Film bei ARTE

"Die Wand": Nur ein Hund und eine Kuh als Gefährten

von Kai-Oliver Derks

Eine Frau wird von einer unsichtbaren Wand eingesperrt. Es gibt kein Entkommen. Was macht die Einsamkeit mit ihr?

ARTE
Die Wand
Drama • 18.08.2021 • 20:15 Uhr

Die Wand ist durchsichtig. Doch sie ist da. Überall, wie eine Halbkugel gespannt über dieses Stück Bergwelt, in dem die junge Frau (Martina Gedeck) fortan eingesperrt ist. Einen Weg nach draußen gibt es nicht. So bleibt ihr nichts anderes übrig, als den nach innen, in ihre Gedanken zu beschreiten und dabei halbwegs bei Sinnen zu bleiben. "Die Wand" (2011) gehört zu den bemerkenswertesten deutschen Filmen der vergangenen Jahre. Fraglos auch zu den anstrengendsten. Aber ganz sicher zu den schönsten. ARTE zeigt das ungewöhnliche Projekt, das nahezu 400.000 Zuschauer in den Kinos sahen, nun erneut.

Immer wieder stellt sich die Frage: Warum ist sie da, diese durchsichtige Wand, die nicht einmal mit einem fahrenden Auto zu durchbrechen ist? Das Buch von Marlen Haushofer lässt zahllose Möglichkeiten zu Interpretationen. Und der Film, der von Julian Roman Pölsler inszeniert wurde, tut das auch.

Sicher ist nur: Hier ist eine Frau gefangen in ihrer eigenen Welt in den Bergen, plötzlich mit Einsamkeit konfrontiert. Sie beginnt zu schreiben und kommuniziert auf diese Weise auch indirekt mit dem Zuschauer, der das Geschehen gleichsam angespannt und rätselnd verfolgt. Lange stellt man sich die gleichen Fragen: Wird sie entkommen können? Findet sie einen Weg nach draußen? Doch irgendwann ist klar: So einfach wird es der Film dem Betrachter nicht machen. Diese Antworten sind nicht gesucht. Erst müssen neue Fragen gestellt werden. Zuvorderst: Was macht die Einsamkeit aus einem Menschen?

Es dauert lange, bis die Frau erkennt, was "Die Wand" für sie bedeutet. Einige Vorräte sind da, und doch gilt es vor allem, das eigene Überleben zu sichern. Zusammen mit ihr begibt sich der Betrachter auf Erkundungstour durch das durchaus große begehbare Berggelände, das von dem Kamerateam mit gleichermaßen strahlend schönen wie bedrohlichen Bildern eingefangen wurde. Neben dem Hund wird auch eine Kuh zu einem treuen Gefährten der Einsiedlerin.

Arg profan erscheint es, "Die Wand" schlicht als gesellschaftskritischen Film zu beschreiben, der dem Betrachter vor Augen führen will, dass es auch ohne alle Errungenschaften der Moderne geht. Letztes Endes ist es vor allem der fehlende soziale Kontakt, an dem die Frau nahezu zerbricht.

Die Wand – Mi. 18.08. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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