Film in der ARD

"The Mule": Mit 90 plötzlich Drogenkurier

von Jasmin Herzog

Ein Korea-Veteran wird auf seine alten Tage Drogenkurier. Und Clint Eastwood beweist mit "The Mule" wieder einmal, dass er es immer noch drauf hat.

ARD
"The Mule"
Drama • 26.07.2021 • 20:15 Uhr

Clint Eastwood ist nicht nur Western-, Revolver- und Kriegsfilm-Haudegen, sondern auch als Regisseur und Produzent erfolgreich. Mit stolzen 91 Jahren steht er immer noch vor und hinter der Kamera, aktuell laufen die Dreharbeiten zum Neo-Western "Cry Macho", bei dem er einmal mehr als Regisseur und Hauptdarsteller agiert. Bereits 2018 bewies Eastwood, dass er sich sein fortgeschrittenes Alter grandios zu Nutze machen kann: Im Senioren-Thriller "The Mule" spielte der kantige Schauspieler, der den Film auch inszenierte, Earl Stone, einen Drogenkurier eines mexikanischen Kartells. Das Erste zeigt das Drama nun zur besten Sendezeit.

Am Straßenrand, mitten in der Einöde, steht eine schwarze Mittelklasse-Familie. Ihr Auto hat einen Platten, und der 90-jährige Earl Stone hält an, um zu helfen, reißt aber auch rassistische Sprüche. Kein Wunder, dass seine Hilfe abgelehnt wird. Die beiden ambitionierten jungen Männer vom mexikanischen Drogenkartell freilich, die Earl hinterherfahren, um ihn zu überwachen, kochen vor Wut. Ihr bester Kurier hält sich mal wieder nicht an die Regeln – mit Taschen voller Rauschgift in seinem Van. Earl aber, der seine Bewacher kennt, scheint die Situation zu genießen.

Dabei ist der neue Job die Rettung für ihn. Die kleine Gärtnerei des Korea-Veteranen ist pleitegegangen, sein Haus soll zwangsvollstreckt werden. Zu seiner Familie kann er nicht mehr, die hat er zu lange vernachlässigt. Ihm bleiben nur ein alter Pick-up und ein paar Sachen auf der Ladefläche. Als Earl jemandem erzählt, dass er mit seinem Wagen noch nie einen Unfall hatte, bekommt er eine Telefonnummer zugesteckt: Da suchen Leute nach zuverlässigen Fahrern ...

Als solcher ist er bald sehr geschätzt bei seinem neuen Arbeitgeber, einem mexikanischen Kartell. 'El Tata', wie sie ihn nennen, transportiert nun Kokain im Wert von vielen Millionen Dollar quer durch die USA. Der Job ist nicht ungefährlich und widerspricht Earls moralischen Vorstellungen. Aber das viele Geld im Handschuhfach nach jeder Lieferung verschafft ihm wieder Ansehen bei seiner Familie. Personelle Veränderungen an der Kartellspitze und der clevere Drogenfahnder Bates (Bradley Cooper) kommen da äußerst ungelegen.

Für "The Mule" (2018) arbeitete Eastwood zum ersten Mal seit 18 Jahren nicht mit Stamm-Kameramann Tom Stern zusammen, sondern mit dessen kanadischem Kollegen Yves Bélanger ("Der große Trip – Wild", "Dallas Buyers Club"). Entstanden ist ein sehr spezieller Look, der viel mit der Ausgewogenheit des Films zu tun hat. Die Vorgeschichte von Earls krimineller Karriere wird in dunklen, schattigen Bildern erzählt. Dagegen finden die haarsträubendsten Begebenheiten im hellen Sonnenschein statt. Nachdenkliche Passagen erhalten eine düstere Stimmung. Im schönen Tageslicht hingegen treten Widersprüche und Brutalität besonders deutlich hervor: Rassismus von Polizisten und "Normalbürgern", paradiesische Landschaften und grausame Morde, wirtschaftliche Verwerfungen und Country-Music-Nostalgie.

Und in diesem Licht lässt Eastwood die Charaktermaske seines Anti-Helden porös werden. Dessen Manieren und sein Interesse am großen Geld entpuppen sich als Mittel zur Befriedigung von Geltungssucht. Das mag ein individuelles Problem sein, aber mit der eigenen Lebensbilanz und dem Verhältnis zu Ex-Frau (Dianne Wiest) und Tochter zu hadern, dürfte doch sehr weit verbreitet sein.

"The Mule" – Mo. 26.07. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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