Kritik zum Film bei 3sat

"Die Päpstin": Versteckspiele im Vatikan

08.07.2022, 08.31 Uhr
von Rupert Sommer

Die Verfilmung des Bestsellers "Die Päpstin" sollte großes internationales Kino sein. Dem wird der Film von 2009, den 3sat nun erneut zeigt, leider nicht gerecht. 

3sat
Die Päpstin
Drama • 08.07.2022 • 20:16 Uhr

Statistenheere im Schlachtgetümmel, wabernder Nebel im urdeutschen Urwald, blutverschmierte Neugeborene: Sönke Wortmann, als Regisseur eigentlich eher ein Spezialist für das leichte Fach, wollte bei seiner Verfilmung des Bestsellers "Die Päpstin" nichts falsch machen und griff in die Vollen. "Ich habe immer gesagt: Macht das dreckiger", erinnert er sich an die aufwendigen Kostüme. Bis zu 500 Komparsen gab es bei einer Szene. Der Film "Die Päpstin" (2009), den 3sat nun erneut zeigt, wollte eigentlich großes, internationales Kino sein. Heraus kam ein ziemlich enttäuschender Mittelalter-Mix.

Mehr als 2,5 Millionen Zuschauer in den Kinos sorgten zumindest für einen großen nationalen Erfolg. Dennoch ist "Die Päpstin" trotz großen Aufwands ein sehr mickriges Wunder geworden. Die Verfilmung hält sich eng an den Roman von Donna Woolfolk Cross, der 1996 erschien und zum weltweiten Bestseller wurde.

Die Erzählung beginnt im Jahr 814, als Johanna geboren wird. Ihr Vater (Iain Glen) glaubt, dass Bildung für Mädchen nur Verschwendung sei, doch Johanna (als Kind gespielt von Lotte Flack, als Erwachsene von Johanna Wokalek) erweist sich als wissbegierig und begabt. Später begegnet sie in Dorstadt, wo sie die Domschule besucht, erstmals Graf Gerold (David Wenham), einem Edelmann am Hofe des Bischofs. Es wird sich eine Liebe entwickeln, die sie ihr Leben lang begleitet.

Leblose Leinwand-Fassung

Da sie sich berufen fühlt, ihr Leben Gott zu widmen, lässt sich Johanna unter dem Namen Johannes Anglicus im Benediktinerkloster in Fulda aufnehmen, wo sie sich Achtung als Heiler erwirbt. Doch als sie entdeckt zu werden droht, muss sie fliehen – nach Rom. Aufgrund ihrer medizinischen Künste erwirbt sie sich auch dort bald einen Namen – niemand ahnt, dass Johannes in Wahrheit eine Frau ist. Immer weiter steigt sie in der Hierarchie auf – bis sie, nach einer mörderischen Intrige gegen den Amtsinhaber Sergius (John Goodman) schließlich gar Papst wird. Sie macht Gerold zum Chef der Leibwache, leitet kirchliche Reformen ein und kümmert sich um die Armen. Doch ihre Feinde schmieden bereits neue Attentatspläne.

Was sich wie ein dankbarer Filmstoff anhört, wirkt in Sönke Wortmanns Leinwand-Fassung leblos. Zwar gelingt es dem Regie-Routinier, vor allem in der ersten Hälfte mit viel Ausstattungsopulenz ein farbenprächtiges deutsches Mittelalter wieder aufleben zu lassen, in dem der Nebel wabern darf, die Elemente noch furchteinflößend wirken. Doch schnell stellen sich Irritationen ein, wenn man Wortmanns Schauspielregie hinterfragt. Auch TV-Routiniers wie Claudia Michelsen deklamieren laut oder lassen die Augen rollen, anstatt überzeugend zu spielen. Gefühliges wird stets behauptet, aber selten gezeigt.

Selbst Johanna Wokalek, der die sehr anspruchsvolle Aufgabe zukam, eine gleichzeitig verletzliche wie mutige Frau zu spielen, die eine solche eben nicht sein darf, gerät öfter an die Grenzen ihrer Künste. Dass nämlich die spätere Päpstin auch ein spiritueller Mensch sein soll, der zudem heftig lieben muss, nimmt man ihr einfach nicht ab.

Die Päpstin – Fr. 08.07. – 3sat: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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