"Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" feiert Jubiläum

8.000 Folgen "GZSZ": Ein Rückblick auf über 30 Jahre mit der RTL-Soap

16.04.2024, 08.50 Uhr
von Jasmin Herzog

Seit 32 Jahren erzählt die RTL-Erfolgsserie von "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten". Nun feiert die Soap ihre 8.000. Folge. In der Jubiläumsepisode soll es so dramatisch wie nie werden. Ein guter Anlass, auf die GZSZ-Geschichte und auf ein paar interessante Fakten über den Serien-Hit zu blicken. 

Jubiläumsfolge ohne Wolfgang Bahro

Eigentlich wollte Wolfgang Bahro nur zwei Monate bleiben. Doch mit dem, was dann auf ihn zukam, hatte er nicht gerechnet: Unglaubliche 31 Jahre lang spielt er nun schon den Fieslings Joachim "Jo" Gerner in der RTL-Vorabendserie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (montags bis freitags, 19.40 Uhr). "Experimentierfreudig war ich schon immer, also probierte ich es einfach aus. Dass wir allerdings ein TV-Dinosaurier wie die 'Lindenstraße' werden, hätte ich mir damals nie erträumt", resümierte der heute 63-Jährige einst in einem Interview. Selbst "Die Lindenstraße" ist, wie man weiß, inzwischen längst Geschichte. "GZSZ" aber läuft und läuft und läuft ... Am Montag, 15. April, wird die sage und schreibe 8.000. Folge ausgestrahlt – so lange hat sich bisher keine andere Serie in der deutschen Fernsehlandschaft halten können.

Auch wenn Bahro in der Jubiläumsfolge wegen einer kleinen Auszeit nicht zu sehen ist, fehlt es der Episode "Der Prozess" keineswegs an Drama. In der Episode am 15. April erreicht die spannungsgeladene Geschichte um Carlos Lopez (Patrick Fernandez), Katrin Flemming (Ulrike Frank) und den Mord an Agim Sula ihren Höhepunkt, als vor Gericht geklärt wird, wer die Verantwortung für das grausame Verbrechen tragen muss. "Wer Katrin angreift, muss damit rechnen, dass sie sich verteidigt", spielt Schauspielerin Ulrike Frank im Interview auf die diversen Intrigen an.

Rückblick auf über drei Jahrzehnte GZSZ

Mit ihrem alltagsnahen Themenmix ist die Daily nicht nur in Deutschland erfolgreich: Seit 2018 läuft die Serie auch in Frankreich und Belgien, in französischer Synchronfassung unter dem Titel "Au Rythme de la Vie". Doch warum ist "GZSZ" so ein Dauerbrenner?

Als am 11. Mai 1992 die erste Folge von "GZSZ" über den Bildschirm lief, reagierten die deutschen Medien eher verhalten. "Fernsehen wird zur Sucht", titelte eine große Illustrierte und bezeichnete die erste deutsche tägliche Serie Nase rümpfend als "Fernsehen vom Fließband". Und auch die Quoten waren zu Beginn alles andere als berauschend: Nach einem akzeptablen Start fielen die Zuschauerzahlen im Sommer 1992 zeitweise unter die Millionengrenze, die Serie erntete desaströse Kritiken.

Erst als die Schauspieler – "learning by doing" – lernten, einigermaßen realistisch zu agieren und ein neues Autorenteam begann, deutliche Realitäts- und Aktualitätsbezüge in die einzelnen Folgen einzuarbeiten, stiegen die Quoten. So hielt sich die Serie allen Unkenrufen zum Trotz. Auch setzte sie sich gegen gerade zu Beginn harscher Kritik an arg gestelzt klingenden Dialogen und dürftigen schauspielerischen Leistungen durch. Andere Zeiten, Schnee von gestern.

