Film im ZDF

"Spuren des Bösen – Schuld": Nach 45 Minuten geht es richtig los

von Kai-Oliver Derks

Der neunte Film der "Spuren des Bösen"-Reihe beginnt fürchterlich kompliziert. Doch am Ende steht nurmehr das Duell "Mann gegen Mann".

ZDF
Spuren des Bösen – Schuld
Kriminalfilm • 12.04.2021 • 20:15 Uhr

Rund eineinhalb Jahre liegt die Ausstrahlung des achten Films der großartigen Krimireihe mit Heino Ferch als Psychiater und Verhörspezialist der Wiener Polizei zurück. Womit die Krux schon beschrieben wäre: Mit der aktuellen Folge beschließt "Spuren des Bösen" eine Art Trilogie innerhalb des Formats, die Anfang 2018 ihren Anfang nahm. Um also zu verstehen, was hier und heute geschieht, bedarf es eines glänzenden Erinnerungsvermögens.

Nicht wenige Zuschauer werden sich demnach zu Beginn fragen: Was um Himmels willen ist hier los? Irgendwann wird Richard Brock (Ferch) freundlicherweise die Zusammenhänge der Geschichte zu erklären versuchen: Es geht um Mord, um Korruption, um eine kriminelle Zelle innerhalb der Wiener Polizei. Es fallen Namen über Namen von Menschen, die in den letzten Filmen einander wahlweise hintergangen, betrogen oder umgebracht haben. Mancher Betrachter wird hier womöglich aufgeben. Sollte er aber nicht. Denn "Schuld" ist wie nahezu alle Vorgänger ein großartiger Thriller geworden, den zu verstehen bald schon wieder ganz einfach wird.

Im Grunde geht es einfach nur um ein Duell zweier Männer. Auf der einen Seite Richard Brock. Er weiß, dass es sich bei dem hochrangigen Polizisten Gerhard Mesek (Juergen Maurer) in Wahrheit um einen mehrfachen Mörder handelt. Nur beweisen kann er es ihm nicht. Also treibt er die Ermittlungen auf geradezu manische Weise gegen ihn voran. Mesek bekommt Wind davon ... und wehrt sich auf seine Weise.

Ein "unangenehmer, überheblicher Idiot" als Hauptfigur

Dieser Brock, den Heino Ferch jetzt seit zehn Jahren verkörpert, ist schon eine außergewöhnliche Figur. Eigentlich nicht "fernsehtauglich". Denn: Er redet äußerst ungern, zeigt kaum Emotionen und ist ganz und gar kein Sympathieträger. Oder anders ausgedrückt, wie es ihm diesmal jemand hinwerfen wird: "Sie sind ein unangenehmer, überheblicher Idiot." So falsch ist das nicht. Und doch haben Kenner der kruden Reihe Verständnis: Der Mann hat in all den Jahren schließlich schon so einiges mitgemacht.

Jetzt scheint auf den ersten Blick Ruhe eingekehrt zu sein. Brock lebt mit seiner ehemaligen Psychologin Brigitte Klein (Katrin Bauerfeind) seit sieben Monaten in einer Beziehung. Aber: Die beiden misstrauen einander. Brigitte ahnt nichts von der Jagd ihres Freundes auf Mesek, die er heimlich von einer Garage aus zusammen mit seinem treuen Gefährten Klaus Tauber (Gerhard Liebmann) vorantreibt. Und Brock wiederum vermutet, dass die Beziehung Brigittes zu der Journalistin Eva (Ulli Maier) doch nicht zu Ende ist, wie Brigitte behauptet.

So wabert die Geschichte dahin. Streng genommen geschieht in den ersten 45 Minuten des Films wenig bis gar nichts. Es ist kaum mehr als düsterer, stiller Blicke auf eine Gruppe vieler ernster, zweifelnder Menschen. Dann aber fallen zwei Schüsse – und der Film beginnt quasi jetzt erst wirklich. Das Drama nimmt seinen Lauf.

Wie zu allen Brock-Fällen schrieb auch diesmal der österreichische Drehbuchautor Martin Ambrosch die Vorlage. "Spuren des Bösen"-Stammregisseur Andreas Prochaska, der unter anderem auch die komplette erste Staffel der Sky-Serie "Das Boot" in Szene setzte, inszenierte den Psycho-Thriller, der am Ende auch zur Erzählung über die großen Themen "Freundschaft" und "Vertrauen" wird.

"An Geheimnissen trägt man schwer", sagt Brock gleich zu Beginn, und irgendwann tanze eben jeder ums Feuer wie das Rumpelstilzchen und verrate sich. Mit dieser Prophezeiung wird Brock recht behalten. Derweil: Das Rumpelstilzchen hat's nicht überlebt. Und auch in diesem Film ist der Preis für die Wahrheit hoch.

Spuren des Bösen – Schuld – Mo. 12.04. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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