Magier-Duo

ARTE-Doku erzählt die ganze Geschichte von Siegfried und Roy

von Elisa Eberle

Siegfried Fischbacher und Uwe Ludwig Horn begeisterten als Magier-Duo Siegfried und Roy Millionen von Fans auf der ganzen Welt. Eine TV-Doku blickt zurück auf ihr bewegtes Leben.

Sie waren die bekanntesten Magier der Welt: Es gibt wohl kaum einen Menschen, egal welchen Alters, der nicht mindestens einmal von Siegfried und Roy gehört hat. Nun, rund ein Jahr nach dem coronabedingten Tod von Roy am 8. Mai 2020 wirft eine bewegende Dokumentation einen Blick zurück auf ihre unvergleichliche Karriere.

Beginnend in ihrer Kindheit erzählt der Filmautor Christian Jakob in "Siegfried und Roy – Der amerikanische Traum" (Freitag, 14. Mai, 22.05 Uhr, ARTE) den langsamen Aufstieg von zwei missachteten Jungen zu Las Vegas' wohl bekanntesten Künstlern: Am 13. Juni 1939 wird Siegfried Fischbacher als mittleres von drei Kindern in Rosenheim geboren. Fünf Jahre später, am 3. Oktober 1944, erblickt Uwe Ludwig Horn, der sich später Roy Horn nennt, in Nordenham, in der Nähe von Bremerhaven, das Licht der Welt. Schon damals teilten sie ein ähnliches Schicksal: Ihre Väter waren vom Krieg gezeichnet, alkoholabhängig und schenkten dem Nachwuchs wenig Beachtung.

So kommt es, dass Siegfried schon früh eine regelrechte Sucht nach Aufmerksamkeit entwickelt: Heimlich trainiert er Zaubertricks, die er anschließend vor seinem Vater vorführt. Die Tatsache, dass ihn dieser dabei erstmals wahrnimmt, sei, laut des Psychologen Michael Thiel, ein Schlüsselerlebnis gewesen, welches ihn über all die Jahrzehnte begleitete. Roy hingegen entzieht sich der Realität, erinnert sich eine Bekannte, und widmet sich voll und ganz seinen Tieren, zu denen später ein Gepard aus dem Bremer Zoo zählt.

Als junge Männer zieht es Siegfried und Roy zufällig auf dasselbe Kreuzfahrtschiff, auf dem sie sich kennenlernten. Gerade für jüngere Zuschauer, die die Zeit des Aufbruchs nach dem Krieg nicht miterlebt haben, ist der Film an dieser Stelle wie ein Fenster in eine andere Welt: Eine Welt, in denen man mit Kreuzfahrtschiffen noch Luxus anstelle von Pauschaltourismus und Umweltsünden verband und in der das Zaubern noch etwas Großes war und nicht vom Medienkonsum in die Ecke gedrängt wurde.

Von da an geht es Schlag auf Schlag: Minutiös zeichnet der rund 50-minütige Film die größten Schritte in der Karriere von Siegfried und Roy nach. Von ersten Auftritten, etwa am Hansa-Varieté-Theater in Hamburg über Rückschläge wie die Absage des Schweizer Circus Knie bis hin zu ihren großen Durchbrüchen, zunächst in Monte-Carlo, später dann in Las Vegas. Die ganze Zeit über, erinnert sich etwa der Magier Hans Klok, sei dabei Roy der Motor gewesen, der aus dem Schatten Siegfrieds treten und immer mehr erreichen wollte.

Siegfried litt an Depressionen

Doch es ist nicht nur der berufliche Weg, mit dem sich die aufschlussreiche Doku beschäftigt. Hier und da wirft der Autor auch einen Blick hinter die Glitzerfassade: So erfährt man, dass Siegfried unter Depressionen litt und immer wieder tablettensüchtig war. Auch die nie offiziell bestätigte Liebesbeziehung zwischen den Bühnenkünstlern wird angeschnitten. Daneben versorgen prominente Zeitgenossen, wie Schlagersänger Heino und dessen Frau Hannelore, den Zuschauer mit der ein oder anderen Anekdote.

Im letzten Drittel der Doku geht es dann vor allem um die Lebensaufgabe von Siegfried und Roy: die Zucht weißer Tiger. Auch wenn diese Leidenschaft dem Magier-Duo letztlich seinen Weltruhm bescherte, im Film kommt die Idee nicht gut weg: Ein Tierexperte erklärt, warum ausgerechnet der Erhalt weißer Tiger wider die Natur sei und weswegen die Haltung als Haustier die Raubkatzen unnötig quälte.

Und dann ist da natürlich noch das tragischste Kapitel dieser ganz und ganz wundersamen Geschichte, der Unfall: Am 3. Oktober 2003 wurde Roy von seinem Tiger Mantecore angegriffen und war fortan halbseitig gelähmt. Siegfrieds Schwester Dolore erinnert sich, wie schmerzlich das Ereignis auch für ihren Bruder war: "Wenn er das nicht überstehen kann, will ich auch nicht mehr leben", habe er gesagt.

Am Ende berichtet die Ordensschwester vom letzten Telefonat mit ihrem Bruder, der am 13. Januar 2021, wenige Monate nach seinem Partner Roy gestorben ist.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren