Mitreißendes Psycho-Drama

"Tagebuch eines Skandals": Packendes Duell zwischen Judi Dench und Cate Blanchett

25.01.2024, 07.52 Uhr
von Jasmin Herzog

Mit scharfsinnigen Beobachtungen werden in dem packenden Psycho-Drama "Tagebuch eines Skandals" die beiden Frauen skizziert. Judi Dench und Cate Blanchett spielen sich in dem sehenswerten Film gegenseitig an die Wand.

ARTE
Tagebuch eines Skandals
Drama • 24.01.2024 • 20:15 Uhr

Der gute Freund das Tagebuch

"Tagebuch eines Skandals" von 2006 ist ein "Oh!"- und "Ah!"-Erlebnis. Richard Eyres Romanverfilmung über die diffizile Beziehung zweier Lehrerinnen gibt den Schauspielern Raum. Judi Dench und Cate Blanchett nutzen ihn. Die Chemie stimmt – so sehr, dass nicht nur eine gute Geschichte dabei heraussprang, sondern sowohl für Haupt- als auch Nebendarstellerin eine Oscar-Nominierung. Nur rund 190.000 deutsche Kinobesucher ließen sich auf das packende Duell ein, nun haben die Fernsehzuschauer erneut die Chance, es bei ARTE zu sehen.

Wem vertrauen Menschen, denen normalerweise die anderen ihre Geheimnisse verraten? Ihrem Tagebuch – etwas anderes fällt Barbara Covett (Judi Dench), einer seriösen Lehrerin, auch am Ende ihrer beruflichen Laufbahn nicht ein. Oft reicht ihr bloßes Erscheinen, um die Schüler zur Ruhe zu bringen. Ruhe, daraus besteht ihr Leben. Sie hat gelernt, Emotionen kaltzustellen, unterdrückt ihre lesbischen Neigungen und lebt mit ihrer Katze das sprichwörtliche Alte-Jungfern-Leben. Eines, das in diesem Fall berührt.

Aus Vertrauen wird Erpressung

Barbara moderiert "Tagebuch eines Skandals". Mit scharfsinnigen Beobachtungen skizziert sie scheinbar unbeteiligt und unterkühlt sich und die Menschen um sie herum. Wie die Kunstlehrerin Sheba Hart (Cate Blanchett). Doch bei ihr schmilzt die Härte der Grauhaarigen. Sie, die immer alles kontrolliert, versucht gelangweilt zu wirken, beim ersten Besuch in den vier Wänden der jüngeren Kollegin. Dort, wo sie statt einer Bilderbuchfamilie eher chaotische Bohemiens vorfindet.

Die Kamera fängt Bilder der beiden Frauen ein, die von solch ungeheurer Zärtlichkeit sind, dass sich der Zuschauer fast als Mitwisser fühlt. Dabei ist überhaupt nichts passiert. Covetts Begehren prallt an Sheba ab, ihre Freundschaft erwidert sie mit Höflichkeit. Sheba hat eine Affäre mit einem Schüler. Sie ist sehenden Auges ins offene Messer gerannt, weiß, was sie riskiert. Als Covett davon erfährt, schweißt das die beiden Frauen für eine kurze Zeit zusammen. Bis Erpressung daraus wird, der Versuch, Gefühle oder zumindest Nähe zu erzwingen.

Das Aufblitzen des Bösen

"Tagebuch eines Skandals" wird nur kurz laut und mörderisch. Letztlich ziehen sich alle Figuren nach emotionalen Momenten zurück und bezahlen für ihr Handeln. Im Hintergrund hilft Regisseur Richard Eyre ("Abbitte"), der nicht wertet und moralisiert, der das Aufblitzen des Bösen für ausreichend hält. Der die Fratzen wieder in ihre normalen Körper zurückspringen lässt, weil nur die pure Verzweiflung Drohungen formuliert. Nebenbei erzählte er sogar von der Hölle, von allen vergöttert zu werden. Und ohne mit Covett zu sympathisieren, lässt Eyre ihre Tragik spüren.

Tagebuch eines Skandals – Mi. 24.01. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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