"Borchert und der verlorene Sohn"

"Der Zürich-Krimi": "Das ist kompliziert!"

von Wilfried Geldner

Der Sohn eines alten Freundes von Borchert wird gekidnappt. Oder hat er sich gar selbst entführt, weil er um sein Erbe fürchtete? 16. "Zürich-Krimi" im Ersten.

ARD
Der Zürich-Krimi: Borchert und der verlorene Sohn
Krimi • 30.12.2021 • 20:15 Uhr

Als Thomas Borchert (Christian Kohlund), der seit Längerem suspendierte Zürcher "Anwalt ohne Lizenz", von seinem alten Jugendfreund Toni (Uwe Kockisch) gebeten wird, für ihn den Ehevertrag mit seiner zweiten, um vieles jüngeren Frau aufzusetzen, nimmt er dankend an. Erinnerungen an alte Zeiten werden wach, als sie als ETH-Studenten noch über den Zürichsee skullten und gleich die Besten waren. Der 13. Borchert-Fall, "Der verlorene Sohn" (Regie: Roland Suso Richter), ist voller Nostalgie, mit Erinnerungen an "schöne Zeiten". Oder waren sie doch eher "schlimm", wie Borchert am Ende meint? Sein Vater war streng, er hatte ihm die Jugend verdorben. Sollte es dem Sohn seines alten Freundes womöglich ähnlich ergangen sein?

Noch bevor Borchert mit dem Ehevertrag des Freundes, Besitzer eines Biochemie-Unternehmens ("Biotech"), beginnen kann, wird dessen älterer Sohn Julian (Johannes Meister) entführt, die Kidnapper fordern ein Lösegeld von drei Millionen. Die Übergabe ist genau der richtige Job für den harten Borchert, den Outcast unter den Anwälten der Stadt an der Limmat. Da braucht sich der Polizeihauptmann Furrer (Pierre Kiwitt) gar nicht zu streuben.

Borchert gelingt denn auch die Übergabe des Geldes. Julian, der mit dem Ehevertrag das eigene Erbe gefährdet sah, kommt frei. Bald darauf werden jedoch die Entführer ermordet. Auf Julian fällt da viel Verdacht, auch weil ein Teil des Lösegelds bei ihm gefunden wird. 

Jeder Krimkenner weiß. dass diese Lösung nicht sonderlich aufregend wäre. Auch Mira (Idil Üner), die neue Frau des Patriarchen, käme ja als Kidnapperin in Betracht, mitsamt ihren hohen Immobilien-Schulden. Zudem sieht ja auch noch Julians jüngerer Bruder Florian (Oskar Belton) das Großprojekt der väterlichen Pharma-Firma in Gefahr.

"Das ist kompliziert!", wird Borcherts diesmal vom Drehbuch nicht sonderlich verwöhnte Chefin Dominique Kuster (Ina Paule Klink) irgendwann stöhnen. Es dauert denn auch eine ganze Weile, bis Borchert den Fall in den Archiven des Kantonsnotariat Zürich lösen kann. Den "Zürich-Krimi" trägt ja ohnehin der von Christian Kohlund gespielte Anwalt Borchert ganz allein. Am stärksten sind Krimi und Rolle, wenn der Anwalt mal eben in seinem Seelenleben wühlen kann. Er hat eine schwere Zeit mit dem eigenen Vater erlebt und selbst einen Sohn verloren, merkt er an. Kohlund macht so was glaubhaft, in ein paar Sätzen beiseite gesprochen. Umso erstaunlicher ist es, dass diese etwas konstruiert wirkende Freundschafts- und Familiengeschichte nur wenig Mitgefühl auf sich ziehen kann. – Doch es naht Besserung: Inzwischen sind bereits drei weitere Folgen des Donnerstagskrimis der ARD im Kasten.

Der Zürich-Krimi: Borchert und der verlorene Sohn – Do. 30.12. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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