Krimi im ZDF

"Laim und das Hasenherz": Ein Erpresser fordert Gerechtigkeit

29.08.2022, 08.14 Uhr
von Wilfried Geldner

Ein hochrangiger Politiker wird erpresst. Er soll gestehen, was er vor 25 Jahren getan hat. Kommissar Lukas Laim ermittelt, um die Tochter des Politikers zu retten.

ZDF
Laim und das Hasenherz
Krimi • 29.08.2022 • 20:15 Uhr

Der Politiker Max Kronberger (Thomas Loibl) wird kurz vor der Wahl, bei der er sich alle Chancen zum Amt des Ministerpräsidenten ausrechnen darf, mit erpresserischen E-Mails behelligt, die das Leben seiner Tochter bedrohen. Er soll gestehen, was er vor 25 Jahren tat, sonst werde sein Kind "enden wie meins". Weil Kronbergers 19-jährige Tochter Karoline inzwischen verschwunden ist, wird Mordkommissar Lukas Laim (Max Simonischek) beauftragt, sich mit dem Kollegen Simhandl (Gerhard Wittmann) auf die Suche zu begeben.

Sehr geschickt werden in "Laim und das Hasenherz", dem fünften "Laim"-Krimi seit 2012, die gefährdete Karriere eines hochrangigen Politikers und Laims widerwillige Recherchen im Fall einer womöglich nur vorübergehend verschwundenen 19-Jährigen miteinander verknüpft. Nicht nur, dass Kronbergers Porträt groß auf allen Plakaten prangt. Er schwingt auch sehr rechtspopulistische Reden, ruft dazu auf, "unkontrollierter Zuwanderung endlich ein Ende zu setzen" und fordert glühend dazu auf, den "Schutz des ungeborenen Lebens" zu achten. Wird der unangepasste Laim den Fall rechtzeitig vor dem Ende des Wahl-Countdowns lösen können?

Möglicherweise hätte es im Smalltalk gar nicht so oft betont werden müssen, was für ein unangepasster Dreitagebart der Kommissar mit dem stets säuberlich hochgestellten Kragen ist und welch große Chancen er zudem bei Frauen hat (obwohl er doch immer wieder gerne mit Dirnen zugange ist). Eben hat er dem Kandidaten im Saal des Nobelhotels mit zusammengekniffenen Zähnen noch ein Kuvert mit einer letzten Spende seiner eben verstorbenen Mutter überreicht, da trifft es sich, dass er von einer rauchenden Fremden um Feuer gebeten wird. Die gibt sich auf Laims Nachfrage als Schwangerschafts-Pflichtberaterin zu erkennen – spätestens hier ist die Zielrichtung des Plots dieses Montagskrimis zu erahnen. Zugleich springen aber auch vielfache Funken über, die Szene zwischen Max Simonischek und der deutsch-schweizerischen Schauspielerin Marie Leuenberger ist von einer in deutschen Fernsehfilmen selten zu sehenden Leichtigkeit.

Überraschende Auflösung

Die Nachforschungen in der Studentenbude der Politikertochter Karoline (Lilia Herrmann) im Olympiadorf sind dann wieder dem genreüblichen Krimimuster geschuldet, ein Test bringt Gewissheit über Karolines Schwangerschaft. Dafür, dass nun nicht gleich die Moralkeule geschwungen wird, sei es von Guten oder Bösen, sorgt ohne weiteres Laim, der Frauenschwarm. Nicht nur, dass er eine Prostituierte, mit der er sich über allfälligen Schwangerschaftsabbruch austauscht, mit einem 1.000-Euro-Schein entlohnt. Mit Anna, der Beraterin von vordem, kommt es hoch über dem nächtens leuchtenden München zum Quickie.

Regie führte, wie bei jedem "Laim"-Krimi bisher, Michael Schneider. Catharina Steiner und Scott Perlman verfassten das Drehbuch.

Weil neben dem Politkandidaten noch zwei weitere Herren mit der Bedrohung ihrer Kinder behelligt werden, weil sie gleichfalls vor 25 Jahren an Schandtaten beteiligt waren, teilt sich das Geschehen mehrfach auf: hier die Erpressten, deren Schuld der Film lange nicht benennt, dort die Kommissare, die trotz aller Verdachtsmomente im Dunkel tappen. In einem Day-for-Night-Verfahren wird darüber hinaus aber auch noch das Verlies preisgegeben, in dem Karoline mit den Sprösslingen der Mittäter gefangen gehalten wird. Dass das alles nicht überanstrengt wirkt, dafür sorgt neben den vorzüglichen Schauspielern ein traurig vor sich hin mahlender Score (Dirk Leupolz), der zur Optik einer tristen Umlands-Winterlandschaft passt.

Es geht wohlgemerkt bei alldem nicht um Geld, sondern um Gerechtigkeit. Die Lösung kommt dann umso überraschender, sie mag auf ihre Weise allerdings auch nicht sonderlich realistisch sein. Durchaus glaubhaft ist der Abschiedsbrief der Mutter, eine Art Lebensbeichte, die Laim vor der Familiengruft auf dem Münchner Nordfriedhof liest. Mehr noch als sonst ist der unangepasste Abkömmling aus der Upper class psychisch in diesen Fall involviert.

Laim und das Hasenherz – Mo. 29.08. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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