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"Paris, Texas": Roadtrip auf Wenders-Art

19.02.2022, 10.47 Uhr
von Hans Czerny

"Paris, Texas" war Wim, Wenders' letzter Film, bevor er den USA den Rücken kehrte und zurück nach Deutschland zog. Nun wiederholt 3sat den Gewinner der Goldenen Palme.

3sat
Paris, Texas
Drama • 19.02.2022 • 20:15 Uhr

In der texanischen Wüste, nahe der mexikanischen Grenze, wird ein halb verdursteter Mann aufgefunden, der offensichtlich seine Sprache und sein Erinnerungsvermögen verloren hat. Unbeirrt scheint er auf ein bestimmtes Ziel zugegangen zu sein – eine Reise in die eigene Vergangenheit. Wim Wenders schuf mit seinem Film "Paris, Texas" (1984) ein Meisterwerk – und seinen letzten Film, bevor er aus den USA nach Deutschland zurückkehrte. Zu Recht wurde der überragende filmische Roadtrip mit Harry Dean Stanton und Nastassja Kinski in den Hauptrollen mit Preisen überschüttet, darunter die Goldene Palme von Cannes. 3sat wiederholt den modernen Klassiker nun zur Samstags-Primetime.

Der Mann, Travis (Harry Dean Stanton), sucht seine Frau und seinen Sohn, die er bei einem Unglück aus den Augen verlor. Travis wurde für tot gehalten. Nun kehrt er zurück ins Land der Lebenden. Doch er spricht kein Wort, niemand weiß, wer er ist und woher er kommt. Das Einzige, woran er sich erinnern kann, ist ein brennendes Haus, das Gesicht eines fremden Mannes und eine Nacht voller Gewalt. Als sich Travis auf die Suche nach seiner Frau Jane (Nastassja Kinski) und seinem Sohn Hunter (Hunter Carson) macht, sind seine einzigen Anhaltspunkte ein Polaroid-Foto, auf dem ein Stück Land und ein Schild mit der Meldung "Verkauft"zu sehen sind, sowie ein anderes Foto, das ein Mädchen namens Cindy in einer Oben-ohne-Bar zeigt.

"Paris, Texas" geht auf die Begegnung von Wenders mit Bühnenautor Sam Shepard zurück, der am Broadway mehrfach den Mythos des amerikanischen Westerners aufleben ließ. Am Ende war eine unwahrscheinliche, ins Mythische erhobene Roadmovie-Geschichte entstanden, meisterhaft fotografiert (Robby Müller) und geschnitten (Peter Przygodda) und mit der Musik von Ray Cooder genial unterlegt. "Paris, Texas" zeigt Amerika aus Wenders' subjektiver Sicht und ist zugleich ein Spiel mit den Mythen des amerikanischen Kinos. US-Kritiker warfen dem Film allerdings eine überzogene Mystifizierung des amerikanischen Westens vor.

Im Anschluss, ab 22.35 Uhr, zeigt 3sat die sehenswerte Doku "Wim Wenders, Desperado", in der die Karriere des deutschen Filmemachers rekapituliert wird.

Paris, Texas – Sa. 19.02. – 3sat: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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