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"Kriegstouristen – Gefahren inklusive": Auf der Suche nach dem ultimativen Kick

04.07.2023, 08.10 Uhr
von Hans Czerny

Was wohl für die meisten Menschen unfassbar ist, ist für "Kriegstouristen" ein Adrenalin-Kick und das ultimative Abenteuer. Wenn andere am Strand Urlaub machen, werden diese "Extremtouristen" von Agenturen für sündteures Geld betreut, um sich Kriegsschauplätze anzusehen. Die ARTE-Doku "Kriegstouristen – Gefahren inklusive" beleuchtet das Vorgehen. 

ARTE
Kriegstouristen – Gefahren inklusive
Doku • 04.07.2023 • 23:05 Uhr

Manchmal ist der Kanonendonner schon verhallt, manchmal, wenn sie ganz nahe dran sind, ist er noch gut zu hören. Sie sind "Kriegstouristen", vornehmer auch "Extremtouristen" genannt. Die ARTE/ZDF-Doku zeigt im Querschnitt Menschen, die den ultimativen Kick suchen, den Adrenalinschock, den sie sonst nirgends finden können. Das Leben daheim wird ihnen zu langweilig, deswegen ziehen sie in den Krieg, oder wenigstens in Gebiete, die vom Krieg gezeichnet sind. Es klingt verrückt, aber so etwas gibt es offenbar.

Die Ruinen von Aleppo wirken dann wie "das Gesicht der Finsternis", eine endlose Kamerafahrt zeigt eine einsame Straße in Bergkarabach wie ein endloses Leichentuch. Die Kriegstouristen sind alle gute Beobachter ihrer selbst, sie wissen, was sie tun für viel Geld. Es ist eine Sucht, die sich gerne mal mit dem Mäntelchen des Mitleids umgibt. "Es macht mich immer noch betroffen", sagt einer der Extremtouristen nach dem Besuch eines riesigen syrischen Flüchtlingslagers,

"Bestattung und Überführungskosten der Leiche extra"

Als Rick, ein durch seine Untauglichkeit verhinderter Militarist, erstmals die Geräusche des Krieges vernahm, kam ihm die Idee, ein Reisebüro zu gründen, das Menschen in Konfliktgebiete bringt. Es war der Beginn von War Zone Tours, das fortan Kriegstouristen in aller Welt betreute. "Geben Sie mir einen Monat und ich bringe Sie an jede Front der Welt, an die Orte, die in den Nachrichten gehandelt werden" lautet die Botschaft des Abenteuerstrategen. Kriegstouristen wollen mit eigenen Augen sehen, was die Medien für sie nur unvollständig zeigen. Man könnte auch sagen, sie wollten ihre eigenen Korrespondenten spielen. Die Vorbereitung ihrer Touren gleicht in ihrer Logistik durchaus der des Krieges selbst. Es gilt für Leute wie Rick, die Lage an den gefährlichen Schauplätzen auf das Genaueste zu sondieren und Polizei und Soldaten vor Ort für die Sicherheit der Kunden zu aquirieren. Sowas kann kosten.

Etwa 12.000 Dollar gibt ein Tourist aus Arizona seit 15 Jahren für so ein Kriegswochenende aus. "Bestattung und Überführungskosten der Leiche extra" heißt es im Tonfall des etwas hektischen Films eher trocken, die Reiseverträge werden allerdings nicht offengelegt. Für manch eine(n) ist es dann aber auch gut, die Sucht hat ein Ende. "Was bringen all diese Kriege?" denkt Organisator Rick eines Tages und beschließt: "Also war's das mit War Zone Tours". Seit kuzem denkt er, "dass Krieg etwas Saudummes ist" und bildet die Leute nur noch in der Selbstverteidigung aus. Einer seiner Kunden hat jetzt immerhin eine neue Leidenschaft, das Fallschirmspringen für sich entdeckt. Andere aber kommen nicht los von ihrer Sucht, sie reisen nach wie vor dem ultimativen Kick hinterher.

Kriegstouristen – Gefahren inklusive – Di. 04.07. – ARTE: 23.05 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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