TV-Koch spricht offen über Seelenleben

Tim Mälzer: "Ich fühlte mich an die Wand gedrängt"

Als Gastronom hat Tim Mälzer die Pandemie schwer getroffen. Zwischendurch seien ihm Zweifel gekommen, ob er den Job überhaupt noch machen wolle, sagte der Koch in einem Interview.Ein verheerendes Geschäftsjahr liegt hinter der deutschen Gastronomie. Und auch wenn Lockerungen beschlossen wurden, sind die Perspektiven für Restaurant-, Café und Barbetreiber alles andere als rosig. Da macht sich einer der prominentesten im Land keine Illusionen: TV-Koch Tim Mälzer.

"Wir Gastronomen stehen wieder genauso da wie vor einem Jahr", klagte der 50-Jährige im Interview mit "stern.de". "Es wird uns gesagt, wir dürfen wieder aufmachen, aber es gibt keine klaren Ansagen unter welchen Bedingungen, mit welchen Hygiene- und Kontaktverfolgungskonzepten, wann wir drinnen wieder aufmachen dürfen. Und viel gravierender: Es gibt kein wirtschaftliches Auffangsystem."

Mälzer, der in Hamburg unter anderem das Restaurant "Bullerei" betreibt, sieht entsprechend skeptisch in die Zukunft: "Auch wenn die Indoor-Öffnung kommt, wir werden weiterhin mit harten Restriktionen leben müssen." Dazu kommen ungeahnte Lieferengpässe. "Wer hätte gedacht, dass Sahne zu bekommen so ein Problem sein könnte? Letzten Endes haben wir sehr drüber gelacht."

Nach Lachen war Mälzer in den vergangenen Monaten jedoch nicht immer zumute. Es sei schwierig gewesen, nicht in wirtschaftliche Schieflage zu geraten. "Auf der anderen Seite musste ich aber auch versuchen, meine Mitarbeiter bei der Stange zu halten. Die Frustration war und ist sehr groß, natürlich auch mental." Das gelte auch für ihn selbst, der 30 Jahre alles der Gastronomie untergeordnet habe. "Ich musste aufpassen, dass ich nicht den Glauben daran verliere. Ich fühlte mich an die Wand gedrängt und wähnte mich vorher in einer Sicherheit, die es plötzlich nicht mehr gab. Das ist eine Situation, an der ich immer noch zu knabbern habe."

Zwar habe die Gastronomie mit vielen kreativen Konzepten "deutlich gezeigt, dass wir wohl eine der beweglichsten und kreativsten Branchen überhaupt sind". Dennoch bekennt der unter anderem aus "Kitchen Impossible" (VOX) Star-Koch: "Ich habe wirklich darüber nachgedacht, ob ich diesen Job noch machen möchte. Ich fühlte mich oft machtlos, weil ich meiner Leidenschaft und meiner Berufung nicht mehr nachgehen konnte. Diese Zeit wird definitiv Narben bei mir hinterlassen und ich bin auch noch im Prozess, diese Krise zu verarbeiten. Und ich glaube, da bin ich nicht alleine."

Was er in der Krise am meisten vermisse? "Menschen", beteuerte Mälzer. "Menschen im Privaten, Menschen in meinem Berufsleben, Menschen im Urlaub." Er habe sich "sehr streng an die Maßnahmen gehalten" und Freunde teils seit über einem Jahr nicht gesehen. "Ich möchte endlich wieder leben, ohne schlechtes Gewissen."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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