Sympathisch, schrullig und schwarzhumorig

"Das Millionen Rennen": "Tatort"-Star Axel Prahl als Taubenflüsterer

19.04.2023, 08.11 Uhr
von Rupert Sommer

In der sympathisch, schrulligen und schwarzhumorigen Komödie "Das Millionen Rennen" schlüpft "Tatort"-Star Axel Prahl in die Rolle eines Taubenzüchters aus dem Ruhrgebiet. Dieser hat nicht nur mit seinen Alltagsproblemchen zu kämpfen, der Vogelfreund verfolgt zu dem seinen großen Traum: einmal das große Rennen in Südafrika gewinnen. 

ARD
Das Millionen Rennen
Drama • 19.04.2023 • 20:15 Uhr

Tauben sind die Rennpferde des "Kleinen Mannes". Kaum hat er seine ungeliebte Arbeit im Call-Center heruntergerissen, zieht es Mathias Wengeler ("Tatort"-Publikumsliebling Axel Prahl) sofort in seinen Taubenschlag. Seit Kindheit geht er einer Freizeitbeschäftigung nach, die schon für seinen Vater weit mehr als nur ein Hobby war. Man muss kein Psychologe sein, um die sehr enge, ja fast intime Verbindung zu seinem edlen Federvieh zu erkennen. Immerhin nennt der stolze Züchter seine Prachtexemplare liebevoll jeweils "Liz Taylor" oder "Richard Burton" nach dem legendären Hollywood-(Alb-)Traumpaar. In der einfühlsamen Charakterstudie "Das Millionen Rennen" (2012), die nun im Ersten zur besten Sendezeit wiederholt wird, erzählen Regisseur Christoph Schnee und Drehbuchautor Benjamin Hessler von (tatsächlich eher kleinwüchsigen) Alltagshelden, die ihr Herz auf dem rechten Fleck und ihr Hirn in den Lüften haben.

Am Wohl der Vögel wird nicht gespart

Eigentlich ist auch das Namenspaar Burton/Taylor schon wieder ein vieldeutiger Hinweis: Zwar fliegen im Haushalt der krisengebeutelten Familie Wengeler – Mathias war mal Industrieschlosser, muss jetzt im strukturgewandelten Ruhrgebiet aber einem "Dienstleistungsberuf" nachgehen – nicht wirklich die Fetzen, aber oft die Federn. Symbolisch zumindest. Die hingebungsvolle Kleintier-Liebe ihres Ehemanns, der Mahnschreiben gerne mal ignoriert, nie aber am teuren Spezialfutter für die Vögel spart, treibt Rita (Beata Lehmann) nahezu in die Verzweiflung. Tatsächlich hat nämlich auch sie ein schweres Paket zu schultern, steht das Kinderheim, in dem sie arbeitet, doch kurz vor der Schließung. Wie so oft könnte ein unverhoffter Geldsegen alle Sorgen vertreiben – wenn auch die Probleme in Wirklichkeit viel tiefer liegen.

Ein kleinbürgerlicher Glücksritter auf seinem Weg

Die Mephisto-Rolle des windigen Verführers übernimmt Wengelers Nachbar Ronny Kowallek (Peter Lohmeyer), der aus dem Nichts plötzlich wieder im Pott auftaucht und sich an Wengeler heranwanzt – mit einem vermeintlich sicheren Glücksversprechen: Mit Hilfe der Rassetauben des eskapistischen Familienvaters wollen die beiden das berühmte "Million Dollar Rennen" in Südafrika gewinnen. Dort steht der siegreichen Renn-Taube der lukrative Hauptgewinn zu.

Damit ist die sympathisch schrullige, dabei aber nie platte und vor allem sehr schwarzhumorige Dramödie aus dem Hause WDR aber erst am Anfang. Natürlich stehen den beiden kleinbürgerlichen Glücksrittern viele Schicksalsschläge und Stolpersteine im Weg: die Beinahe-Scheidung von Ehefrau Rita, der grotesk blutige Marderüberfall auf den Taubenschlag, die vorhersehbare Schließung des Kinderheims, der Stress mit dem schnöseligen Call-Center-Chef – und in erster Linie die eigene Dusseligkeit.

Das Millionen Rennen – Mi. 19.04. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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