Doku bei ARTE

"Todesfalle Haute Route – Rekonstruktion eines Dramas": Die Tragödie am Berg

24.04.2024, 10.30 Uhr
von Susanne Bald

Am 29. April 2018 kam es bei der Skitour-Strecke Haute Route im Wallis zur Tragödie. Sieben Menschen verlieren an dem Tag dort ihr Leben. Die Tour wird jedes Jahr von etwa 2.000 Alpinisten begangen. Warum mussten die Bergsteiger und ihr Bergführer sterben? Die Doku bei ARTE versucht das Unglück zu rekonstruieren.

ARTE
"Todesfalle Haute Route – Rekonstruktion eines Dramas"
Dokumentarfilm • 11.04.2024 • 20:15 Uhr

Nur drei aus der zehnköpfigen Gruppe überlebten

Die Haute Route zwischen dem französischen Chamonix und dem Schweizerischen Zermatt zählt zu den bekanntesten Ski- und Wandertouren in den Walliser Alpen. Sie wird jedes Jahr zwischen März und Mai von etwa 2.000 Menschen begangen, in der Regel ohne besondere Vorkommnisse. Umso größer das Entsetzen, als am 29. April 2018 auf dieser Tour sieben Menschen zu Tode kamen, aus Erschöpfung und Unterkühlung und nur 550 Meter von einer rettenden Hütte entfernt, die sie in Schnee, Dunkelheit und bitterer Kälte nicht fanden. Sechs mehr oder weniger erfahrene Skibergsteiger und Skibergsteigerinnen mit ihrem Bergführer.

Nur drei aus ihrer zehnköpfigen Gruppe überlebten. Sie sprechen in der spannenden Dokumentation "Todesfalle Haute Route – Rekonstruktion eines Dramas", die nun auf ARTE zu sehen ist, zum ersten Mal im Fernsehen über das Unglück.

"Es war wie in einem Zombie-Film"

"Die Böen waren so stark, sie haben uns umgehauen, wir konnten nicht mehr stehen", erinnert sich der Überlebende Tommaso Piccioli. Der Atem habe Eisbärte erzeugt, ergänzt Luciano Cattori. "Man konnte sie ab und zu abbrechen, es war wie in einem Zombie-Film". Nach stundenlangem Herumirren habe die Gruppe schließlich aufgegeben und beschlossen, auf den Sonnenaufgang zu warten. "Und ja, irgendwann kam der Gedanke: Sind jetzt alle tot?", erinnert sich die Münchnerin Julia Hruska.

Der Schweizer Filmautor Frank Senn, der schon zahlreiche Berg-Dokus produzierte, versucht in seinem Film herauszuarbeiten, welche Ursachen zu dem Unglück führen konnten, in Zeiten von High-Tech-Equipment und GPS. Zwei Jahre lang recherchierte er für den Film und rekonstruierte den Tag minutiös mit digitalen Effekten, nachgestellten Szenen, Fotos sowie Zitaten aus den Untersuchungsberichten der Staatsanwaltschaft. Neben den Überlebenden kommen unter anderen Rettungskräfte und andere Tourgänger zu Wort. Er habe keinen Film machen wollen, der polemisiert, betont Senn, "sondern einen, der auf Fakten aufgebaut ist. Ich glaube, das hat die Recherche so intensiv gemacht."

War es ein Unfall oder menschliches Versagen? 

Vieles deutet auf Letzteres hin. Schon frühzeitig war eine Schlechtwetterfront gemeldet worden. Dennoch brach der Bergführer mit seiner Gruppe, die ihm anscheinend trotz gelegentlicher Skepsis vertraute, zur geplanten Tour auf. Wohl nur eine von vielen Fehlentscheidungen und unglücklichen Umständen, die schließlich zur Katastrophe führten, wie die Doku eindringlich zeigt.

 


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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