GZSZ als Karrierestart

"Mit diesen Formaten wurde eine ganze Generation ein Stück weit mit sozialisiert – erste Liebe, erster Kuss etc.", erklärte UFA Produzent Guido Reinhardt ("Unter uns", "Alles was zählt") unlängst im Interview mit der Agentur teleschau. Die Bedeutung habe über die letzten Jahre allerdings abgenommen, da andere Angebote besonders im digitalen Bereich hinzugekommen sind – wie Facebook, TikTok und Co. Joachim Kosack, lange Zeit Geschäftsführer UFA Serial Drama, verglich "GZSZ" in diesem Zusammenhang allerdings mit einem "großen Dampfer, der durch viele Gewässer manövriert wurde und niemals das Ziel aus den Augen verloren hat". Die Serie sei eben "immer am Puls der Zeit", weiß Schauspielerin Nina Ensmann (spielt Jessica Reichelt), die im Februar zum ersten Mal Mutter geworden ist.

Für zahlreiche Jungschauspieler entpuppte sich die UFA-Produktion im Laufe der Jahre zudem als veritables Karrieresprungbrett. Als "Talentschmiede" bezeichnete Joachim Kosack die Serie. Stars wie Jeanette Biedermann (von 1999 bis 2004 dabei), Saskia Valencia (1993 bis 1996), Yvonne Catterfeld (2002 bis 2005), Oliver "Oli P." Petszokat (1998 bis 1999), Nina Bott (1997 bis 2005), Alexandra Neldel (1996 bis 1999), Sila Sahin (2009 bis 2014) oder auch der Drehbuchschreiber Bora Dagtekin (2001) ("Fack Ju Göhte") haben sich hier in jungen Jahren ausprobiert und den Grundstein ihrer Karriere gelegt.

In die Reihe passt auch Janina Uhse, die von 2008 bis 2017 die Rolle der Jasmin Flemming verkörperte. Inzwischen hat die Schauspielerin ihr Können nicht nur in erfolgreichen Kinofilmen wie "Der Vorname" (2018), "Betonrausch" (2020) und "Der Nachname" (2022) bewiesen, sondern macht auch als Food-Influencerin und Kochbuchautorin von sich reden.

Mehr Mut in den Geschichten

Den Begriff "Soap" hat "GZSZ" längst hinter sich gelassen. Die Geschichten sind ausgefeilter und relevanter geworden. Die Zuschauer bekommen nicht nur Liebesgeplänkel und oberflächliche Alltagsprobleme zu sehen. Zwar gibt es ihn immer noch, den ganz normalen Wahnsinn in hohen Dosen: Liebe, Freundschaft, Familie und Beruf – eben all das, was die Zuschauer auch bewegt. Aber die Macher wagen auch den einen oder anderen Schockmoment und Skandal. Zudem werden konkrete aktuelle Ereignisse aufgegriffen, wie 2015 die Flüchtlingskrise, 2014 ein Organspendeskandal oder auch 2009 die Schweinegrippe. Mittlerweile wagt sich "GZSZ" auch immer wieder an schwierige Themen wie Inzest, Sterbehilfe, Bulimie oder Drogenmissbrauch.

Man hört den Anspruch und das Engagement dahinter immer wieder heraus, wenn sich die Schauspieler über ihre Serie äußern. Oliver Franck, der 2017 als Martin Ahrens seine Frau Nina (Maria Wedig) schlug und somit häusliche Gewalt thematisiert, drückte die Hoffnung aus: "Vielleicht fühlen sich einige Opfer nicht mehr nur allein und hilflos, sondern unternehmen Schritte, um ihre Situation zu ändern."

Dominique Moro, Produzentin UFA Serial Drama, spricht von Geschichten, "die wie im echten Leben sind – kein Tag ist gleich, keine Liebe, keine Freundschaft, keine Auseinandersetzung gleicht der anderen".

