. Wenn Sie allerdings meinten, ob das Leben der Schauspielerinnen schwerer sei, als das der Männer, sage ich "Ja, natürlich." Die Doppelbelastung des Berufs und der Bewältigung des praktischen Alltags ist immer noch Frauensache, auch wenn ich es nicht glauben will. Da ändert sich nur sehr langsam etwas. Oder meinten Sie, dass Schauspielerinnen abhängiger sind vom Wohlwollen männlicher Entscheidungsträger wie Regisseure oder Produzenten, als Schauspieler? Das mag immer noch vorkommen und hängt natürlich nicht nur vom jeweiligen weiblichen Selbstbewusstsein ab, sondern von ihrer sozialen Situation. Und da ändert sich gerade doch sehr viel.

Sie sind eine der ganz Großen im deutschen Fernsehen – keine Frage. Glauben Sie, dass es heute mit der zunehmenden Zahl an Serien und Streaming-Angeboten schwieriger ist, sich solch einen Ruf aufzubauen?

Als ich mit 19 Jahren begonnen habe, in Kinofilmen zu spielen, hatte das Kino eine einzigartige Position. Die Handvoll junger Schauspieler, die damals Kinofilme machten, wie zum Beispiel Götz George, Horst Buchholz, Karin Baal oder eben auch ich, hatten eine Art Alleinstellungsmerkmal... Blödes Wort, aber es war eben so, dass wir besonders wahrgenommen wurden. Durch das große Angebot heute ist alles beliebiger geworden, auch die Auswahl, die die Zuschauer treffen. Aber natürlich gibt es auch heute noch "Stars", mit denen man sich identifizieren möchte und kann. In Europa zumindest sind sie ein bisschen weniger.

Sie feiern in diesen Tagen Ihren 80. Geburtstag. Haben Sie schon mal daran gedacht, sich zur Ruhe zu setzen oder können Sie nicht ohne das Schauspielern?

Aber ich habe mich doch zur Ruhe gesetzt! Ich habe meine Reihe "Unter Verdacht" beendet und im letzten Jahr nur zwei Filme gedreht, anstelle der üblichen vier oder fünf. Es waren Arbeiten, für die ich mich schon vor einiger Zeit verpflichtet hatte. Ich bin nicht in Rente, aber in Ruhestand, oder besser Unruhestand. Wenn eine Arbeit auf mich zukommt, die mich herausfordert und Vergnügen macht – warum sollte ich sie nicht annehmen ? Aber ich genieße gerade sehr – keine Pläne zu haben, kein Programm einhalten zu müssen und warte wie alle jetzt schon etwas ungeduldiger auf die Zeit nach Corona, um unbeschwert meine Familie in Wien wiedersehen zu können.

TV-TIPPS

"An seiner Seite"

  • Freitag, 7. Mai, 20.15 Uhr bei ARTE
  • Montag, 10. Mai, 20.15 Uhr im ZDF

"Senta Berger: Die Schauspiel-Ikone im Gespräch"

  • Donnerstag, 13. Mai, 18.10 Uhr, ServusTV
  • Freitag, 14 Mai, 22.25 Uhr, ServusTV

 

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