Free-TV-Premiere bei ProSieben

"After Passion": "Fifty Shades of Grey" für Teenies

20.02.2022, 10.19 Uhr
von Sven Hauberg

Ein Draufgänger trifft auf eine naive Schönheit: "After Love" gilt als das "Fifty Shades of Grey" für eine jüngere Zielgruppe. Der erste Film ist allerdings so erotisch wie ein Kaffeekränzchen bei Oma.

ProSieben
After Passion
Drama • 20.02.2022 • 20:15 Uhr

So also entsteht im Internetzeitalter erfolgreiche Literatur: Anna Todd, Jahrgang 1989, veröffentlichte vor einigen Jahren auf der Online-Plattform Wattpad kurze Geschichten über einen jungen, tätowierten Mann, der an den Popsänger Harry Styles angelehnt war. Hardin Scott nannte sie ihren Helden, und jedesmal, wenn der echte Harry Styles sich ein neues Tattoo stechen oder die Haare wachsen ließ, tat das auch Hardin Scott. Insgesamt mehr als 1,5 Milliarden (!) Mal wurden die Geschichten über den Schönling gelesen. Dann schnappten sich Verlage weltweit die Rechte, und die Erzählungen von Anna Todd wurden, aufgeteilt auf mehrere Bücher, auch offline zum Bestseller. Mit "After Passion" (2019) zeigt ProSieben nun dern ersten Teil der erfolgreichen Reihe erstmals im Free-TV.

Hero Fiennes-Tiffin, der Neffe von Ralph Fiennes, spielt diesen jungen Draufgänger Hardin Scott. Hardin ist so etwas wie eine Mischung aus Christian Grey, dem Protagonisten der SM-Romane "Fifty Shades of Grey", und Sebastian Valmont, dem Herzensbrecher aus "Eiskalte Engel". Hardin sieht gut aus, hat reiche Eltern und weiß, was er will im Leben. Kurzum: Er ist das genaue Gegenteil von Tessa Young (gespielt von Josephine Langford), die zu Beginn des Films von der Schule ans College wechselt. In einer weißen, mit Blüten bestickten Weste verabschiedet sie sich von ihrem Freund, der zurück in der Heimat bleibt, und ist erstmal gehörig geschockt, als ihre neue Mitbewohnerin Steph (Khadijha Red Thunder) im gemeinsamen Zimmer einen Joint anzündet. Steph ist es dann auch, auf deren Bett eines Tages Hardin liegt und der naiven Tess schöne Augen macht.

So prüde ist nur Hollywood

Man fragt sich dann recht schnell, was eigentlich auf den 2.500 Seiten, die Autorin Anna Todd online veröffentlicht hat, so alles stehen mag. Denn wirklich viel passiert in "After Passion" nicht. Hardin steckt bald seine Zunge zwischen Tess' Beine, zum Beischlaf kommt es dann auch irgendwann. Dazwischen: gähnende Leere und eine Dramaturgie wie einst in der Fotolovestory aus der "Bravo". Nur am Ende, kurz vor Schluss, erlaubt sich das Drehbuch eine rasche Wendung. Wer allerdings "Eiskalte Engel" oder "Eine wie keine" gesehen hat, dürfte wenig überrascht die Schultern zucken. Wobei es nicht unwahrscheinlich ist, dass das von "After Passion" anvisierte Zielpublikum von den beiden 20 Jahren alten Filmen noch nie etwas gehört hat.

Inszeniert ist das Ganze so prüde, wie es nur Hollywood kann. Nicht mal, wenn Hardin und Tess in einem einsamen See schwimmen gehen, werden Höschen oder Oberteil abgelegt. Da hilft es auch nicht, dass "After Passion" in lichtdurchflutete, warme Bilder getaucht ist, die an Werbung für vegane Biokekse erinnern – der Film bleibt so erotisch wie ein Kaffeekränzchen bei Oma. Immerhin: Die australische Newcomerin Josephine Langford macht im Film von Regisseurin Jenny Gage eine gute Figur. Die Landpomeranze, die sich Hals über Kopf in den geheimnisvollen Schönling verliebt, nimmt man ihr jederzeit ab.

Im vergangenen Jahr ging das "50 Shades of Grey" für Teenies mit "After Love" übrigens bereits in die dritte Runde. Auch das große Finale der Reihe ist bereits im Kasten: In den USA ist der Kinostart für der Film mit dem Titel "After Ever Happy" (hierzulande voraussichtlich: "After Forever") im September 2022 geplant.

After Passion – So. 20.02. – ProSieben: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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