Fakten über GZSZ

Schauplatz der Serie ist die pulsierende Metropole Berlin: Hinter den Kulissen wird in den renommierten Filmstudios Babelsberg in Potsdam gearbeitet, nicht direkt in Berlin, wie die Handlung vermuten lässt. Im Laufe der Jahre summierten sich die Außendrehtage auf über 3.000, verteilt auf 2.000 verschiedene Drehorte mit verschiedenen Sets. "Im laufenden Betrieb einer täglichen Serie ein komplett neues Set zu bauen, ist eine logistische und dispositorische Meisterleistung", erklärt Moro. Kurz vor der 8.000. Folge warten die Macher mit einer weiteren neuen Kulisse auf: Die PR- und Medienagentur Female3 geht an den Start. Dort agieren werden Katrin (Ulrike Frank), Emily (Anne Menden) und Laura (Chryssanthi Kavazi). Die Produzentin verspricht: "Es wird spannend, emotional und unerwartet".

Interessanterweise begann die Serie, die heute untrennbar mit Berlin verbunden ist, ihre Reise in einer fiktiven Stadt mit eigenen Autokennzeichen, die das Kürzel ET trugen. Diese Anfangsphase bot den Produzenten eine große kreative Freiheit. Mit 450 Scheinwerfern, die stets für die perfekte Ausleuchtung sorgen, bleibt nun nichts mehr dem Zufall überlassen. Und perfekt soll möglichst auch die Maske der Schauspielerinnen und Schauspieler sein. Die Zahlen sprechen da für sich: An gewöhnlichen Drehtagen werden im Jahr durchschnittlich 8.000 Wattestäbchen, 23 Kilogramm Deckpuder, 250 Haargummis, 400 Packungen Taschentücher, 12.000 Babytücher und sechs Liter Nagellack verbraucht.

Ebenso bemerkenswert ist die Rolle der Mitarbeitenden am Empfang, die weit über das Entgegennehmen von Anrufen hinausgeht. Sie fungieren häufig als bessere Wecker, wenn Schauspielerinnen und Schauspieler verschlafen. Das kommt etwa 100-mal pro Jahr vor. Es ist die Detailverliebtheit und die Leidenschaft aller Beteiligten, die aus einer einfachen TV-Serie ein Stück Kultur machen, das weit über die Grenzen des Bildschirms hinausreicht.

Trotz Höhen und Tiefen - GZSZ bleibt ein RTL Erfolg

Die Mischung aus aktuellen und zeitlosen Themen, konstanten und wechselnden Akteuren kommt beim Publikum einfach gut an. In den Jahren 2003 und 2004 schalteten noch bis zu sechs Millionen Zuschauer ein. Zuletzt schwankten die Zahlen aber immer wieder: Ende letzten Jahres schnitt die Daily teilweise sogar besser ab als das Hauptabendprogramm. Während "GZSZ" in der werberelevanten Zielgruppe (14 bis 49 Jahre) mit 630.000 Zuschauerinnen und Zuschauern einen stolzen Marktanteil von 14,4 Prozent erzielte, erreichte "Let's Dance" an jenem Abend nur 12,5 Prozent. So was kommt vor ... Anfang März musste sich die Serie auf dem umkämpften Vorabendslot jedoch auch mal mit nur 10,9 Prozent in der Zielgruppe dem "Perfekten Dinner" (VOX) geschlagen geben.

Aller Höhen und Tiefen mal ungeachtet: "GZSZ" ist und bleibt ein glänzendes Aushängeschild des Senders, und ein Ende scheint noch lange nicht in Sicht. Denn bereits im Oktober steht ein weiteres Jubiläum an. Dann feiert Jörn Schlönvoigt (37) ganze 20 Jahre in der Rolle des Arztes Philip Höfer aus dem Kiez in Berlin-Mitte. Pünktlich zum Jubiläum kehrt der "GZSZ"-Schönling nach einer mehrwöchigen Pause ans Set zurück und freut sich auf viele weitere Drehtage: "Es ist wie nach Hause kommen".


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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