Mediatheken-Tipp

Wer "Fargo" liebt, wird auch "The Tourist" mögen

23.08.2022, 08.39 Uhr
von Antje Rehse

Ein Mann verliert nach einem auf ihn verübten Mordanschlag sein Gedächtnis – und weiß nicht, dass ihm ein Killer auf den Fersen ist. Die australisch-britisch-deutsche Co-Produktion "The Tourist – Duell im Outback" besticht durch Thriller-Spannung und skurrile Charaktere. 

Ein Mann ("Fifty Shades of Grey"-Star Jamie Dornan) wacht in einer australischen Kleinstadt im Krankenhaus auf – und kann sich an nichts mehr erinnern. Warum ist er mit seinem Auto von der Straße abgekommen? Warum ist er in Australien? Und wie zum Teufel heißt er überhaupt?

Der Fremde begibt sich mithilfe der Streifenpolizistin Helen Chambers (Danielle Macdonald) auf die Suche nach Antworten – und muss feststellen, dass ihm jemand nach dem Leben trachtet. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, der ihn mitten hinein in den Outback führt. Dicht auf seinen Fersen: ein mysteriöser Killer (Ólafur Darri Ólafsson) und der Großstadt-Polizist Lachlan Rogers (Damon Herriman). Und was steckt hinter Kellnerin Luci Miller (Shalom Brune-Franklin), die dem Fremden scheinbar aus reiner Neugier und Sympathie so tatkräftig unterstützt? 

Es geht staubig zu im Outback. Das wird schon in der Verfolgungsjagd, die die Serie actionreich einleitet, deutlich. Der dreckig-verstaubte Look trägt erheblich zur Atmosphäre der australisch-britisch-deutschen Serie bei, die sich gekonnt zwischen Thriller, Neo-Western und Krimi-Groteske bewegt.

"Ich hoffe, ich bin kein Alkoholiker"

Genau wie der Fremde steht auch der Zuschauer vor einem Rätsel. Erst nach und nach fügen sich die Puzzleteile zusammen. Das klingt spannend und ist es auch. Dankenswerterweise lässt sich die Serie dabei aber auch genug Zeit für die Figuren. Und viel schwarzen Humor. "Entweder habe ich irres Pech oder jemand will mich umbringen", meint der Fremde. "Es ist schon verdammt irres Pech, wenn dich jemand umbringen will", erwidert Luci. Noch ein Beispiel: "Ich hoffe, ich bin kein Alkoholiker", seufzt der Mann ohne Gedächnis, als er sein erstes Bier nach dem Krankenhausaufenthalt genießt.

Die Figuren könnten so oder so ähnlich auch in einem Film der Coen-Brüder oder der preisgekrönten Serie "Fargo" vorkommen. Das gilt vor allem für die unscheinbare Streifenpolizistin, die sich tagtäglich von ihrem Mann unterbuttern lässt, heimlich bei ihrer Diät schummelt und nun in einen Kriminalfall gerät, dessen Tragweite ihr nicht ansatzweise bewusst ist. Die in Deutschland noch recht unbekannte australische Schauspielerin Danielle Macdonald besticht durch ihr exzellentes komödiantisches Timing.

Auch der von Ólafur Darri Ólafsson ("Trapped – Gefangen in Island") stoisch gespielte Killer mit dem roten Hut und der berühmte Detective Inspector Lachlan Rogers (Damon Herriman), der so gar nicht in den Outback passt, sorgen für Unterhaltung. Der Nordire Jamie Dornan, der für "Fifty Shades of Grey" viel Kritik einstecken musste, agiert hier endlich wieder ähnlich überzeugend wie in der britischen Thriller-Serie "The Fall – Tod in Belfast", die einst seinen Durchbruch bedeutete. Seine Hauptfigur erlangt erst mit der Zeit Profil, was bestens zum Mann ohne Gedächtnis passt. 

Fazit: Auch wenn sich bei "The Tourist" das ein oder andere Logikloch eingeschlichen hat, macht die Serie einfach Spaß.

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Verantwortlich für das Drehbuch der ZDF-Koproduktion mit BBC Studios, HBO Max und dem australischen Streamingdienst Stan zeichnen die Brüder Harry und Jack Williams ("The Missing"), Regie führten Christopher Sweeney (Folgen 1-3) und Daniel Nettheim (Folgen 4-6).

"The Tourist – Duell im Outback" ist ab dem 22. August im Rahmen des ZDF-Montagskinos in Doppelfolgen (immer um 22.15 Uhr) zu sehen. Schon jetzt ist die Serie kostenlos in der ZDF-Mediathek abrufbar.

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