Schauspieler im Interview

Götz Otto und der neue "Froschkönig": "Die reale Welt ist schon komplex genug"

19.12.2022, 08.55 Uhr
von Sarah Hegemann
Götz Otto in "Das Märchen vom Frosch und der goldenen Kugel".
Götz Otto in "Das Märchen vom Frosch und der goldenen Kugel".  Fotoquelle:  ZDF und Jan Hromadko

Götz Otto spielt in „Das Märchen vom Frosch und der goldenen Kugel“ einen König, in dessen Tochter sich ein Gauner-Prinz verliebt. Der Märchenfilm zeigt, was passierte, bevor die goldene Kugel in den Brunnen fiel. Zu sehen ist die Neuverfilmung an Heiligabend um 16.30 Uhr im ZDF.

Waren Sie sofort von der Neuverfilmung und dem Weiterdreh von „Der Froschkönig“ angetan?

Götz Otto: Es handelt sich um eine Kombination von zwei Märchen: „Der Froschkönig“ und „Der Eisenhans“. Das Original ist ja schon ganz schön brutal – da wird der Prinz in Froschgestalt einfach an die Wand geworfen. Wie erklärt man das eigentlich Kindern? Bei uns ist die Szene im Film zum Glück etwas anders. Man muss ja auch nicht immer eins zu eins alles wiederholen. Wir nutzen die ursprünglichen Märchen als Erzählskelett und erschaffen eine Neuinterpretation. Es wäre doch langweilig, wenn man stets das Gleiche erzählen würde.

Was macht für Sie die Faszination von Märchen aus?

Ich finde, Märchen passen gut in unsere heutige Zeit. Die reale Welt ist so schon komplex genug, da sind Märchen, die einem Schwarz-Weiß-Muster folgen, genau das Richtige. Wenn sie dann auch noch neue Facetten mit sich bringen, ist das gute Unterhaltung und Ablenkung vom Alltag. Natürlich kam es uns beim Drehen Anfang des Jahres sehr absurd vor, als Herr Putin am ersten Drehtag in die Ukraine einmarschiert ist. Doch gerade wenn man solche Ereignisse betrachtet, merkt man, wie wichtig manchmal Ablenkung sein kann.

Sie haben das Denken in schwarz-weiß in Märchen angesprochen. Wie wichtig ist es, mit Stereotypen aufzuräumen?

Ich finde es falsch, wenn so etwas per Dekret von oben kommt. Diversität ist wichtig, keine Frage. Aber im Film muss das auch wirklich funktionieren und sinnhaft sein. In unserem Fall funktioniert das alles sehr gut, da etwas Neues erzählt wird. Der Prinz und sein Bruder sind zum Beispiel nicht so besetzt, wie man sich die Rollen wahrscheinlich vorstellen würde – aber es passt zur Handlung.

Welchen Bezug haben Sie zu „Der Froschkönig“ und zu Märchen allgemein?

Das ist eine sehr komplexe Frage. Ich bin ein „Hessekopp“ und habe allein dadurch schon einen ganz anderen Bezug. Die Brüder Grimm kommen aus Hanau, das ist um die Ecke von meinem Heimatort. Deshalb haben viele Schulnamen in der Region mit ihnen zu tun, und ich habe mich durchaus über die Märchen hinaus mit den Brüdern Grimm beschäftigt. Viele halten die Märchen für deutsches Kulturgut, dabei haben die beiden Märchen und Sagen aus ganz Europa zusammengetragen und aufgeschrieben. „Der Froschkönig“ ist eine dieser Geschichten, die ihren Ursprung in mehreren Märchen hat. Die Grimms Märchen sind kulturelles europäisches Erbe. Eigentlich total genial, sich hinzusetzen und die Geschichten zusammenzutragen. Wobei ich sagen muss: Als Kind konnte ich nicht ganz so viel mit Märchen anfangen, da ich sie zu brutal fand. Ich bin auch nicht als König, Prinz, Frosch oder Kugel herumgelaufen (lacht).

Sind Sie denn mittlerweile als Erwachsener ein Märchen- und Fantasy-Fan?

In meinem Beruf habe ich permanent mit Geschichten zu tun. Ich beschäftige mich mit verschiedenen Genres und mag besonders gerne Sachen mit einem geschichtlichen Hintergrund. Das trifft ja irgendwie auch auf Märchen zu. Man könnte es auch einfach Eskapismus nennen (lacht).

Haben Sie denn auch einen Lieblingsfilm zu Weihnachten?

Ich nicht, aber meine Frau. Sie findet „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ so toll. Ich habe den Film auch mal gesehen, und er war ganz schön, aber ich muss ihn jetzt nicht unbedingt noch einmal gucken. Ich muss gestehen, dass ich ein bekennender Weihnachtshasser bin. Ich bin sozusagen der Grinch in meiner Familie. Das liegt wohl daran, dass ich aus einer Bäckerfamilie komme und die Weihnachtszeit für uns die mit Abstand arbeitsreichste Zeit des Jahres war. An Heiligabend war der Laden noch bis zwölf Uhr geöffnet. Danach war man so müde und erschöpft, da wurde nicht noch groß Weihnachten gefeiert.

Haben Sie dennoch besondere Traditionen zu Weihnachten?

Es ist jetzt nicht so, als würde bei uns zu Hause nicht gefeiert werden, ich bin ja auch nicht allein. Und natürlich stehe ich an Weihnachten in der Küche und mache ein Festessen mit Wild. Es darf auch gesungen werden, wenn das wer möchte (lacht). Ich bin aber kein Freund von dem ganzen Konsum und Kommerz. Da tue ich mich generell schwer mit. Es gibt auch keine Geschenke, nur weil Weihnachten ist. Lieber kaufe ich das ganze Jahr über Sachen, wenn sie mich an jemanden erinnern und ich gerne eine Freude machen möchte.

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