"Echtes Leben"-Reportage

"Muss ich meine Eltern pflegen?" – ein belastender Fulltimejob

21.12.2022, 08.27 Uhr
von Marina Birner

80 Prozent der Pflegebedürftigen werden von ihren Angehörigen zu Hause betreut. Das bringt eine hohe Belastung und viele Herausforderungen mit sich. Eine ARD-Reportage hat Betroffene begleitet.

ARD
Echtes Leben: Muss ich meine Eltern pflegen?
Reportage • 21.12.2022 • 22:55 Uhr

Das Pflegesystem in Deutschland stünde vor dem Kollaps, gäbe es nicht so viele Menschen, die sich ihrer hilfsbedürftigen und kranken Angehörigen annehmen. Acht von zehn Pflegebedürftigen werden zu Hause betreut – ein Fulltimejob wie sich oftmals zeigt. Aber wie soll das gehen, neben Kindern, Arbeit und Haushaltsführung? Schließlich sind es überwiegend Frauen, die sich in der häuslichen Pflege abmühen und versuchen, alles unter einen Hut zu bekommen. Die Reportage "Echtes Leben: Muss ich meine Eltern pflegen?" gibt einigen Alltagshelden eine Stimme, beleuchtet Schicksalsschläge und taucht tief ein in den sehr geregelten, mithin kompromisslos harten Alltag. Georg Wieghaus' Film schenkt der Randproblematik und damit verbundenen Herausforderungen die Plattform, die sie verdient.

So sieht sich beispielsweise Ulrike (63) jeden Tag aufs Neue mit einer Zerreißprobe konfrontiert: Nicht nur ihre Eltern sind nach einem schweren Sturz auf stetige Hilfe angewiesen, sondern auch ihr Mann ist ein Pflegefall. Sie setzt alles daran, ihre Liebsten zu Hause so gut es geht zu umsorgen – und setzt sich dabei selbst konstant besonderer körperlicher sowie seelischer Belastungen aus. "Echtes Leben" begleitet die Mittsechzigerin bei ihren täglichen Aufgaben und Herausforderungen.

Christel (62) kämpft bereits mit den Folgen jahrelanger Pflege: Vor zehn Jahren holte sie ihre mittlerweile 99-jährige Mutter zu sich, um sich um sie zu kümmern. Als Alleinerziehende summierte sich ihr Tagespensum schlagartig. Ihren Job in einer Bank musste sie irgendwann aufgeben, schließlich sollten auch ihre drei Kinder weiterhin auf sie zählen können. Womit Christl neben Schlafstörungen und Rückenschmerzen noch zu kämpfen hat, zeigt die ARD-Reportage.

Angesichts vergleichbarer Schicksale betont Tanja Segmüller von der Bochumer Hochschule für Gesundheit: "Deshalb ist es wichtig, dass Angehörige frühzeitig die Notbremse ziehen." Nur, wie soll das vor dem Hintergrund des bestehenden Pflegesystems überhaupt möglich sein?

Echtes Leben: Muss ich meine Eltern pflegen? – Mi. 21.12. – ARD: 22.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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