Fußball-Star im Porträt der ZDF-Reihe

"Role Models": Bayern-Star Giulia Gwinn gibt neuen Einblick auf den Frauen-Fußball

10.07.2023, 08.16 Uhr

Im Fokus der ZDF-Reihe "Role Models" stand Giulia Gwinn. Die Profi-Fußballerin konnte sich, nach einem Kreuzbandriss, keinen Platz im Kader für die Frauen-WM sichern. Doch davon lässt sich Giulia Gwinn nicht unterkriegen. Vor allem kämpft sie gegen Benachteiligungen im Vergleich zum Männerfußball.

Die Europameisterschaft 2022 in England gilt als Wendepunkt des deutschen Frauenfußballs: Zum ersten Mal war der Sport hierzulande ein Massen-Event – in Sachen Einschaltquoten, aber auch, was die landesweite Begeisterung anbelangt. Allen voran Giulia Gwinn steht seit dem Turnier im Vorjahr im Fokus der Öffentlichkeit: Auf Instagram etwa hat die Abwehrspielerin mehr als einer halben Million Follower. Das ist deutlich mehr als der offizielle Account der DFB-Frauen aufzuweisen hat.

In einer neuen Ausgabe der ZDFkultur-Reihe "Role Models" porträtiert Sven Haeusler nun die junge Frau, die sich wie ihre Teamkolleginnen trotz ihres Erfolges immer wieder sexistische und herabwürdigende Kommentare anhören muss. An Aufgeben ist für Giulia Gwinn trotzdem nicht zu denken – auch dann nicht, wenn ihre eigene Gesundheit zur größten Herausforderung wird.

Der herbe Rückschlag

Bereits in der Vergangenheit hatte die 23-Jährige immer wieder mit schweren Verletzungen zu kämpfen. Im Herbst 2022, wenige Monate nach der EM, riss sich Gwinn im Training der Nationalmannschaft zum zweiten Mal das Kreuzband.

Ein herber Rückschlag für die Außenverteidigerin des FC Bayern, deren Ziel es war, bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland (Start: 20. Juli) auf dem Platz zu stehen. "Ein Kreuzbandriss ist für einen Sportler die schlimmste Verletzung", sagt die gebürtige Friedrichshafenerin im Film, der mit der bitteren Erkenntnis endet: Beim ersten Spiel der deutschen Mannschaft am 24. Juli wird sie nicht dabei sein. "Giulia ist zwar mit ihrem Rehaplan sehr weit, jedoch fehlen ihr mehrere Wochen Trainingszeit", begründete Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg Anfang Juni das WM-Aus.

Zu Beginn blickt das Filmporträt auf die Herkunft der Sportlerin aus der ländlichen Bodenseeregion ("Die schönste Kindheit, die man sich wünschen kann"). "Man weiß, wo man herkommt und wo man immer zurückkann", zeigt sich die Bayern-Spielerin im Kreise ihrer Eltern und Brüder bei schwäbischen Spätzle bodenständig. Gerade die Nahbarkeit ist es schließlich auch, die den Charme des Frauenfußballs im Vergleich zum durchkommerzialisierten Spektakel der Männer ausmacht.

"Was mich immer nervt, ist der Vergleich zum Männerfußball. Anstatt dass man's separat betrachtet", wehrt sich Giulia Gwinn vor der ZDF-Kamera gegen unerfüllbare Ansprüche vonseiten Außenstehender. Und doch zieht sie den ungeliebten Vergleich selbst heran – nämlich um bessere Rahmenbedingungen für ihren Sport einzufordern.

"Uns geht's vor allem darum, dass so gute Strukturen geschaffen werden, dass der Frauenfußball auch wirklich als Profisportart gesehen wird", bekräftigt die 24-Jährige. "Dass jede das ausüben kann, ohne früh morgens zu trainieren, acht Stunden zu arbeiten, spät abends zu trainieren." Ansonsten werde nie ein fairer Wettbewerb entstehen.

Frauenfußballerinnen denken auch die Karriere danach

Gwinn deutlich: "Das ist es, was uns wirklich frustriert, dass nicht die gleichen Bedingungen da sind, die gleiche Infrastruktur." Dabei gehe es gar nicht primär um die Bezahlung, es sei auf Sicht gar nicht realistisch, an die teils horrenden Gehälter der Männer heranzukommen. "Es geht um eine Annäherung, dass man spürt, es geht stetig ein bisschen was bergauf. Dafür kämpfen wir. Aber es ist natürlich alles schleppender als im Männerfußball."

Gleichwohl habe das viele Geld, das im Männerfußball fließt, auch seine Schattenseite: "Sehr viele denken, sie werden Profi. Wie viele es dann am Ende schaffen, ist was anderes", blickt die Star-Verteidigerin mit einem süffisanten Lächeln auf den Männer-Nachwuchs. Diese Fallhöhe existiere im Frauenfußball nicht. "Bei uns ist es durch die Bank so, dass jede ein Studium macht, eine Ausbildung schon fertig hat oder irgendwas in der Hand hat, das man für die zweite Karriere nutzen kann."

Guilia Gwinn ist die sechste Frau, die in der Reihe "Role Models" Einblicke in ihr Leben gewährt. Auch Nikeata Thompson, Sophia Flörsch, Düzen Tekkal, Leyla Piedayesh und LUNA wurden bereits porträtiert. Alle bisherigen Folgen der Dokuserie sind in der ZDFmediathek abrufbar. Die Folge mit Guilia Gwinn wird zudem am Samstag, 8. Juli, 0 Uhr, im ZDF gezeigt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren