Film im ZDF

"Nord Nord Mord – Sievers sieht Gespenster": Krimireihe macht vieles richtig

19.12.2022, 08.09 Uhr
von Eric Leimann

Eine Frau ist ertrunken - nicht im Meer, sondern in der Badewanne. Auch in diesem "Nord Nord Mord"-Fall trifft der Humor ins Schwarze. Und auch der Krimiplot passt.

ZDF
Nord Nord Mord – Sievers sieht Gespenster
Kriminalfilm • 19.12.2022 • 20:15 Uhr

Den letzten Fall des nordisch-trockenen Carl Sievers' (Peter Heinrich Brix) und seines Assistenten-Paares Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) und Ina Behrendsen (Julia Brendler) schauten im Januar 2022 über zehn Millionen Menschen. Es sind Dimensionen, die an den Münster-"Tatort" heranreichen. Offenbar machen die Sylt-Krimis eine Menge richtig. Was es sein könnte, lässt sich bestens am neuen Auftritt des Ermittler-Trios in "Nord Nord Mord – Sievers sieht Gespenster" ablesen. Der Humor trifft ins Schwarze, er ist weder zu feinkörnig, noch zu grob – geradezu perfekt wie der Sand auf Sylt – und, ganz wichtig: Obwohl das Leichte bei Sievers und Co. im Vordergrund steht, wird auch der Krimiplot ernst genommen. Eine Qualität, die viele mittelprächtige bis maue Krimikomödien oft nicht aufweisen. Schon der Ausgangs-Plot von Sievers' zehntem Fall seit dem Ermittler-Debüt im Oktober 2018 ist einfach gut ausgedacht: Eine hübsche junge Frau, leider tot, wird in einem Koffer verpackt am Strand gefunden. Ertrunken ist sie – aber nicht im Meer vor Sylt, sondern in der Badewanne.

Das ergibt die forensische Untersuchung: Lavendel-Badezusatz in der Lunge, den holt man sich selbst auf Sylt nicht draußen in der See. Die Tote erweist sich als Escort-Dame einer lokalen Agentur, die von Laura Novak (Tatiana Nekrasov) geleitet wird. Ina erinnert ihr Tod an einen älteren, ähnlichen Fall, in dem der erfolgreiche Männer-Motivationstrainer Philipp Vandamm (Henning Baum) unter Tatverdacht stand. Nachweisen konnte man ihm damals nichts, doch kurze Zeit später wanderte Vandamm wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis. Nun bereitet der kernige "Männerbefreier" sein Comeback vor – und das ausgerechnet auf Sylt. Ein Zufall – oder mehr als das?

Sievers, Hinnerk und Ina fahren zur Villa Vandamms, treffen dort aber nur dessen Assistenten Leonard (Sascha Weingarten) an. Der erweist sich als großer Schweiger, was ihn und seinen sehr auf seine Rechte pochenden Chef – der per Video zugeschaltet wird – nicht unverdächtiger macht. Immer mehr Indizien scheinen auf eine Täterschaft Vandamms hinzuweisen. Er gibt zu, mit der Escort-Dame deren letzten Abend verbracht zu haben. Außerdem besitzt der Mann eine Jacht, mit der er die Leiche aufs Meer hätte hinausfahren können.

Henning Baum als Verdächtiger

Während die Sylter Ermittler ihre Arbeit aufnehmen, bereitet Vandamm seinen großen Comeback-Auftritt in einem schicken Sylter Hotel vor. Viele Männer, die mit ihrem Leben, Selbst- und Fremdbild nicht ganz glücklich sind, haben sich angemeldet, um ihren Guru "live" zu erleben. Blöderweise kriselt es auch gerade in der undefinierten "Beziehung" von Ina und Hinnerk. Könnten die kernigen Botschaften Vandamms auch den besserwisserischen Softie Hinnerk erreichen? Wäre blöd, schließlich ist der Männer-Heiland ja ein Mordverdächtiger.

Wie oft hat man in letzter Zeit Männergurus, Macho-Seminare und die "Legitimationsversuche" toxischer Männlichkeit im deutschen Krimi inszeniert gesehen: In allein zwei "Tatorten", dem Kieler Fall "Borowski und die Angst der weißen Männer" sowie dem Dortmunder Krimi "Masken", war dies der Fall. Mit Schauspielstar Henning Baum, der seit "Der letzte Bulle" in seinen Rollen immer wieder geschickt mit der eigenen Männlichkeit spielt, fand man im neuen Sylt-Krimi die perfekte Besetzung für die Figur Vandamm: Henning Baum spielt den Verdächtigen überaus glaubwürdig in einer Mischung aus Arroganz, Charme und "kraftstrotzender" Verletzlichkeit.

Auch das ebenso witzige wie gut beobachtet Mann-Frau-Gezanke von Ina und Hinnerk korrespondiert prima mit den im Krimi verhandelten Männlichkeitsbildern. Die Dialoge hierzu sprühen Funken, ohne aufdringlich "witzig" zu sein. Leichte Krimis zu kreieren, die trotzdem einen gewissen Tiefgang, guten Humor und spritzige Dialoge aufweisen, ist nicht leicht.

Autor Thomas Oliver Walendy, der mit "Sievers sieht Gespenster" bereits seinen sechsten Sylt-Krimi mit Peter Heinrich Brix schrieb, ist diese Erzählung rundweg gelungen. Dass die schönen Sylt-Bilder (Regie: Ole Zapatka), gute Darsteller und ein sehr ordentlicher Krimi-Plot hinzukommen, macht "Nord Nord Mord" zum großen Erfolgsprodukt.

Lange warten auf die nächste Folge müssen Fans der Reihe übrigens nicht: Bereits im Januar und im Februar gibt es zwei weitere Episoden: "Sievers und die letzte Beichte" sowie "Sievers und der große Knall" lauten deren Titel.

Nord Nord Mord – Sievers sieht Gespenster – Mo. 19.12. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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