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"Oh Hell": Ist diese Serie das deutsche "Fleabag"?

18.03.2022, 15.23 Uhr
von Julian Weinberger

Die deutsche Comedyserie "Oh Hell" bedient sich bei einigen Erfolgsfaktoren des britischen Serienhits "Fleabag". Ob sie ein großes Publikum findet, ist aber fraglich.

Bei den Emmys 2019 war Phoebe Waller-Bridge die strahlende Siegerin. Zwei Preise nahm die Britin für ihre Serie "Fleabag" entgegen. Die bissige Brit-Comedy überzeugte Kritiker wie Publikum mit einer Mischung aus Komik und Tragik. "Fleabag" erzählt von der gleichnamigen Cafébetreiberin, die sich in Tagträumereien und One-Night-Stands flüchtet, um sich aus ihrem bitteren Alltag zu befreien. Mit der neuen Serie "Oh Hell" (ab 17. März, MagentaTV) versucht sich nun auch eine deutsche Produktion an diesem Erfolgsrezept zu bedienen.

Die (Anti-)Heldin der achtteiligen Dramedy unter der Regie von Simon Ostermann und Lisa Miller heißt Helene (Mala Emde), kurz Hell genannt. Ähnlich wie Fleabag ist die 24-Jährige alles andere als zufrieden mit ihrem Leben. Das Jurastudium hat sie ohne das Wissen ihres fürsorglichen, aber naiven Vaters Günter (Knut Berger) längst hingeschmissen. Ihren Job im Kindergarten verliert sie, weil sie sich Spendengelder "ausgeliehen" und die Geburtstagstorte eines Kindes demoliert hat.

Kurzum: In Helenes Leben läuft kaum etwas nach Plan – ganz anders als bei ihrer Vorzeigefreundin und Influencerin Maike (Salka Weber). Sie ist erfolgreiche Start-up-Unternehmerin, strahlt enormes Selbstbewusstsein aus und scheint gänzlich ohne Makel zu sein. Erst als Helene den ähnlich gepolten Cellolehrer Oskar (Edin Hasanovic) kennenlernt, scheint sie auf bestem Wege zu sein, ihren Seelenverwandten gefunden zu haben.

Mit ihrer unorthodoxen Art und den bisweilen skurrilen Gedankenspielen erinnert Helene frappierend an Phoebe Waller-Bridges Fleabag. Dazu tragen auch die sarkastischen Bemerkungen auf der Meta-Ebene bei, mit denen Helene ihre Erlebnisse kommentiert. Eine vergleichbare Stimmung wie in der britischen Erfolgsserie kreieren überdies unkonventionelle Kameratechniken, die das Publikum bisweilen tief in die Gehirnwendungen der Serienhauptfigur eintauchen lassen.

Äußerst gelungen und herrlich überzeichnet ist die Figur von Maike geraten. Ironisch überhöht, vertreibt sich die Social-Media-Bekanntheit auf Panel-Diskussionen mit einem indischen Regisseur ihre Zeit, fährt Tesla und unterstützt – selbstverständlich – NGOs. In ihren starken Momenten wirkt die Serie "Oh Hell" als durchaus bissiger Gesellschaftskommentar. Weil die acht Folgen bisweilen jedoch sehr sprunghaft erzählt sind und Serienschöpfer Jochen Boss ("Das ist ein sehr progressives Setup.") hier und da etwas zu durchgeknallt und experimentell ans Werk geht, wird "Oh Hell" wohl nicht das ganz große Publikum finden.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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