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"Meine Tochter, Kreta und ich": Urlaub mit dem peinlichen Papa

23.09.2022, 08.03 Uhr
von Marina Birner

Vater-Tochter-Urlaub mit Hindernissen: Volker und seine pubertierende Tochter Daphne wollen ihre Beziehung auf Kreta kitten – doch ihre Vorstellungen von einer gelungenen Reise gehen weit auseinander.

ARD
Meine Tochter, Kreta und ich
Komödie • 23.09.2022 • 20:15 Uhr

Fabian Hinrichs, sonst unter anderem als "Tatort"-Kommissar in Franken auf den Fernsehbildschirmen zu sehen, findet sich in diesem Freitagabend-Film in der Rolle als überforderter Vater wieder. Die Herausforderung: eine 17-jährige, pubertierende Tochter, die nicht besonders gut nach der Scheidung ihrer Eltern auf ihn zu sprechen ist. Daphne, gespielt von Newcomerin Clara Vogt, nimmt Papa Volker, den sie stets mit dem Vornamen anspricht, nicht nur seine Abwesenheit während ihrer Kindheit übel, sondern geht seit jeher gegen ihren mythologischen Vornamen an. Etwas überambitioniert plant der peinliche Papa in der Komödie "Meine Tochter, Kreta und ich" (Regie: Nina Grosse) eine Urlaubsreise, um die Vater-Kind-Beziehung am sonnigen Strand zu kitten. Seine Wahl fiel auf die griechische Insel Kreta.

Volker hat eine besondere Vorliebe für die griechische Mythologie sowie die Geschichte der Insel. Mit seinem Hobby, jedes betretene Schweigen zu nutzen, um eine, in seinen Augen wertvolle, historische Anekdote zum Besten zu geben, erreicht er bei Tochter Daphne jedoch nicht mehr als nur genervtes Augenrollen.

Daphne kann wenig Interesse für die Kultur, die Natur oder gar die Bauwerke vor Ort aufbringen. Wer jedoch sofort die Aufmerksamkeit der jungen Lady auf sich zieht, ist der attraktive Kellner Dimitri (Michalis Psalidas), Mitglied einer mächtigen Familie der Insel. Manolis, der respekteinflößende Clanchef sowie Besitzer des Lokals, das als zentraler Schauplatz im Film dient, wird von Dimitris Imellos gespielt. Um mit seinem kleinen Bruder Dimitri Zeit zu verbringen, legt die trotzige Tochter doch glatt ihr Smartphone aus den Händen.

Der anfangs öde Urlaub scheint langsam aber sicher eine positive Wendung für Daphne anzunehmen – wäre da nicht Vater Volker. Ein verbaler Schlagabtausch zwischen Vater und Tochter jagt den nächsten. Emmy-Preisträger Karl Heinz Käfer (Buch) liefert eine klar strukturierte Rollenverteilung, die sich auch in den Dialogen widerspiegelt. Hinrichs verkörpert den spießigen Bildungsbürger authentisch, Vogt stellt das Klischee einer zeitgemäßen Jugendlichen überzeugend dar. Es fehlen jedoch Überraschungsmomente. Das Gedankentagebuch, das Volker als eine Art übergeordneter Erzähler aus dem Off verlauten lässt, soll dem selbstironischen Witz dienlich sein und den Zuschauerinnen und Zuschauerin das Gefühl geben, exklusive Einblicke in die Denkweise des Protagonisten zu erhalten.

Immer in Bewegung

"Eine gelungene Eltern-Kind-Beziehung ist immer in Bewegung. Dass man diese ständige Bewegung liebevoll anerkennt und lebt, ist meiner Ansicht nach das Wichtigste in der Eltern-Kind-Beziehung", erklärt Hinrichs. Damit trifft er den Nagel auf den Kopf, oder besser gesagt, den Volker mitten ins Herz: Das umzusetzen, wird zur größten Herausforderung des unsouveränen, und gleichermaßen trotteligen Hauptcharakters.

Die griechische Tradition "Balothiés", das Schießen mit Pistolen als Ausdruck der Freude, taucht im Film immer wieder auf und erklärt damit den Waffenbesitz sämtlicher Männer der Insel. Alles dreht sich um Familie, Ehre, Rache, Machtverhältnisse und auch um den Gebrauch von Knarren. Es werden innere Konflikte, Eifersucht und Vertrauensverlust in Beziehungen thematisiert, teilweise jedoch etwas überspitzt dargestellt. Die Filmmusik soll zu einem melancholischen Ambiente verhelfen, hallt indes nur wie ein vergeblicher Schrei nach Authentizität in den Ohren der Zuschauerinnen und Zuschauern wider.

Was hingegen zum Nachdenken anregt, sind die Parallelen zwischen Daphnes Liebesgeschichte mit Dimitri, dem Jüngsten der drei Brüder der mächtigen Familie, und Volkers überraschende Zuneigung für die Verlobte des Familienoberhaupts Manolis. Volker bevormundet seine Tochter, handelt selbst jedoch vergleichsweise überstürzt. Kann sich der zerstreute Vater doch noch sowohl gegenüber seiner Tochter als starkes Vorbild behaupten und seinen verlorenen Mut wiederfinden? Hinrichs Einschätzung der Rolle lässt Zweifel aufkommen: "Volker ist jemand, der nicht weiß, wie und was er will. Diese Unsicherheit, diese Unsouveränität im Umgang mit seiner eigenen seelischen Ausstattung bringt natürlich auch wackelige und durchschüttelnde Beziehungen mit sich."

Meine Tochter, Kreta und ich – Fr. 23.09. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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