Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser im Einsatz

"Tatort: Was ist das für eine Welt?": Die dunklen Geheimnisse der Wiener

26.02.2023, 08.23 Uhr
von Eric Leimann

Das schöne Wien zeigt sich im "Tatort: Was ist das für eine Welt?" von seiner dunklen Seite. Viele der Bewohner scheinen ein anderes Leben zu führen, als das sie vorgeben. Es wartet ein besonders spannender Fall auf die Ermittler Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhauser).

ARD
Tatort: Was ist das für eine Welt?
Kriminalfilm • 26.02.2023 • 20:15 Uhr

"Ich weiß, das klingt wahrscheinlich unglaubwürdig", sagt im neuen Wiener "Tatort: Was ist das für eine Welt?" ein Befragter zu den Ermittlern Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser). "Nein, gar nicht unglaubwürdig", antwortet der alte Hase Eisner und fährt nach kleiner Kunstpause fort: "Wir sind in Österreich."

Tatsächlich kann man immer wieder staunen im neuen Fall der Wiener, der den schönen Titel "Was ist das für eine Welt?" trägt. Staunen über verborgene, zum Teil wundersame Facetten im Leben des Personals dieses Krimis. Dabei ist die Geschichte erst mal unspektakulär. Marlon Unger (Felix Oitzinger), zu Beginn sieht man ihn als Teil einer Radsportgruppe bei der Ausfahrt, kommt beim Nachhausekommen durch eine Messerattacke vor der Wohnungstür ums Leben. Das 29-jährige Opfer stellt sich als hochpotenter und allseits beliebter Mitarbeiter einer IT-Beraterfirma heraus, die Arbeitsabläufe in Betrieben optimiert und sich dabei oft Feinde macht -weil Menschen aufgrund der Expertise von Ungers Firma entlassen werden.

Die Ermittler tauchen in unterschiedliche Leben ein

Als Eisner, Fellner und ihre Mitarbeiterin Meret Schande (Christina Scherrer) im Umfeld des Opfers ermitteln, erfährt man nur Gutes über den jungen Mann, der sein Leben per Polaroid-Tagebuch akribisch festhielt. Sein Chef (Dirk Stermann) schwärmt von seiner Menschlichkeit und Kompetenz, Kollegen wie der ehrgeizige Arnold Cistota (Valentin Postlmayr) loben ihn ebenso, und auch seine On-Off-Beziehung, die junge Barfrau und Künstlerin Anna Feistinger (Marlene Hauser), spricht von Marlon wie von einem Heiligen.

Mit der Zeit ist Moritz Eisner fast schon genervt von den Lobeshymnen auf das Opfer – denn alle Ermittlungen laufen ins Leere. Und doch gibt es schließlich ein paar "unglaubwürdige" Gespräche und Charaktere später Hinweise, denen das ermittelnde Trio nachgehen kann. Im meist nächtlichen Ambiente, das durch den Soundtrack der Wiener Kultband Kreisky befeuert und vom jungen Schweizer Kameramann Ioan Gavriel in poetischen Stadtaufnahmen eingefangen wird, tauchen die Ermittelnden in eine Reihe unterschiedlicher Leben ein, die allesamt ihre Geheimnisse haben.

Geschichte voller kreativer, geheimnisvoller Figuren

Wer den exzellenten Münchner "Tatort: Lass den Mond am Himmel stehen" vom Juni 2020 gesehen hat, weiß um die Kunstfertigkeit des österreichischen Autorenduos Stefan Hafner und Thomas Weingartner. Im "Tatort: Was ist das für eine Welt?" haben die beiden nun wieder eine Geschichte voller kreativer, geheimnisvoller Figuren gebaut, die spannend anzuschauen sind. Geschickt wird mit Erwartungen des Publikums gespielt und gebrochen. "Was ist das für eine Welt?" ist sicher der – im positiven Sinne – anspruchsvollste Wiener Beitrag seit einiger Zeit. Dazu noch wunderschön anzusehen, was an der Regiearbeit der vielfach ausgezeichneten Cutterin Evi Romen liegt.

Der nächtliche Wiener Trip, in dem Assistentin Meret Schande deutlich mehr "Screentime" bekommt als zuletzt und diese für ihren queeren Ermittlerinnen-Charakter wunderbar nutzt, ist auch deshalb so verführerisch, weil die Musik von einer Indie-Art-Rock-Band stammt, deren Sound eigentlich keinem typischen Filmscore entspricht. Weil Meret mit ihrer Freundin Jasmina (Elena Wolff) ein Konzert von Kreisky besucht, darf die Band im Film auch "live" performen. Im Gegensatz zum Fall "Lass den Mond am Himmel stehen", der die Geschichte zweier gut situierter, befreundeter Familien am Münchner Stadtrand erzählte, kommt die neue Arbeit von Hafner und Weingartner ein wenig leichter und – ja – lustiger daher. Aufgrund skurriler Typen und einiger gelungener Gags zulasten von jung-dynamischen Unternehmensberatern gibt es hier und da tatsächlich etwas zu lachen. Wirklich sehr gelungen, dieses Wiener Wechselbar der Gefühle samt prima Soundtrack.

Tatort: Was ist das für eine Welt? – So. 26.02. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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